Saniertes und erweitertes Pumpwerk in Bärweiler spielt wichtige Rolle für die Versorgung in der VG
Trinkwasser ohne Nitrat und Uran: Pumpwerk in Bärweiler für 1,3 Millionen Euro zukunftsfit gemacht
Rund 1,3 Millionen Euro haben die Verbandsgemeindewerke Nahe-Glan in das Pumpwerk in Bärweiler investiert - unter anderem in eine Nitratentfernungsanlage und eine neue Wasserkammer.
Silke Jungbluth-Sepp

Nagelneu glänzen Rohre, Leitungen und das Gebäude des Pumpwerks Bärweiler, dessen Sanierung und Erweiterung inzwischen abgeschlossen sind.

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Welche Bedeutung das erneuerte Pumpwerk für die Trinkwasserversorgung der Verbandsgemeinde Nahe-Glan hat, darüber informierten sich bei einem Ortstermin der Werks- und Betriebsausschuss und einige Bärweilerer, die neugierig waren, was über Monate auf der windigen Höhe über ihrem Dorf vor sich gegangen ist.

Andreas Bender zeigte an der neuen Nitratentfernungsanlage, wie die Filter aussehen.
Silke Jungbluth-Sepp

Rund 1,3 Millionen Euro haben die VG-Werke hier seit Baubeginn im September 2022 investiert. Für das Projekt gab es gleich mehrere Gründe. So war der im Jahr 1930 gebaute alte Hochbehälter in rund 250 Meter Entfernung vom bestehenden Pumpwerk baufällig und musste ersetzt werden. Es ist geplant, das alte Bauwerk mit einem Fassungsvermögen von rund 100 Kubikmetern künftig noch als Löschwasserspeicher zu nutzen.

Neu gebaute Wasserkammer

Für das Trinkwasser gibt es nun neben der bestehenden 50-Kubikmeter-Wasserkammer eine neu gebaute zweite Kammer mit einen Volumen von 200 Kubikmetern als Ersatz für den alten Hochbehälter. Neu installiert wurde zugleich eine Nitratentfernungsanlage, was der dringlichste Punkt für die Großinvestition in Bärweiler war.

Hinter dieser Tür befinden sich 200 Kubikmeter Wasser in der neu gebauten Wasserkammer.
Silke Jungbluth-Sepp

Zum Hintergrund: Der Tiefbrunnen 1 in Bärweiler weist hohe Nitratwerte auf. Daher konnte bisher nur ein Bruchteil des Wassers genutzt werden – und zwar rund 3000 Kubikmeter pro Jahr statt der erlaubten 80.000 Liter Fördermenge. Stattdessen musste unbelastetes Wasser aus dem Tiefbrunnden des Windendeller Tals bei Merxheim zugemischt werden, um die Nitrat-Grenzwerte einzuhalten. Das Verschneiden ist aber nun nicht mehr notwendig, wie Andreas Bender von den VG-Werken den Besuchern erläuterte.

Umkehrosmose holt Nitrat aus dem Wasser

Eine Anlage zur Umkehrosmose holt rund um die Uhr mit Hilfe von Filtern, deren Poren dünner als menschliche Haare sind, den Schadstoff aus dem Wasser. Diese Filter sind auf Walzen gewickelt, die alle fünf Jahre ausgetauscht werden müssen. Neben dem Nitrat werden auch alle „guten und schlechten Salze“ herausgefiltert, so dass am Ende des Vorgangs eine Art destilliertes Wasser entstehe, so Bender. Daher werde in den weiteren Stufen des Prozesses das Wasser nicht nur keimfrei gemacht und entsäuert, sondern auch mit Wasser des Tiefbrunnens 2 in Bärweiler vermischt, um zum Schluss wieder trinkbares Wasser zu erhalten.

Nitratwerte stagnieren seit 2016

Der Nitratwert in Bärweiler ist laut Bender bis 2016 stetig angestiegen, seither stagnieren die Werte bei rund 84 Milligramm pro Liter. Zum Vergleich: Der Grenzwert für Nitrat liegt bei 50 Milligramm, der für Uran bei 10 Mikrogramm pro Liter.

