Es war alles vorbereitet, der rote Teppich war ausgerollt, und eine für besondere Anlässe extra hergestellte Ehrennadel lag bereit. Für Oberbürgermeister Thomas Feser war es bei einem Empfang auf der Burg Klopp mit zahlreichen Wegbegleitern ein besonderer Tag. Gleich drei Menschen nehmen nach über 40 Jahre Abschied vom Verwaltungsalltag und gehen in den Ruhestand. Allen voran Jürgen Port nach 48 Jahren, Siegfried Theobald nach 46 Jahren und Gabriele Niebergall nach 45 Jahren. Alle waren sie für drei Oberbürgermeister tätig: Erich Naujack, Birgit Collin-Langen und Thomas Feser. „Sie haben Verantwortung für die Stadt getragen und vieles verändert“, sagt der Oberbürgermeister. Es waren verantwortungsvolle Positionen, die sie innehatten. Vieles stehe noch auf der Agenda. So die Bundesgartenschau in vier Jahren. „Es wird langsam mal Zeit, dass die Bundesgartenschau-Gesellschaft in die Pötte kommt“, ärgert sich Thomas Feser. Für Amtsleiterin Angelika Mittelmann waren die drei Personen „ein Teil des Lebens in der Verwaltung, die große Lücken hinterlassen“.
„Wirst mir fehlen wie die Hand am Leibe“
Für den Oberbürgermeister „ein ganz besonderer Kollege“ ist der in Oberwesel lebende Jürgen Port, der dort auch mehrere Jahre als Stadtbürgermeister tätig war. Er war nicht nur der persönliche Referent des Oberbürgermeisters, sondern auch zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und für Standortmarketing und Unternehmensansiedlung. „Du wirst mir fehlen wie die Hand am Leibe“, bedauert Feser den Weggang seines langjährigen Weggefährten. Meilensteine war die Entwicklung des Gewerbegebietes Bingen-Grolsheim, die Binger Erklärung in der Karstadt-Krise und die Kontakte zur Partnerstadt Prizren im südlichen Kosovo. „Es war dein vielfältiges und breit aufgestelltes Engagement das in der Verwaltung fehlen wird.“
Erinnerungen an Bierdeckel-Aufträge
In seinen Dankesworten und einem kurzen Rückblick ließ Jürgen Port die Zeit mit den Oberbürgermeistern kurz Revue passieren. In der Zeit von Erich Naujack wurde ihm am Montagmorgen ein Bierdeckel hingelegt mit Notizen von dem Wochenende zuvor. „Da durfte man nicht lange fragen, es musste gemacht werden.“ Was ihn am meisten bedrückt, ist, dass die lange geplante Autounterführung unter der Bahn von der Gerbhausstraße zum Rhein nicht zustande kam. Dagegen freut sich seine Frau Anja, dass sie nicht mehr in einer Familie mit drei Kindern lebt und „ein Mann zu Besuch kommt“.
400 Stadtratssitzungen begleitet
Nach über 37 Jahren als Abteilungsleiter der Zentralen Dienste der Stadtverwaltung und damit im Sitzungsdienst des Stadtrates hat Siegfried Theobald vor einigen Tagen seine letzte Sitzung im Stadtrat absolviert. „Ich habe nachgerechnet: Siegfried Theobald hat in 37 Jahren knapp über 400 Stadtratssitzungen begleitet. So viele Stadtratssitzungen hat wahrscheinlich bisher keiner von uns mitgemacht“, freute sich Oberbürgermeister Thomas Feser. Theobald ist eine ruhige Person, der sich in den Verwaltungsvorschriften auskennt wie kein anderer.
Kopf des OB gewaschen und Aktenstapel gebaut
„Sie werden mir fehlen. Aber er hat mir auch mal den Kopf gewaschen“, gibt Feser zu, wenn Vorschriften nicht eingehalten wurden. Markenzeichen waren die hohen Aktenstapel, nicht nur auf dem Schreibtisch. Auch so mancher kam in Schräglage, „doch die Statik stimmte“, sagte Theobald lächelnd. Für viele sei es nicht vorstellbar, dass man bis zum regulären Rentenalter arbeitet und noch darüber hinaus. Nun warten Aufgaben im familiären Winzerbetrieb auf ihn.
Die Frau für Geräte bekommt die erste Binger Nadel
Gabriele Niebergall begann die Ausbildung bei der Stadt und übernahm im Hauptamt den Bereich „Zentrale Beschaffung“. Sie erstellte Pflichthefte für vielfältige Beschaffungsbereiche. Sie wirkte mit bei der Belegung der Büroräume, der Anschaffung von technischen Großgeräten wie Kopierer-Systeme, Beschallungsanlage und gewerblichen Küchengroßgeräten. Natürlich war dabei auch das Beschaffungsamt wichtig: Kauf, Leasing oder Miete. „Es war eine gute Zusammenarbeit gewesen“, freut sich das Stadtoberhaupt. „Nichts war ihr zu viel.“ Gabriele Niebergall war die Erste, die die neu geschaffene Binger Nadel bekam.