Unter den Mitarbeitern des Krankenhauses St. Marienwörth gibt es unterschiedliche Stimmungsbilder. Wie aus dem Umfeld der Einrichtung bekannt wurde, herrscht neben Verunsicherung und Ängsten zum Teil auch eine positive Aufbruchstimmung. Es stehen jedoch Fragen im Raum, die Doppelstrukturen der Häuser und Funktionen betreffen: Werden etwa die Geburtshilfe und die Zentrale Notaufnahme weiter bestehen bleiben, die in beiden Häusern vorhanden sind? Werden weiterhin alle Stellen in der Verwaltung oder im leitenden medizinischen bzw. pflegerischen Bereich benötigt?
Was für Sicherheit unter den Angestellten des St. Marienwörth sorgen dürfte, ist die Tatsache, dass die bestehenden arbeitsrechtlichen Regelungen der Mitarbeiter auf dem Weg des Betriebsüberganges nach Paragraf 613a Bürgerliches Gesetzbuch bestehen bleiben und der Übergang in eine neue Trägergesellschaft somit gesetzlich geregelt abläuft. Diese Gesellschaft mit weiterhin zwei baulich getrennten Standorten firmiert dann unter „Diakonie Kliniken Bad Kreuznach gGmbH“. „Das ist der handelsrechtlich erforderliche Name der Gesellschaft, die sogenannte Firma. Beide Standorte und die Einrichtungen werden weiterhin ihre Namen führen“, erklärt eine Sprecherin auf Nachfrage dieser Zeitung.
Bundeskartellamt muss der Fusion zustimmen
Die Stiftung Kreuznacher Diakonie, die neben dem St. Marienwörth auch den Palliativstützpunkt Rheinhessen-Nahe, das Pflegeheim Haus St. Josef sowie das MVZ Nahe auf dem Campus Mühlenstraße übernehmen wird, „stellt sich gerne der Verantwortung für die gesellschaftlich unverzichtbare Leistungserbringung“. Dazu würden die Mitarbeiter benötigt. Die Fusion steht noch unter dem Vorbehalt der Freigabe des Bundeskartellamtes und der Zustimmung durch die Krankenhausplanungsbehörde des Landes Rheinland-Pfalz. Erst wenn es diesbezüglich eine Entscheidung gibt, könne die Stiftung weitere Informationen über das geplante medizinische Konzept mitteilen.
Aus Sicht des Freundschafts- und Fördervereins St. Marienwörth ist die Fusion der beiden großen Kreuznacher Krankenhäuser unter ökonomischen Gesichtspunkten sinnvoll. Diskutiert wird die Zusammenlegung der Häuser schon seit Jahren und war bereits unter dem vorherigen Vorstand Dr. Frank Rippel (Diakonie) und Krankenhausdirektor Bruder Bonifatius Faulhaber (Marienwörth) ein Thema. „Die Übernahme kann Synergieeffekte schaffen“, ist der Vorsitzende des Fördervereins, Ralf-Dieter Kanzler, überzeugt. Er weist darauf hin, dass auch dem Ehrenbürger der Stadt Bad Kreuznach und langjährigem Arzt der Diakonie, Dr. André Borsche, ebenfalls sehr daran gelegen war, dass die Einrichtungen unter einem Dach zusammenarbeiten.
„Das sollte auf Augenhöhe laufen.“
Ralf-Dieter Kanzler, Vorsitzender des Freundschafts- und Födervereins St. Marienwörth, zur anstehenden Übernahme des Hauses
Die Frage sei nun, wie der Übernahmeprozess gestaltet wird. „Das sollte auf Augenhöhe laufen“, fordert Kanzler. Vermieden werden sollte tunlichst, dass das kleinere Haus Marienwörth „untergebuttert“ wird. Denn dann stünde zu befürchten, dass gerade spezialisiertes Personal aus den Bereichen Medizin und Pflege „das sinkende Schiff verlässt“. Zudem sprach sich der Fördervereinsvorsitzende dafür aus, die Angestellten im Prozess der Übernahme immer ausreichend über Neuerungen zu informieren. „Mangelnde Information kann Mitarbeiter verschrecken.“
Was den wirtschaftlichen Aspekt angeht, so sieht auch Oberbürgermeister Emanuel Letz (FDP) die Übernahme als sinnvolle Lösung an. „Angesichts der Insolvenz des Krankenhauses St. Marienwörth bietet diese Maßnahme eine realistische Perspektive, die medizinische Versorgung in beiden Häusern und die damit verbundenen Arbeitsplätze in unserer Stadt zu sichern“, sagt er. Die Fusion der beiden Krankenhäuser erscheint als die praktikabelste Lösung, um die Gesundheitsversorgung entsprechend aufrechtzuerhalten. „Alternative Konzepte zur eigenständigen Fortführung beider Standorte sind aufgrund der wirtschaftlichen Herausforderungen und des Fachkräftemangels aktuell nur schwer realisierbar“, führt er aus.