Alle Jahre wieder werden in der Vorweihnachtszeit Wunschbäume aufgestellt. Seit gut zehn Jahren entwickelte sich diese Hilfsaktion des Fördervereins Lützelsoon für kranke und Not leidende Kinder zur größten Bescherung in der Region. Mehr als 500 Kinder, die sonst kaum ein Geschenk erhalten, werden auf diese Weise beschert. Mit etwa 30 Kindern hatte es damals begonnen, erinnert Lützelsoon-Vorsitzender Herbert Wirzius im Gespräch mit unserer Zeitung.
Inzwischen ist die Region, in der Förderverein und Soonwaldstiftung wirken, weit übers Kirner Land hinaus gewachsen, und es werden aktuell fast 100 Kinder betreut. Jährlich kommt mehr als ein Dutzend Fälle hinzu, in denen sich Verein und Stiftung um Hilfe, vor allem für krebskranke Kinder, bemühen. Das Versprechen, dass jeder Spenden-Euro als Spende ankommt, macht es den Menschen leicht, bei der Wunschbaumaktion mitzumachen. Die Bäume stehen unter anderem im Mainzer Kaufhof oder im Kaufland in Kreuznach. Für etliche Kunden gehört es zum festen Ritual, sich an der Aktion zu beteiligen.
Da hängen Wunschzettel an den Bäumen, die für die Spender keinem bestimmten kleinen Empfänger zuzuordnen sind. Vorname und Alter des Kindes müssen genügen. Eigentlich sollen die Geschenke zwischen 15 und 20 Euro kosten. Aber etliche Spender greifen viel tiefer in die Tasche. Da wünscht sich ein Kind zum Beispiel einen besonderen Film, und der Spender kauft gleich die ganze Staffel.
Das ist zwar nicht der Wunsch der Initiatoren, doch man kann es nicht ändern. Wenn einmal an einem Baum Wünsche unerfüllt bleiben, dann kümmern sich oft die Sponsoren selbst darum und erfüllen sie. Oder es wird am Ende vom Förderverein der ein oder andere Wunsch finanziert, sagt Büroleiterin Isabell Lauf. Sie hat derzeit mit ihrem Team alle Hände voll zu tun, um die Geschenke rechtzeitig vor Weihnachten an die richtigen Adressen zu bringen.
„Dieses Jahr fehlt uns fast eine ganze Woche. Wir werden es vermutlich nicht schaffen, alles noch vor Heiligabend zu verteilen“, bedauert sie. In die Wunschzettelaktion sind seit einigen Jahren etliche Flüchtlingskinder der Region eingebunden. Bedacht werden unter anderem die AWO-Wohngruppe in Kirn, die Kinder-, Jugend- und Familienhilfe der Kreuznacher Diakonie in Niederwörresbach und alle Außenwohngruppen, Asylkinder der Stadt Kirn und der Verbandsgemeinden Kirn-Land und Rhaunen. Auch die Kinder, die Förderverein Lützelsoon und Soonwaldstiftung betreuen und die Kinder, die der Hilfsfonds fürs Kirner Land sowie die Kulturloge betreuen, erhalten ihr Geschenk. Des Weiteren werden der Förderkindergarten der Lebenshilfe Bad Kreuznach, der Förderkindergarten der Lebenshilfe Idar-Oberstein, die Don-Bosco-Schule Bad Kreuznach beschenkt. Darüber hinaus bekommen Kinder Geschenke, die von verschiedenen Familienhelfern in der Region betreut werden.
Beim Förderverein Lützelsoon sind viele Kinder als hilfsbedürftig registriert, die sonst in keiner Kartei einer Verwaltung auftauchen. „Mehr als die 515 Pakete, die in diesem Jahr verteilt werden, können es aber nicht mehr werden“, sagen Herbert Wirzius und Isabell Lauf übereinstimmend. Die Grenzen für das Organisationsteam mit Isabell Lauf, FSJlerin Fabia Reichard, Thomas Jung und Carina Dinig sind erreicht.
Die Bevölkerung ist nach wie vor sehr gern bereit zu spenden, freut sich Fördervereinsgründer Herbert Wirzius. Er weiß: Oft spenden besonders die Menschen, die selbst nicht so viel haben. Sie wissen, die Hilfe kommt an. Ein Wermutstropfen in dieser doch so hektischen vorweihnachtlichen Zeit ist es für Isabell Lauf, wenn Spender ganz schnell ihre Spendenquittung brauchen. Da werde schon mal ein ziemlicher Druck aufgebaut, sagt sie und scherzt: „Wir sind doch keine Fabrik.“ Aber die Helfer werden auch oft entschädigt. Vor allem durch den Dank der Betroffenen Familien, die seit vielen Jahren die Hilfe von Förderverein und Stiftung in Anspruch nehmen können. Meist ist es Leukämie, die die Familien trifft. Die zweite große Gruppe von Kindern leidet an Celebralparese, einer frühkindlichen Hirnschädigung. Auch die Muskeldystrophie des Typs Duchenne nimmt zu, 16 Familien werden in der Region vom Förderverein mitbetreut. Armin Seibert
Der medizinische Beirat des Fördervereins Lützelsoon mit seinen Experten in den verschiedensten Fachrichtungen ist ein wichtiges Merkmal der stetig noch wachsenden Hilfsorganisation. Hier werden schnell und zuverlässig Kontakte geknüpft, Kapazitäten in ganz Deutschland mobilisiert, um die beste Hilfe zu ermöglichen. Das kostet natürlich Geld. Dazu erklärt uns Herbert Wirzius, warum die betroffenen Familien immer weiter fahren müssen und warum die Behandlung oft so teuer ist. Bis 2009 gab es die KMT (Klinik für Knochenmarktransplantation in Idar-Oberstein). Das war für viele Familien die nächste Anlaufstation und die einzige Klinik in Rheinland-Pfalz. Wirzius erinnert: „Es galt damals, dass alle Bundesländer eine solche Klinik haben sollten.“ Als sie dennoch geschlossen wurde, bleib für viele Betroffene der Region nur die Fahrt nach Homburg, Heidelberg, Frankfurt, Gießen oder Trier. Die Krankenkassen verweisen indes auf die nächstgelegenen Kliniken. Weil diese die nötige Behandlung nicht leisten können, übernehmen Eltern selbst die Initiative, investieren viel Zeit und Geld. Der Förderverein Lützelsoon, der einst die Obersteiner Elterninitiative begleitete, übernimmt oft die Betreuung. Dazu gehört für Herbert Wirzius, dass betroffenen Eltern die Fachfilme zur Verfügung gestellt werden, die sie zu Hause in aller Ruhe anschauen können. Da wird vielen Familien erst klar, was jetzt zu tun ist, wenn durch die niederschmetternde Diagnose die heile Familienwelt zusammengebrochen ist. as