Kreis Bad Kreuznach – Die eigenen Alleinstellungsmerkmale präsentieren, aber auch von den europäischen Partnerregionen lernen: Das stand mehr als ein Jahr lang im Mittelpunkt des Projekts ComSurTour.
Von unserem Redakteur Stephan Brust
Am Projekt, das Ute Meinhard, Geschäftsführerin der Naheland-Touristik, hauptsächlich organisierte, waren neben der Nahe-Region Vertreter aus Partnerregionen in Spanien, Portugal, Frankreich und Slowenien beteiligt.
Vor gut einem Jahr erfolgte der Startschuss in Bad Kreuznach, jetzt schließt sich der Kreis, denn auch das sechste und letzte Treffen der 13 Projektteilnehmer findet gerade in der Kreuznacher Kreisverwaltung statt. „Wir haben uns bewusst für Regionen in diesen Ländern entschieden, die nicht so im Fokus der Öffentlichkeit stehen“, erklärt Ute Meinhard, „sie sind echte Geheimtipps.“ Weil gerade sie nicht über üppige Marketingbudgets verfügen und deshalb gezwungen sind, andere Wege zu gehen, um bekannt zu werden.
Sechs Treffen fanden statt, jeweils über zwei Arbeitstage, zu Themen wie Marketing, Markenentwicklung und Kommunikation – und nacheinander in den einzelnen Ländern. Finanziert wurde das Projekt über das EU-Programm „Lifelong Learning“. Bei der Koordination erhielt Ute Meinhard Unterstützung von Arno Todt (Nova-Institut aus Hürth bei Köln). „Ein Resultat werden praxisorientierte Leitfäden für kleinere Betriebe im Wein- und Naturtourismus sein“, erläutert Todt. Ergänzt mit guten Beispielen aus den fünf Partnerregionen.
Begeistert von Weinmuseum
Eines davon ist die Weinstraße von Bullas in Spanien, stellt Laura Dreher heraus, als Geschäftsführerin von Weinland Nahe Mitglied der Projektgruppe. „Dort konzentriert sich nicht jeder Winzer auf sein eigenes Geschäft, sondern es gibt ein Gesamtnetzwerk aus Winzern, Hotels und Gastronomen“, berichtet sie. Nur deshalb funktioniere das Angebot auch so prächtig in einer ansonsten strukturschwachen Region. Besonders begeistert war sie von einem Weinmuseum, „das dort eigentlich mitten im Niemandsland liegt“, betont Dreher – aber jährlich mehr als 10 000 Besucher anzieht. Ob nun ein Weinmuseum auch für das Naheland realistisch ist, sei mal dahingestellt. Aber die enge Vernetzung – das ist aus Laura Drehers Sicht der Schlüssel zum Erfolg. So sieht es auch Ute Meinhard, die als Naheland-Touristik-Chefin diese Philosophie schon lange vorlebt und sich aktuell auch damit beschäftigt, wie Rheinhessen und die Nahe noch enger zusammenarbeiten und dabei voneinander profitieren können.
Laura Dreher wurde im Rahmen des europäischen Projekts auch noch mal vor Augen geführt, wie wichtig es für heimische Winzer ist, in den eigenen Betrieb, genauer gesagt in die eigene Vermarktung, zu investieren. Stichwort Vinotheken. „Da sind die Portugiesen weit vorn“, meint Dreher, „sie haben tolle Vinotheken, bewusst mit dem Fokus, Tradition und Moderne zu verbinden.“ Die gebe es zunehmend auch an der Nahe. „Aber da ist noch Potenzial“, sagt Dreher.
Immer mehr Tagesgäste
Natürlich sei das immer mit finanziellem Aufwand verbunden. „Aber der lohnt sich“, ist sie überzeugt. Denn: „Auf der einen Seite leben unsere Winzer davon, dass sie ihren Wein aus unserer Region heraus in andere Gebiete Deutschlands bringen. Wir haben aber auch immer mehr Tagesgäste, die in unsere Region kommen und gezielt auf der Suche nach gutem Essen und gutem Wein sind“, erklären Dreher und Meinhard unisono.
Landrat Franz-Josef Diel, der den europäischen Gästen einen Bildband mit Naheland-Impressionen schenkte, sieht eine große Chance in „der noch engeren Verzahnung von Themen wie Gesundheit und Weintourismus“. „In diesen Bereichen haben wir unheimlich viel zu bieten“, lobt Diel. Gerade am Wochenende bei der 24-Stunden-Wanderung in Hennweiler habe er einen Teilnehmer aus Mainz getroffen, der sonst eher in Rheinhessen unterwegs sei und ihm gegenüber betont habe: „Ich wusste gar nicht, dass die Nahe so viele tolle Wanderwege und so viele Top-Weingüter hat.“
Fortsetzung in 2015
Das Projekt ComSurTour steht für „Kompetenznetzwerk nachhaltiger ländlicher Tourismus“. Beteiligt sind neben dem Naheland die Partnerregionen Mont Ventoux (Frankreich), Bairrada (Portugal), Vipava Tal (Slowenien) und Bullas (Spanien). Im Mittelpunkt steht die enge Verzahnung oder wie es Koordinator Arno Todt (Nova-Institut) ausdrückt: „Ein Netzwerk für nachhaltigen Wein- und Naturtourismus“. Die Zusammenarbeit bei sechs Treffen sei so gut verlaufen, „dass wir versuchen, ein weiteres vertiefendes Projekt über EU-Mittel in 2015 auf die Beine zu stellen“, so Todt.