Aus für Kirner Haus
Tierheim muss übergangsweise Pforten schließen
Das künftige Tierheim auf Loh. Die Nahe-Hunsrück Baustoff GmbH braucht das bisher genutzte Gelände am Steinbruch nun, und ein Umzug des Tierheims ist noch nicht möglich. Also macht das Heim an der Binger Landstraße dicht.
Robert Neuber

Das Tierheim Kirn schließt im Mai seine Pforten. Die Zeit hat nicht gereicht, den Umzug zum neuen Standort auf Loh vorzubereiten. Und es wird befürchtet, dass dies nicht nur ein befristetes, sondern endgültiges Aus bedeutet.

Ulrike Sturmheit ist ein kerniger, handfester Typ. Seit fast zwanzig Jahren führt sie das Tierheim in Kirn. Kämpfen für die Tiere, das ist für sie täglich Brot, kein Problem. Aber nun kommen ihr die Tränen. Denn angesichts der bürokratischen Hürden für den Umzug des Tierheims spürt sie ihre Machtlosigkeit: Es wird ab Mitte Mai kein Tierheim in Kirn mehr geben. Die benachbarte Firma Nahe-Hunsrück Baustoffe (NHB), die den Steinbruch am Stadteingang betreibt, hatte schon im Herbst 2022 angekündigt, den Platz zu brauchen, auf dem das Kirner Tierheim steht. Das Gelände gehört der Firma. Die Tierschützer mussten den Schock verdauen, bekamen aber durch eine Fristverlängerung bis Mai 2025 Zeit, ein neues Refugium zu suchen.

Bürokratische Hürden verzögern Umzug

Das fand man auch auf Loh am Sportgelände der Stadt. Die Tierfreunde begannen, Spenden zu sammeln, um den Umzug zu finanzieren. Doch das neue Tierheim auf Loh wurde als neues Bauwerk eingestuft, und so kamen plötzlich bautechnische Anforderungen, mit denen das Tierheim am alten Standort nie zu tun gehabt hatte. Das trieb die Kosten in die Höhe, ganz abgesehen von den generell gestiegenen Kosten im Baubereich. Die Zeit rannte den Tierfreunden davon.

Das Kirner Tierheim muss dem Steinbruch weichen - schon lange ist das bekannt, nun wird es akut. Und ein neues Refugium für die Tiere gibt es noch nicht.
Robert Neuber

Nun kommt es zum Desaster, das sich auch auf den Landkreis und die Nachbarschaft auswirken wird: Es wird ab Mitte Mai kein Tierheim mehr in Kirn geben. Nächste Möglichkeit ist Idar-Oberstein, doch von dort kommen jetzt schon Hilferufe wegen Überfüllung: Ganze 200 Katzen hätten die Kolleginnen kürzlich gemeldet, so Sturmheit.

Das Tierheim in Bad Kreuznach ist weit von Kirn entfernt und auch voll. Sturmheit will den Teufel nicht an die Wand malen, aber ihre Furcht ist groß: Aktuell gehe man noch von einer Übergangsphase aus, aber wenn das Heim erst einmal fort ist, wird die Leere möglicherweise zum Dauerzustand.

Einlagerung von Baumaterial

Sie bereitet nun den Abbau der Metallgitter und sonstigen Anlagen vor, die irgendwo zwischengelagert werden müssen. Und sie müsse schauen, die zehn Hunde und zwanzig Katzen zu vermitteln oder irgendwo anders unterzubringen. Und man brauche weiter Hilfe, ob finanziell oder tatkräftig. Sollte es zu einem endgültigen Aus kommen, so Sturmheit, werde man die großen Spenden natürlich alle zurückzahlen.

Ulrike Sturmheit bei einer der Katzen im Tierheim Kirn.
Robert Neuber

Eingeschaltet hat sich der SPD-Bundestagsabgeordnete Joe Weingarten. Bei einem Besuch vor Ort sicherte er den Tierschützern Unterstützung zu: „Ich nehme Kontakt zu den Verantwortlichen auf, dass der Neubau schnellstens realisiert werden kann.“

Die vielen Fundkatzen sind eine Herausforderung

Die Situation im Tierschutz spannt sich an, das berichtete Sturmheit dem SPD-Abgeordneten. Denn die zunehmenden finanziellen Schwierigkeiten bei vielen Menschen sorgten dafür, dass immer mehr Tiere abgegeben würden. Vor allem die vielen Fundkatzen seien eine Herausforderung. Sturmheit fordert daher eine allgemeine Kastrations- und Kennzeichenpflicht der Katzen. „Mit der Verbandsgemeinde Nahe-Glan sind die Verhandlungen zu einer allgemeinen Kastrations- und Kennzeichenpflicht fast abgeschlossen. Sobald diese abgeschlossen sind, sollen auch mit der VG Kirner Land Gespräche hierzu geführt werden“, so die Vorsitzende des Kirner Tierschutzvereins.

Tierheim muss Produktionsanlage weichen

Das Tierheim in Kirn muss weichen, weil im Steinbruch eine neue Produktionsanlage konstruiert wird. Die NHB weist darauf hin, dass die neue Anlage nicht nur eine Standortinvestition darstellt, sondern eben auch die Bewohner in Kirn und Hochstetten-Dhaun mit weniger Staub und Lärm belaste. Mit dem Tierheim habe man bereits 1990 festgelegt, dass es sich um eine Übergangsnutzung handeln würde. Zunächst sei diese bis ins Jahr 1994 angesetzt worden, es gab dann Verlängerungen, zuletzt bis 11. Mai 2025. Ende Januar 2023 habe man den Nutzungsvertrag dann gekündigt.

Verbandsgemeinde will weiter helfen

Die Verbandsgemeinde Kirner Land stellt in einer Pressemitteilung sowie am Donnerstag im VG-Rat fest, man habe dem Tierheim mit der Stadt, der NHB sowie Stiftungen bei der Suche nach dem neuen Standort geholfen, und man werde auch bei kommenden „Bau- und Genehmigungsanträgen, Vertragsangelegenheiten und der Bewältigung von Auflagen“ helfen.

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