Einen kunterbunten, stimmungsvollen Fastnachtshöhepunkt erlebten mehr als 300 Narren im voll besetzten Kirner Gesellschaftshaus beim Närrischen Rendezvous auf Einladung des Oeffentlichen Anzeigers. Erstmals fand die Traditionsveranstaltung so weit im Westen des Landkreises Bad Kreuznach statt – was dem Andrang der Korporationen und Ehrengäste aus dem Naheland keinen Abbruch tat. Eine Premiere war auch, dass gleich drei Vereine das Ereignis gemeinsam mit dem „Oeffentlichen“ stemmten: die Karnevalsgesellschaft KFK Kirn, die Rappelköpp und die Kallenfelser Eulen. Alle drei entsandten ihre bewährten Sitzungspräsidenten als Moderatoren der Show.

Viele der Narren im Saal gingen nicht mit leeren Händen bzw. undekorierter Brust nach Hause: Zum Närrischen Rendezvous gehört der Brauch, je einen besonders engagierten Aktiven mit dem Pegasusorden der Rhein-Zeitung auszuzeichnen. Diese Aufgabe erledigten Redaktionsleiter Marian Ristow und die Präsidentenmoderatoren Stefan Marx, Michael Kettern und Sven Muser souverän. Usus ist es auch, dass die veranstaltenden und die eingeladenen Vereine Glanzstücke aus ihren Reihen zur Programmgestaltung entsenden. Dazu kommt jeweils ein Stargast aus der Fastnachtswelt.
Begehrte Orden und ein Star der Mainzer Fastnacht
In diesem Jahr gelang hier wieder ein Glücksgriff: Helmut Schlösser von den Mombacher Bohnebeiteln – unvergessen in einer seiner früheren Rollen als Obama bei „Mainz bleibt Mainz“ – saugte diesmal sein Narrenelixier als fantastisch aufgemachter Vampir Graf von Krolock aus dem Zeitgeschehen und aus der politischen Vergangenheit. Geschickt und vom Saal umjubelt verteilte er seine Bisse. Seinen „Tanz der Vampire“ bestückte er mit Personen der deutschen Geschichte und Gegenwart. Ob Merkel als „ostdeutsche Übererfüllung der Frauenquote“, Habeck als „das Monster aus dem Heizungskeller“, Faeser „mit dem Charisma einer stellvertretenden Pflegedienstleiterin“, das FDP-Motto „Ruhe in Lindner“ , das SPD-Lied „Weine nicht, kleiner Olaf“ oder dem CDU/CSU-Seitenhieb „Man sollte den Merz nicht vor dem Söder loben“ und der USA-Schelte „Der Welt wäre vieles erspart geblieben, hätte sich der dappische Kolumbus nicht im Suff verfahren“ – jede Pointe saß.
Professionell-stark waren die Akzente des Stargasts, wenn er ein ums andere Mal Lokalkolorit einbaute, sich selbst als „Sonderbotschafter der Kirner Privatbrauerei, zuständig für Kirner Blut“ vorstellte oder ein ums andere Mal bei seinen historischen Betrachtungen die „Dauerpräsidentschaft“ des Rappelköppoberen Michael Kettern thematisierte oder erwähnte, dass ihm beim Anblick des Kirner Bahnhofs unweigerlich der Elvis-Presley-Song „In the Ghetto“ in den Sinn kam.
Glanzpunkte der heimischen Sitzungen versammelt
Aber nicht nur der Stargast wurde gefeiert, stark waren auch die Beiträge der einheimischen Vereine. Als „Kirner Uffschreiber“ fasste Rappelköpp-Protokoller Michael Kettern seine Betrachtungen des lokalen und weltpolitischen Geschehens unter das Motto „Es hätt nit schlimmer komme könne!“ und plädierte für die Gründung einer Helau-Partei mit dem Motto „Am Esse nit spare und dafür mehr trinke!“. Werner Scholz, Vorsitzender der Kallenfelser Eulen, kalauerte sich gekonnt als Erwin Senklochdeckel vom Ordnungsamt durch sein von einem schräg-chaotischen Betriebsausflug aufgelockertes Berufsleben. Janina Popp von den Hackenemer Nachteule plauderte aus ihrem Dasein als Lehramtsstudentin.

















Tanznummern sind stets eine Augenweide beim Rendezvous. Dafür standen mit starken akrobatischen und choreografischen Leistungen Tanzmariechen Zoe Smith von den Lustigen Schuppessern Planig, die Garde der Staudernheimer Bachschnooge mit „Fluch der Karibik“, die Funkenmariechen Sophie Kaufmann und Liesel Schappert vom Sponheimer Carneval Verein, die Funkenmariechen Lara Poth und Michelle Atts von den Hochstätter Schörlche, die Rote Funkengarde der Rappelköpp sowie die Showtanzgruppe InsideOut der Karnevalsgesellschaft KFK Kirn mit „Orientalische Träume“. Zum Finale erklang die typisch Kirner Hymne – ein Loblied auf die „Kirner Lange“ (die Bierflasche).