Ohne dass es wirklich gefunkt hätte, über eine kurze anfängliche Euphoriephase kamen die nun frisch Geschiedenen nicht hinaus, die Zweckgemeinschaft Kleudgen/CDU ist passé. Eine entsprechende Erklärung übergab Kleudgen am Donnerstagabend im Stadtrat an Fraktionschef Werner Klopfer und an die versammelte Presse. Seine Fraktionskollegen wurden vorweg nicht informiert.
Für viele kam der letztliche Vollzug des Bruches nicht mehr überraschend. Schon länger waren Misstöne zu vernehmen. An der letzten Fraktionssitzung, der ein längeres Gespräch zwischen dem unzufriedenen Kleudgen und dem CDU-Fraktionsvorstand vorausging, nahm der 54-jährige Diplom-Volkswirt und Berufsschullehrer bereits nicht mehr teil.
Er betont in seinem Schreiben, dass ihm der vollzogene Schritt nicht leicht gefallen sein, mit vielen Räten aus der Fraktion habe er sich gut verstanden, deren sachlichen und fairen Umgangsformen habe er immer zu schätzen gewusst. Diese werden auch alle namentlich genannt. Dabei zählt der Winzenheimer fast die gesamte CDU-Fraktion auf. Nicht genannt werden unter anderem Fraktionschef Klopfer, Helmut Kreis und Anna Roeren-Bergs. Er schreibt: „Die Enttäuschung sitzt zu tief, als dass ich so weiter arbeiten kann und möchte.“
In seiner Argumentation führt er Sachgründe an. Zum einen sei inhaltlich nicht erkennbar gewesen, dass die Fraktion an bestimmte Themen ran wolle. Kleudgen nennt die freiwilligen Leistungen wie Jugendamt, PuK oder den Kulturbereich. Gerade die Haltung zu diesen Frage sei eine der Kernargumente gewesen, weshalb er zur CDU-Fraktion gewechselt sei. Vor dem Wechsel habe ihm der Fraktionsvorsitzende ein anderes Vorgehen ins Aussicht gestellt, schreibt er in dem dreiseitigen Brief.
Ebenfalls ein Knackpunkt: Kleudgens Nichtnominierung als interner Kandidat für den Beigeordnetenposten der Stadt, den künftig Markus Schlosser besetzt. Der Ablauf innerhalb der Fraktion habe sich nicht mit seinen „Vorstellungen von einem kompetenzorientierten und ergebnisoffenen, fairen Wettbewerb der Kandidaten“ gedeckt. Von Teilen des Vorstands sein ihm in einer Fraktionssitzung mitgeteilt worden, er sei noch nicht lange genug in der Partei, um diesen Posten bekleiden zu können. Es könne so der Eindruck entstehen, er sei der Karriere wegen ins christdemokratische Lager übergelaufen. Er habe nicht mal die Möglichkeit bekommen, seine Ansichten als möglicher Wirtschaftsförderer intern vorzustellen. „Hier musste ich feststellen, dass ich als CDU-Kandidat nicht gewünscht bin“, fasst Kleudgen die Geschehnisse zusammen. Außerdem sei es klar, dass es keine „CDU-Mitglieder zweiter Klasse“ gebe. Als vollwertiges Mitglied, dass den regulären Beitrag bezahle, wolle er auch so behandelt werden.
Zum Abschied wählt Kleudgen ein Udo-Lindenberg-Zitat: „Und ich mach' mein Ding, egal was die anderen sagen, ich geh' meinen Weg, ob gerade, ob schräg...“. Sein Weg sei in den letzten 30 Jahren nicht immer geradlinig verlaufen, merkt er dabei selbstkritisch an.
Werner Klopfer sieht Kleudgens Abgang gelassen: „Das Thema ist für mich erledigt. Wir können damit gut leben.“ Er sagt aber auch, dass die Art und Weise ihm nicht gefallen habe. „Wer gleich resigniert, nur weil er ein Amt nicht bekommt, hat es schwer im politischen Leben“, findet der Fraktionschef.