In Mainz startet ein einfallsreicher 17-jähriger Schüler einen temporären Verkehrsübungsplatz am Gutenberg-Center
Strafloses Fahren ohne Führerschein: 17-jähriger Mainzer startet einen temporären Verkehrsübungsplatz
Hier geht es zum sicheren und vor allem legalen Üben am Steuer. Foto: dpa
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Mainz. Die Fahrstunden sind teuer, oder die letzte Fahrt mit dem Auto ist schon lange her – ein Übungsplatz müsste jetzt her, doch bislang waren die in der Region rar gesät. Nun schafft ein findiger Schüler Abhilfe: In dieser Woche öffnete Elias Reinemann zum ersten Mal seinen temporären Verkehrsübungsplatz auf dem Parkplatz des Gutenberg-Centers in Mainz-Bretzenheim. „Fahren ohne Führerschein“ heißt sein Start-up. Jeden Sonntag sorgt Elias Reinemann nun für einen geschützten Ort, an dem man ganz legal Einparken, Anfahren am Berg oder Autoslalom üben kann.

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Der 17-jährige Reinemann hat selbst erst seit Kurzem seinen Führerschein in der Tasche; er kennt die Nöte: „Viele in meiner Schule müssen den Führerschein selbst zahlen, da kostet die Stunde 45 Euro“, berichtet er im Gespräch mit unserer Zeitung, „bei uns ist es deutlich günstiger.“ Für 10 Euro die Stunde bietet Reinemann nun jeden Sonntag die Möglichkeit an, auf dem Parkplatz vor dem Real-Markt am Mainzer Gutenberg-Center mit Auto und Motorrad fahren zu üben – und das ganz legal.

Fahren ohne Führerschein, das ist in Deutschland auf öffentlichen Straßen und Parkplätzen nämlich nicht erlaubt. „Die Polizei erwischt auf dem Parkplatz vermehrt Schwarzfahrer“, berichtet Reinemann. Wer ertappt werde, könne aber erst einmal seinen Führerschein nicht machen, weiß er – die Idee für einen Verkehrsübungsplatz brachte er aus dem Urlaub mit. Sein Vorbild ist ein Verkehrsübungsplatz in Flensburg, mit dem er auch im Internet kooperiert, den Platz im Norden gebe es schon seit 16 Jahren, berichtet Reinemann.

Mehr als 25.000 Quadratmeter groß ist der Real-Parkplatz; Reinemann hat ihn ganz ordnungsgemäß vom Center-Management gemietet. Eine Ampelkreuzung werde installiert, Verkehrsschilder und Pylonen aufgestellt, „so dass die Grundsituationen des täglichen Autofahrens geübt werden können“, verspricht Reinemann. Ein Mindestalter für die Besucher gibt es nicht, allerdings sollten die Fahrer von der Körpergröße und den kognitiven Fähigkeiten in der Lage sein, die Fahrzeuge auch bedienen zu können, sagt er weiter.

Der Platz sei aber nicht nur für junge Menschen vor dem Führerschein zum Üben geeignet, auch ältere Menschen, die lange nicht mehr gefahren seien, gehörten zur Zielgruppe. „Meine Oma ist seit 50 Jahren nicht mehr gefahren“, nennt Reinemann ein Beispiel. Solche „entwöhnten“ Fahrer könnte sich auf dem gesicherten Gelände langsam wieder ans Fahren gewöhnen. „Parkbuchten, Anfahren an einer Steigung, Slalomstrecke, enge Durchfahrt, Beschleunigungsstrecke und Ampeln lassen keine Langeweile aufkommen.“

Die Beschleunigungsstrecke erlaubt zwar nur Tempo 50, und auch die Strecken zum Anfahren sind eher leichte Wellen, aber dennoch: Auf dem abgesperrten Gelände kann man in geschützter Atmosphäre Abmessungen und Fahrverhalten erproben. Autorowdies und -poser sind unerwünscht und werden der Polizei gemeldet.

Unfälle würden über die Kfz-Haftpflicht des Fahrzeughalters abgewickelt, sagt der Jungunternehmer und betont: „Da es sich um ein abgesperrtes Privatgelände handelt, ist es auch mit der Autoversicherung kein Problem. Die Versicherungsgesellschaften, die ich angefragt habe, sehen keine Bedenken, sollte es zu einem Schaden kommen.“ Wer sichergehen wolle, solle sich bei seiner eigenen Gesellschaft rückversichern. Ansonsten gelte: „Einfach mit dem eigenen Auto vorbeikommen, auf dem Parkplatz dann ein kurzer Fahrerwechsel, und schon kann es losgehen“, sagt Reinemann. Eigentlich wollte er schon im April mit seinem „Fahren ohne Führerschein“ starten, doch Corona machte ihm einen Strich durch die Rechnung – jetzt hat sich die Lage so weit entspannt, dass die Besucher keinen Corona-Test machen müssen, auch die Pflicht zur Anmeldung entfällt.

Der Verkehrsübungsplatz ist jeden Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet: mehr unter fahren-ohne-fuehrerschein.com/Mainz.html

Von Gisela Kirschstein

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