Diagnose Bewusstsein für Sprache ist gestiegen
Therapien bei Kindern nehmen zu : Warum ist das so?
Dr. Anne Läßig
cob

Mainz/Bad Kreuznach. Eine Aufnahme der Kinder im Sprachheilzentrum Meisenheim erfolgt erst nach einer Diagnostik durch die Landesärztin für sprachbehinderte Kinder an der Mainzer Uni-Klinik, Dr. Anne Läßig. Sie begleitet die kleinen Patienten bei ihrem Aufenthalt im Sprachheilzentrum. Im Interview erklärt sie, warum immer mehr Therapien verordnet werden.

Dr. Anne Läßig
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Wie hoch ist die Zahl der Kinder aktuell, die an einer Sprachentwicklungsstörung leiden?

Die Häufigkeit für Sprachentwicklungsstörungen im Vorschulalter liegt zwischen 10 und 20 Prozent in Deutschland. Jungen sind bis zu dreimal häufiger betroffen. Laut Statistiken der Krankenkassen erhält jeder vierte Junge und jedes sechste Mädchen im Alter von sechs Jahren eine Sprachtherapie.

Worauf achten Sie bei der Diagnostik?

Untersucht werden neben dem Sprachverständnis, Wortschatz, der Grammatik und Aussprache intellektuelle Fähigkeiten, das Hörvermögen und ob Begleiterkrankungen wie ADS oder Autismus vorliegen. Bei ausbleibendem Spracherwerb werden genetische Ursachen abgeklärt.

Wie entwickelte sich die Zahl der betroffenen Kinder in den vergangenen 10 Jahren?

Die Anzahl der betroffenen Kinder bleibt eher gleich, aber der Anteil der Kinder, die Sprachtherapie erhalten, steigt. So fanden laut dem AOK-Heilmittelbericht 2009 in Rheinland-Pfalz 150 sprachtherapeutische Behandlungen pro 100.000 Versicherte statt. 2016 waren es 228 sprachtherapeutische Behandlungen. Rund die Hälfte davon erhalten Kinder.

Warum steigt die Anzahl der Sprachtherapien?

In den letzten Jahren scheint das Bewusstsein gestiegen zu sein, wie bedeutend gute sprachliche Kompetenzen sind, um am Leben in der Gesellschaft teilhaben zu können. Mit dem Anstieg des Bedarfs stieg auch die Zahl der Sprachtherapeuten. Waren es 2010 noch 10,5 Therapeuten auf 100.000 Versicherte, so lag der Anteil 2013 bei 17,4 Leistungserbringern. So können die Kinder besser versorgt werden. cob

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