Rauswurf für Kreuznacher MdL
Streitbarer Drumm hadert mit Parteiausschluss
Herbert Drumm im Kreuznacher Kurpark an der Nahe
Robert Neuber

Herbert Drumm ist in der Kreuznacher Lokalpolitik als streitbarer Individualist bekannt. Nun haben ihn auch die Freien Wähler aus ihrer Partei ausgeschlossen. Das will er nicht hinnehmen. Wie politische Weggefährten diese neue Episode einschätzen.

Der Kreuznacher Landtagsabgeordnete und Kommunalpolitiker Herbert Drumm ist erst mal kein Freier Wähler mehr. Wie der Landesverband der Freien Wähler am Wochenende mitgeteilt hat, hat das Landesschiedsgericht der FW Drumm wegen parteischädigenden Verhaltens mit sofortiger Wirkung aus der Partei ausgeschlossen. Nach einem Streit im Herbst vergangenen Jahres war Drumm gemeinsam mit Bernhard Alscher aus dem Kreis Birkenfeld aus der Landtagsfraktion ausgetreten, die dadurch ihren Fraktionsstatus verlor. Drumm machte als Einzelkämpfer weiter.

Drumm: Beschluss noch nicht rechtskräftig

Der 76-jährige promovierte Physiker und pensionierte Studiendirektor sitzt für die Freien Wähler auch im Kreuznacher Kreistag sowie im Stadtrat. In Letzterem bildet er mit dem früheren FDPler Jürgen Eitel eine Fraktion, außerdem ist er FW-Kreisvorsitzender. Zu seinem Parteiausschluss wollte Drumm nur so viel sagen: „Der Beschluss ist noch nicht rechtskräftig.“ Er werde sich jetzt in aller Ruhe überlegen, ob und wie er dagegen vorgehen könne. Ende Oktober 2024 hatte der stellvertretende FW-Kreisvorsitzende Wolfgang Kleudgen (Winzenheim) für den Kreisverband in einem Brief an den Bundes- und Landesverband der Freien Wähler noch versucht, einen Parteiausschluss zu verhindern und die Einleitung eines Mediationsverfahrens gefordert, um die fraktionsinternen Streitigkeiten auszuräumen.

Gespräch des Kreisvorstandes mit Drumm

Kleudgen würde sich wünschen, dass Drumm auf die Landtagsgruppe der Freien Wähler mit einem Gesprächsangebot zugeht um auszuloten, ob und unter welchen Bedingungen ein gemeinsames Miteinander für die restliche Legislaturperiode noch möglich ist. Aktuell geht er auch davon aus, dass Drumm seine Mandate im Kreistag und Stadtrat weiterführen wird. „Etwas anderes ist mir nicht bekannt.“ Nichtsdestotrotz werde sich der Kreisvorstand gemeinsam mit Drumm in den nächsten 10 bis 14 Tagen zu diesen Fragen austauschen müssen und versuchen, eine gemeinsame und verbindliche Position zu finden. „Wobei auch hier das Bestreben im Vordergrund stehen muss, inhaltlich zum Vorteil unserer Wähler und der Bürger im Kreistag- und im Stadtrat Akzente setzen zu können“, so Kleudgen.

Intermezzo in der Bürgerliste

Zu der neuen Entwicklung äußerten sich auch kommunalpolitische Weggefährten Drumms, die wir dazu gefragt haben, darunter Werner Klopfer. Von der CDU enttäuscht schloss sich Drumm seinerzeit Klopfers Bürgerliste an. Doch es war klar, dass die beiden Alpha-Männer schwer miteinander klar kommen würden. Zwar schafften beide 2014 den Sprung in den Stadtrat, zerstritten sich aber schnell: Drumm verließ nach nur wenigen Monaten die Bürgerliste wieder und landete schließlich bei den Freien Wählern. Drumm ist ein schwieriger Fall, ein politischer Freigeist, der sich nur schwer einbinden lässt. Einmal mehr war er in einer Partei angeeckt. Dass es nun bei den Freien Wählern im Landtag nicht lange gut ging, überrascht Klopfer deshalb überhaupt nicht. Drumm sei jemand, der nicht für Parteiarbeit gemacht sei und führen wolle, doch: „In der Politik kommt es nicht nur auf Intelligenz an, sondern auch auf taktische Fähigkeiten und wie man miteinander umgeht“, erklärte er. „Die Zusammenarbeit mit Drumm in der Bürgerliste war schwierig.“ Er ist aber überzeugt davon, dass Drumm bis zum Ende der aktuellen Legislaturperiode im Landtag bleibt.

Keine Folgen für Stadtratsfraktion

Was der Parteiausschluss von Drumm für die zweiköpfige FW-Fraktion im Kreuznacher Stadtrat bedeutet, ist noch offen. Jürgen Eitel bleibt hier diplomatisch zurückhaltend: Es gelte abzuwarten, wie sich die Dinge entwickelten. Es sei aber klar, dass Drumm als suspendiertes Parteimitglied nicht mehr als Fraktionsvorsitzender agieren könne. Drumm selbst sagte hierzu: Falls es bei seinem Parteiausschluss bleibe, könne er als parteiloses Ratsmitglied der FW-Faktion angehören. Dann würde Eitel wieder den Fraktionsvorsitz übernehmen.

„Keiner, der mit der Herde läuft.“
Der Kreuznacher Ex-OB Ludwig über Drumm

Der frühere Kreuznacher Oberbürgermeister Andreas Ludwig (CDU) hat viele Jahre mit dem einstigen Christdemokraten Drumm kooperiert, und er hat die zwei Seiten seiner Persönlichkeit erlebt. Drumm sei nun einmal „keiner, der mit der Herde läuft“. Aber er habe ihn auch als loyalen und treuen Helfer erlebt, der mit ihm noch in letzten Wahlkampf-Nächten Plakate aufgehängt habe, um dann am frühen Morgen an der Tankstelle noch ein Eis zu schlecken. Ludwig erinnert sich an den Besuch von Kanzlerin Angela Merkel im Jahre 2011, als der Physiker Drumm sich die Promotionsarbeit seiner Fachkollegin besorgte, sie in Leder einbinden ließ. Nach ihrer Rede habe man der Physikerin Merkel hinter der Bühne ihre neu gestaltete Doktorarbeit geschenkt. Sie sei zu Tränen gerührt gewesen. Das sei die Idee des Individualisten Drumm gewesen.

„Drumm ist einer, der gern gegen den Strom schwimmt.“
CDU-Stadträtin Birgit Ensminger-Busse

Auch Birgit Ensminger-Busse wundert das Ganze nicht. Drumm sei ein streitbarer Geist. Die CDU-Stadträtin ist 2018 mit ihm Kreis-Chorverband aneinandergeraten. Man traf sich sogar in einem zivilrechtlichen Verfahren vor dem Amtsgericht. „Drumm ist einer, der gern gegen den Strom schwimmt“, beschreibt sie, wie sie ihn erlebt hat. Auch wenn nicht alles falsch sei, was er mache – er sei schon schwierig. Anderen Ideen habe er nicht sehr offen gegenübergestanden. „Er ist kein Teamplayer“, sagt sie. Ein Ego zu haben, sei ja nicht verkehrt, doch bei ihm sei das schon sehr ausgeprägt. In diesem Fall habe er den Freien Wählern damit sehr geschadet, findet sie.

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