Hilfskonvoi aus Wolfstein in der Ukraine angekommen - Campingplatzbesitzer sammeln weiter Sachspenden und unterstützen drei Flüchtlingsfamilien
Transporterfahrer begeben sich in Lebensgefahr: Hilfskonvoi aus Wolfstein in der Ukraine eingetroffen
Während der Reise zu den Hilfsbedürftigen sahen die Fahrer, wie zerstörerisch dieser Krieg ist.
privat/Jung

Achim Jung, Betreiber des Campingplatzes in Wolfstein, hat sich in einem Transporter voll Hilfsgüter auf den Weg in die Ukraine gemacht. Begleitet haben ihn drei weitere Transportfahrzeuge, die mit Lebensmitteln, Trinkwasser, Medikamenten und Verbandsmaterialien beladen waren.

Lesezeit 3 Minuten

Während der Reise zu den Hilfsbedürftigen sahen die Fahrer, wie zerstörerisch dieser Krieg ist.
privat/Jung

Seine Ehefrau Antonia, eine gebürtige Ukrainerin, hat in den vergangenen Tagen zu Spenden aufgerufen und konnte dank der großen Hilfsbereitschaft der hiesigen Bevölkerung viele Waren für die Menschen in dem ukrainischen Kriegsgebiet beschaffen. Sie wäre gerne mitgefahren, doch einer muss die Stellung auf dem Campingplatz und zu Hause halten.

Der Konvoi überquerte die Grenze zur Ukraine in Polen. Im Vorfeld hatte Antonia einen wenig genutzten kleinen Grenzübergang ausfindig gemacht und die Helfer dort angemeldet. Daher gab es beim Zoll keine Schwierigkeiten, und die Fahrzeuge konnten schnell die Grenze passieren. Im Gebiet von Lwiw im Westen der Ukraine fand in einem kleinen Ort namens Smilnizja die Übergabe statt. Vor Ort freuten sich die Menschen über so viele Spenden und die Hilfen der Deutschen.

Antonias Schwester Natascha lebt in der Ukraine und ist bislang noch nicht geflüchtet. Antonia leitete die Nachrichten, die sie erst kürzlich von ihr erhalten hat, weiter: „Gestern sind die ersten Panzer bei uns im Dorf eingerollt. Die russischen Soldaten nehmen uns die Handys ab, damit wir nicht filmen, wie wir hier umgebracht werden. Ich habe meins im Gemüsekeller versteckt. Raketen kamen von oben. Auf den Straßen liegen überall Leichen. Wir werden das nie vergessen. Wir werden das nie verzeihen. Ich bin um 1000 Jahre gealtert. Die Erde und die Häuser zittern von den Detonationen, aber die Hosen haben wir noch nicht voll.“

Die humanitäre Hilfe aus Deutschland wurde in der Nähe der ukrainischen Grenze übergeben...
privat/Jung

Abends, so Jung, schreibt ihre Schwester, dass sie flüchten, alles hinter sich lassen will. Nur weg von dieser Katastrophe. Doch am nächsten Morgen stehe sie um 4 Uhr auf und krempelt die Ärmel hoch. Natascha betreibe eine Spendenküche. Die Menschen aus der Umgebung bringen Lebensmittel vorbei, die sie erhalten haben. In ihrer kleinen häuslichen Küche bekocht sie alle. So kommen die Menschen an einen Tisch, stehen die Zeit Hand in Hand durch und rücken noch enger zusammen. Die ehrenamtliche Köchin fühlt sich verantwortlich für die Menschen und möchte niemanden enttäuschen.

Antonias Neffe Maxim ist 14 Jahre alt. Es zeigen sich bereits erste psychische Folgen, denn seit Kurzem stottert er. Jung schickt weiterhin Transporter an die Hilfsbedürftigen. Allerdings benötigt sie aktuell nur frei verkäufliche Arzneimittel (Schmerzmittel wie Paracetamol und Ibuprofen) und Verbandssachen, wobei das angegebene Mindesthaltbarkeitsdatum auch überschritten sein darf. Das ist in dieser Situation nicht so wichtig. Lebensmittel und andere Waren werden gerade nicht in die Ukraine gefahren. Zu groß ist die Gefahr, dass die humanitären Korridore nicht eingehalten werden und die Fahrer unter Beschuss geraten.

... und weiter nach Kiew transportiert.
privat/Jung

Der Transporter, der vergangene Woche gestartet ist, fährt sogar bis nach Mariupol im Südosten der Ukraine. Es ist eine große Gefahr, der sich die Fahrer aussetzen. Doch gerade im Osten des Landes herrschen apokalyptische Zustände, und die Menschen benötigen jegliche Hilfe.

Neuerdings ist klar, dass drei Mütter mit ihren drei Kindern in Wolfstein ankommen. Antonia Jung ist aufgeregt. Sie benötigen Unterkünfte, aber auch Sachspenden für die drei Familien. „Sie kommen mit nichts, außer einer Tasche unter dem Arm. Den Koffer mussten sie stehen lassen. Wir brauchen alle erdenklichen Alltagssachen sowie Bettwäsche, Wasserkocher, Geschirr, Kleidung, Hygieneartikel, Lebensmittel – alles, was für uns eigentlich selbstverständlich ist im Haushalt zu haben.“

Spenden können am Campingplatz in Wolfstein abgegeben werden: Camping am Königsberg Wolfstein, Am Schwimmbad 1, Tel. 06304/4143. Spendenkonto IBAN DE47 5105 0015 0870 1258 95.

Top-News aus der Region