Unermüdlich im Einsatz für Tier und Mensch
Tiertafel füllt Hunden wie Katzen den Napf
Tiertafel-Mitarbeiterin Birgit Haldorn (links) mit Kundin Gertrud Hellwig und deren Hund Benji Foto: Stadt Frankfurt
Kammerer

Frankfurt. Jeden dritten Samstag im Monat stehen sie in einer langen Schlange an – für ihren geliebten Vierbeiner. Denn ihr Haustier ist für sie Halt und Stütze. Doch wenn Herrchen oder Frauchen unverschuldet in Not geraten und das Geld kaum zum Leben reicht, dann müssen viele ihr geliebtes Tier abgeben. Damit es nicht so weit kommt, verteilen Ehrenamtliche Futter für die Tiere.

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Für ihren Einsatz und ihr Engagement wurde die Frankfurter Tiertafel nun mit der Walter-Möller-Plakette der Stadt ausgezeichnet, die mit 10.000 Euro dotiert ist. Seit 2007 arbeitet Conny Badermann mit ihrem 25-köpfigen Team unermüdlich für die gute Sache: 550 Stunden im Monat, auch an Feiertagen und Wochenenden.

Hilfe in vielen Notlagen

Die Vorsitzende hat die Tiertafel aufgebaut und so manches erlebt und gesehen. Sie erinnert sich an viele Fälle. Einmal habe sie einen Brief im Briefkasten gehabt. Ihn schrieb ein Pärchen, das seine alte einsame Nachbarin und deren Hund versorgte. Der Hund sei herzkrank und sie wüssten nicht, was sie tun sollten. Badermann packte sofort Futter ein, fuhr zu der Frau und brachte den Hund zum Tierarzt. „Lange haben wir Elisabeth und ihren Hund begleitet“, erinnert sie sich. Es sei eine Freundschaft entstanden. Dann sei erst der Hund verstorben und kurz darauf Elisabeth. „Wenn ich helfen kann, damit es Tier und Mensch besser geht, geht es mir auch gut – mehr wünsche ich mir nicht.“

Zurzeit werden rund 700 Tiere von der Tiertafel versorgt. Jeden Monat kommen an die 300 Menschen, um Futter abzuholen. Bei der Tafel ist die Freude über die Auszeichnung groß. „Die 10.000 Euro Preisgeld sind selbstverständlich eine große Unterstützung für unsere Arbeit. Aber mindestens genauso wichtig ist uns die mit der Möller-Plakette verbundene öffentliche Anerkennung. Das motiviert! Hierfür bedanken wir uns bei unseren Unterstützern und der Stadt“, sagt Conny Badermann.

Für sie und ihre Kollegen ist es wichtig, dass die Tiere artgerecht ernährt und versorgt werden. „Wir schauen genau, welches Futter ein Tier braucht. Es ist uns wichtig, dass alte Tiere ihr Seniorfutter und die kranken Tiere das vom Tierarzt verordnete Spezialfutter bekommen. Wir beachten bei jedem Tier eventuelle Unverträglichkeiten, Alter, Gewicht und Erkrankungen“, erklärt die Vorsitzende.

Die Regale im Futterlager sind nach Tierart, Tiergröße und nach Futterarten sortiert. Damit jeder das richtige Futter erhält, werden die Kunden in eine Kartei aufgenommen. In dieser verzeichnen die Mitarbeiter den Halter und jedes Tier mit Alter, Gewicht, Krankheiten und Geschmacksvorlieben. Die Neuaufnahme findet alle zwei Monate statt. Dabei sei es wichtig, dass die Tiere schon lange im Haushalt leben. „Neuanschaffungen von Welpen und Kätzchen unterstützen wir nicht. Aber Ausnahmen gibt es schon mal, zum Beispiel wenn eine Person ein Tier zu Therapiezwecken oder ein Blinder einen Assistenzhund braucht.“

So war es bei Andrea. Ihre Ärztin habe ihr aus Therapiezwecken zu einem Tier geraten. „Ich bin schon lange in psychiatrischer Behandlung. Da ich Katzen liebe, wollte ich gern eine. Doch ich lebe von Hartz IV und wollte das Tier gut versorgt wissen. Also habe ich mich zuerst bei der Tiertafel vorgestellt.“ Ein Bescheid vom Amt, ein Schreiben der Ärztin – Andrea konnte alles nachweisen. Die Tiertafel half bei der Vermittlung. Kater Moritz kam 2013 vom Tierschutz zu Andrea: „Er ist mein Goldschatz und tut mir so gut.“ Später stellte sich heraus, dass Moritz herzkrank ist. Die Tiertafel hilft auch hier: Sie bezahlt Medikamente und Arztkosten für Moritz.

Spender und Sponsoren helfen

Um das Hilfsangebot stemmen zu können, ist der Verein auf Spenden und Sponsoren angewiesen. Ein Unterstützer ist auch Peter Küchler aus Frankfurt. Während die Kunden in der Schlange stehen und warten, lädt er mit einem Mitarbeiter Futtersäcke, Dosen, Hunde- und Katzenspielzeug, Leinen, Hundemäntel und Leckerlis aus.

Die Mitarbeiter kümmern sich nicht nur um die Tiere. Sie besuchen die oft betagten Halter, organisieren Tierarztbesuche – alles privat und ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Sie nehmen bei Problemen Kontakt zu Pflegediensten oder Sozialrathäusern auf und sind das erste Glied in einer Kette von Helfern. Und wenn Frauchen oder Herrchen ins Krankenhaus muss, kümmern sich die Ehrenamtlichen um die Tiere.

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