Das Motto hieß "Landwirtschaft braucht Perspektiven" - Hauptvortrag über die "Düngermärkte im Ausnahmezustand"
Tagung des Bauern- und Winzerverbandes Nahe-Glan: Deutliche Appelle an die Politik gerichtet
Königlicher Besuch: Naheweinmajestät Christina sprach zur Freude von Johannes Thilmann (Bauern- und Winzerverband) ein Grußwort. Foto: R. Gräff
rg

Unter dem Motto "Landwirtschaft braucht Perspektiven" diskutierte man im Hauptvortrag auch über die "Düngermärkte im Ausnahmezustand".

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In der Kreisverwaltung in Bad Kreuznach hat die Landwirtschaftsabteilung große personelle und organisatorische Probleme, das Mainzer Ministerium sah sich nicht in der Lage, wie eigentlich sonst üblich, einen Vertreter zu entsenden. Dennoch war die agrar- und weinbaupolitische Tagung des Bauern- und Winzerverbands Bad Kreuznach an Nahe und Glan und des Weinbauverbands Nahe im Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) keine Trauerveranstaltung.

An offenen Worten fehlt es nicht

Krise und Optimismus, Kritik und Pragmatismus liegen in Landwirtschaft und Weinbau eng beieinander. Es fehlte nicht an offenen Worten in der gegenüber früheren Veranstaltungen deutlich weniger gut besetzten Aula des DLR. Gar nicht gut kam das Fernbleiben von Vertretern des Mainzer Ministeriums bei den Verantwortlichen an. Umso mehr freute man sich, dass sich alle drei Naheweinmajestäten samt Weinland-Nahe-Geschäftsführerin Victoria Krings die Ehre gaben.

Landrätin Bettina Dickes, mit den Landtagsabgeordneten Dr. Helmut Martin (CDU) und Michael Simon (SPD) für die Politik dabei, trat an diesem Martinstag im „Büßergewand“ auf. Sie räumte ein, dass in ihrem Hause durch Personalausfälle in der Landwirtschaftsabteilung deutliche Defizite aufgetreten seien, betonte aber das Bemühen um Verbesserung: „Die Zahlungen müssen laufen, das hat oberste Priorität.“ Zum 1. Januar sei das Referat wieder voll besetzt.

„Agrarpolitik – quo vadis“, fragte Ökonomierat Michael Horper, Präsident des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau. Europa übernehme sich in seiner Regulierungswut, im Bund und in der Ampel sehe es auch nicht toll aus, dennoch sei er optimistisch: „Die Landwirtschaft hat Zukunft.“ Horper hatte ein Lob für die Nahe-Region und die exzellente Entwicklung des Weinbaus parat: „Glück auf – die Nahe lebt.“

Steigerungspotenzial in Sachen Vermarktung

Johannes Thilmann, Vorsitzender des Bauern- und Winzerverbands an Nahe und Glan, war wie stets kritisch: Die Politik entwerfe Utopien, doch die Betriebe müssten überleben können: „Irgendwo ist Schluss, der Bogen darf nicht überspannt werden.“ Nahe-Weinbaupräsident Dr. Thomas Höfer pries den Jahrgang und die „fantastisch ausgebildeten“ Winzer. Allerdings müsse die Vermarktung noch besser werden, um Preissteigerungen aufzufangen.

Sein großes Thema ist das Wassermanagement, sein Herz schlägt für die Schutzgemeinschaften, doch grade dort sei die Politik „eine ganz große Enttäuschung“. „Geht Ackerbau noch wirtschaftlich?“, fragte Experte Josef Augustin von RWZ angesichts der „Düngermärkte im Ausnahmezustand“. Die Rettung seien gute Erlöse etwa bei Weizen und Raps gewesen. Unumgänglich seien aber Effizienzsteigerung, höhere Deckungsbeiträge und frühzeitige Abnahmekontrakte.

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