Schon seit 2013 arbeitet in Bärweiler eine Uranentfernungsanlage. Denn auch mit diesem leicht radioaktiven Schwermetall haben es die Wasserwerker zu tun. Genauer gesagt mit Uran 238, das sich vor rund 4,7 Milliarden Jahren im Gestein angereichert hat. Mit Hilfe von Austauscherharz, an dem Uran kleben bleibt, wird der Schadstoff aus dem Wasser geholt. „Insgesamt betreiben die VG-Werke drei solcher Anlagen, die größte in Bad Sobernheim.“ Das herausgefilterte Uran wird in Hessen entsorgt.

Diese Anlage zur Uranentfernung ist bereits seit 2013 in Bärweiler im Betrieb.
Silke Jungbluth-Sepp

Weil die Versorgung mit sauberem Trinkwasser zu den wichtigsten öffentlichen Aufgaben gehört, müssen Anlagen wie in Bärweiler besonders stabil sein.. „Wir haben hier mehrere Tonnen Stahl verbaut, die Anlage ist panzersicher“, betont denn auch Andreas Bender.

Eigene Trafostation für Stromversorgung

Dies gilt auch für die Stromversorgung für die Wasserspeicherung, die Wasseraufbereitung und die Wassergewinnung. Dafür gibt es eine eigene Trafostation der Westnetz. Und für den Fall der Fälle auch ein dieselbetriebenes Notstromaggregat als Netzersatzanlage. Dadurch kann das Pumpwerk Bärweiler in einer möglichen Krisensituation zur Unterstützung einer Trinkwasser-Notversorgung in der Verbandsgemeinde Nahe-Glan mit herangezogen werden.

Laut Bender wird noch überlegt, hinter dem Gebäude noch Freiflächenphotovoltaik zu installieren, um die Autarkie zu unterstützen. Auf dem Dach seien keine Module möglich, da auf der Höhe über Bärweiler der Wind zu stark sei.

Im Normalbetrieb versorgen die beiden Tiefbrunnen in Bärweiler die beiden Orte Bärweiler und Lauschied, die täglich rund 25 Kubikmeter beziehungsweise 65 Kubikmeter Wasser benötigen. Der Rest geht nach Kirschroth. Bis zu 9,2 Kubikmeter Wasser können in Bärweiler pro Stunde gefördert werden.

Der Werksausschuss um VG-Bürgermeister Uwe Engelmann (links) und Werkleiterin Marion Zuidema (zweite von links) schaute sich das sanierte und erweitere Pumpwerk an.
Silke Jungbluth-Sepp

Aus Sicht der Verbandsgemeindewerke ist mit dem Projekt ein großer Schritt hin zur sicheren Trinkwasserversorgung auch in Zeiten des Klimawandels getan, weil nun das Wasser aus den Brunnen vollständig genutzt werden kann. Dies betonte auch VG-Bürgermeister Uwe Engelmann, der nach der Führung ebenso beeindruckt war wie alle Teilnehmer der Gruppe. „Es ist eine faszinierende Technik“, und noch faszinierender sei es, wenn sich die Mitarbeiter so gut auskennen und alle Fragen beantworten könnten, wie es Wasserwerker Bender bewiesen habe.

Anlage auch in Nußbaum geplant

Bender wiederum betonte, dass das Pumpwerk nun in jeder Hinsicht gut für die Zukunft gerüstet sei. „Es ist besser, man hat zwei Asse mehr im Ärmel als eins zuwenig.“

Daher ist mit dem Projekt in Bärweiler auch nicht Schluss mit den Investitionen. Im Sommer soll es in Nußbaum weitergehen, wo eine identische Nitratentfernungsanlage installiert werden soll. Denn auch dort liege der Nitratwert mit aktuell rund 70 Milligramn pro Liter über den Grenzwerten, so dass auch dort das geförderte Wasser verschnitten werden muss.

Von Silke Jungbluth-Sepp

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