„Am 17. April kamen die Amerikaner“, erinnert sich Rudolf Silbernagel, der als achtjähriger Junge das Kriegsende erlebte. Die aus Richtung Rheinböllen anrückenden US-Soldaten hatten Stromberg zunächst aus der Luft aufgeklärt. Mit einem Panzerspähwagen und aufgepflanzter weißer Fahne fuhren dann amerikanische Soldaten zum Rathaus, um die Übergabe der Stadt zu fordern. Doch der Stadtbürgermeister, der angab, dass sich noch Wehrmachtssoldaten im Ort befänden, gab die Stadt nicht frei.
Jede halbe Stunde einen Schuss in Stadt gefeuert
Als Reaktion auf diese Weigerung schossen die Amerikaner mit der Artillerie jede halbe Stunde einen Schuss in die Stadt. „Das waren eher Warnschüsse. Da gab es Löcher in den Hauswänden, aber keine Explosionen“, erinnert sich Silbernagel. Allerdings sei ein Mann ums Leben gekommen, als ein Geschoss unmittelbar neben ihm einschlug. Am 18. April marschierten die US-Soldaten schließlich in die Stadt ein, ohne auf Widerstand zu treffen. „Die waren über alles informiert und haben aktive Nazis sofort verhaftet", berichtet Silbernagel. „Aus Schikane" und weil die Stadt nicht direkt übergeben wurde, mussten alle Einwohner im oberen Stadtteil ihre Häuser verlassen und von den Bewohnern südlich des Guldenbachs aufgenommen werden. Erst zehn Tage später durften die Menschen aus dem oberen Stadtteil in ihre Häuser und Wohnungen zurückkehren, die zuvor von den Amerikanern durchsucht worden waren, erinnert sich der Stromberger.
„Bis der Sarg fertig war, spielten die Belgier mit einem Rugby-Ball mit uns Fußball.“
Silbernagels Vater musste als gelernter Schreiner Särge für gefallene amerikanische Soldaten anfertigen.
Sein Vater wurde von den Besatzern dienstverpflichtet und fertigte als gelernter Schreiner Särge für gefallene amerikanische Soldaten an. Auch für belgische Soldaten, die auf ihrem Laster eine Leiche durch Stromberg transportierten, fertigte sein Vater den Sarg. „Bis der Sarg fertig war, spielten die Belgier mit einem Rugby-Ball mit uns Fußball“, berichtet Silbernagel, dem auch ein anderes markantes Ereignis in Erinnerung geblieben ist.
Die erste Apfelsine seines Lebens
Im Kurhaus hatten die US-Soldaten Unterkunft bezogen. Die bestens versorgten Soldaten hätten sich des Öfteren ihre Steaks zubereitet. „Immer wieder haben sie eine Pfanne mit gebratenen Steaks auf ein Fensterbrett gestellt. Das Fleisch haben wir uns natürlich geholt und die Soldaten haben gelacht, weil wir uns an den heißen Steaks die Finger verbrannt haben“, erinnert sich Silbernagel. Auch sonst hätten die GIs immer wieder Lebensmittel auf das Fensterbrett gestellt. „Die wollten uns einfach was zum Essen geben“, erinnert sich der Stromberger an die Zeit, wo es der Bevölkerung an vielen Dingen mangelte und er daher für solche Zuwendungen natürlich dankbar gewesen sei.

Werner Barth: Als in Becherbach die Bombe fiel
Dem Ende entgegen – Das Kriegsende im Kreis. 8. Mai 1945: Die deutsche Wehrmacht kapituliert bedingungslos. Zeitzeuge Werner Barth aus Becherbach bei Kirn blickt zurück. Welche Erinnerungen ihm geblieben sind, was nicht in Vergessenheit geraten darf.
Ebenso für die Süßigkeiten und das Obst, das die GIs immer wieder an die Kinder verteilten. „Die schwarzen Soldaten mochten wir am meisten, denn die haben uns das meiste gegeben – auch die erste Apfelsine meines Lebens. Erst waren wir noch vorsichtig, denn die Nazi-Propaganda hatte behauptet, dass die Amerikaner uns vergiften wollten. Wir haben aber schnell gemerkt, dass dies natürlich nicht der Fall war“, sagt Rudolf Silbernagel.