A ufatmen wäre wohl zu viel gesagt, durchatmen trifft es eher: Die Wahlschlacht ist geschlagen, die Bundestagswahl gelaufen, die närrischen tollen Tage sind auf dem Höhepunkt. Ein anstrengender Jahresauftakt.
Klöckner vor Gericht
Julia Köckner, die bei der Bundestagswahl das Direktmandat im Wahlkreis 200 von Joe Weingarten (SPD) zurückerobert hat, stand am Altweiberdonnerstag vor dem Stockacher Narrengericht. Die TV-Sendung war im Südwestfunk zu sehen. Die CDU-Politikerin wurde zur Zahlung von 60 Litern Wein sowie zu Sozialstunden am Ausschank beim Narrengericht verurteilt. Sie sei der „feministischen Machtgeilheit“ schuldig, weil sie eine „glühende Anhängerin der Frauenquote“ sei. Ankläger Michael Nadig sagte über Klöckner: „Lasst euch nicht täuschen von dieser Maskerade. Nehmt euch in Acht vor diesem blonden Gift in High Heels und Kostüm. Ohne die Frauenquote in der CDU wärt ihr doch nie so weit gekommen.“ Die 52-jährige Kreuznacherin griff ihrerseits das Gericht scharf an: „Wie ist denn die Frauenquote hier beim Hohen Gericht? 0,0 Prozent. Also irgendwas stimmt doch mit euch nicht.“ Sie rief sogar die Stockacher Frauen zu einer Revolution gegen das Narrengericht auf. Nun ja, auch die Unterhändlerdelegation ihrer Partei für Sondierungsgespräche mit der SPD war zunächst eine reine sechsköpfige Männerdomäne. Wie ihr das wohl gefallen hat? Immerhin hat sich das jetzt geändert.
Bastgässjer fahren mit
„Das Schönste am Karneval ist, dass er nur einmal im Jahr stattfindet. Was selten ist, wird höher geschätzt.“ Das sagt Maisada Manet, ein japanischer (!) Dichter. Nun ja, die Zeit der Narren 2025 ist bald abgelaufen: Die Kreiznacher Narrefahrt am Samstag noch, bei der die Bastgässjer zum ersten Mal mit einem Wagen dabei sind, worauf sich alle sehr freuen, so Vereinsvorsitzender Rolf Lichtenberg, dann noch der Rosenmontagszug durch Planig und abends die Sitzung der Blauen Jungs im MTV als traditioneller Abschluss der Kreuznacher Saalfastnacht.
Ein Kran ist mal weg

Während die Narren in Bewegung sind und sich warm schunkeln, kann man an der Großbaustelle Salinenquarter nicht davon sprechen, dass sich dort überhaupt noch etwas bewegt. Stattdessen Stillstand seit mehr als einem Jahr. Jetzt aber tat sich tatsächlich etwas: Einer der beiden großen Kräne wurde abgebaut und abtransportiert. Kein gutes Zeichen, dass es dort irgendwie weiter geht. Nichts passiert auch, was die Absperrung der Bürgersteige dort angeht und die Sanierung der Bushaltestelle in der Salinenstraße. Soll das dauerhaft so bleiben? Das haben auch schon mehrfach Politiker, unter anderem Hans-Gerhard Merkelbach, die Verwaltung gefragt. Doch diese schweigt sich eisern-hartnäckig zu allem aus, was mit der Bauruine zu tun hat.
Graureiher hat alles im Blick

Wer weiß, was dieser Graureiher von alledem halten würde – wenn er erzählen könnte. Von ihm ist dem Planiger Hans Sonnet ein schöner Schnappschuss gelungen: „Ich stand Fenster und war überrascht“, schreibt er, als er auf dem Dach seines Nachbarn einen großen Vogel entdeckte – einen „Graureiher“. Es ist die am weitesten verbreitete Reiherart in Mitteleuropa. Er ist relativ groß und kräftig, das Gefieder an der Oberseite überwiegend blaugrau. Die Schwungfedern und die Handdecken sind schwarz. Die Unterseite sowie die Kopfseiten sind weißlich. Am Kopf befinden sich schwarze Scheitelfedern, die etwas verlängert sind. Der Hals ist teilweise rosa angehaucht und schwarz gestrichelt. Graureiher ernähren sich überwiegend von Fischen. Sie sind das ganze Jahr über in Deutschland. Teilweise verbringen sie den Winter aber auch in wärmeren Regionen.
Auch Neuruppin wählt blau
Zurück zur Wahl: Wie hat eigentlich die Kreuznacher Partnerstadt in Brandenburg, Neuruppin, gewählt? Auch dort dominiert die Farbe Blau. Schon bei den Kommunalwahlen im Juni 2024 hatte die AfD kräftig zugelegt, ihren Stimmenanteil auf 20,9 Prozent gesteigert, damit sowohl die CDU als auch die SPD überholt und wurde mit sieben Sitzen in der 32-köpfigen Stadtverordnetenversammlung stärkste Fraktion. Bei den Bundestagswahlen am 23. Februar erlebt die SPD geradezu ein Waterloo, stürzt rapide ab: Die Sozialdemokraten verlieren bei den Zweitstimmen sage und schreibe 19,06 Prozentpunkte und kommen nur noch auf 17,95 Prozent. Die AfD ist auch in Neuruppin der große Gewinner. Sie verdoppelt ihren Stimmenanteil, legt von 14,50 auf 29,20 Prozent zu. Was wohl der größte Sohn der Stadt, der Schriftsteller Theodor Fontane (1819–1898), dazu gesagt hätte?
Fontane-Wettbewerbe

Die Fontane-Festspielmacher aus Neuruppin haben wieder zwei Aktionen, die sie gern in ihre Partnerstadt tragen wollen: „Es wäre toll, wenn sich Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene aus Bad Kreuznach daran beteiligen würden“, schreibt die Geschäftsführerin der Fontane-Festspiele, Uta Bartsch. Mit zwei Wettbewerben wollen sie Kinder und Jugendliche dazu motivieren, sich kreativ auszuprobieren und ihre Talente zu entdecken. Dabei wollen sie (fast unbemerkt) auch immer etwas aus dem Leben und Lebenswerk Theodor Fontanes vermitteln. Der siebte Schreibwettbewerb um den „Fontanepreis für junge Schreibende“ und der vierte Fontane-Song-Contest richten sich vorrangig an Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 25 Jahren. Und überall gibt’s was zu gewinnen. Der Fontane-Schreibwettbewerb dreht sich diesmal um Emilie – um die Frau an Theodor Fontanes Seite. Sie kannte ihn schon, da war er noch Gymnasiast in Berlin, während sie als Schrecken der Hinterhöfe den Kiez beherrschte. Als er später eine Lehre zum Pharmazeuten aufnahm, war eigentlich schon klar, dass er den Apothekerkittel nicht tragen würde. Er träumte von der Schriftstellerei. Eine brotlose Kunst, wie alle sagten. Ausgerechnet auf diesen Typen fuhr Emilie ab. Dabei hätte sie Gerson von Bleichröder haben können, einen der reichsten Männer ihrer Zeit, der auch ihr Spielkamerad war. Aber Emilie entschied sich für den Lebenskünstler Fontane, der nie genug Geld nach Hause bringen, aber dafür großartige Gedichte, Romane und Novellen schreiben würde. Und ab jetzt heißt es: Schreibt eine Geschichte über Emilie! Sie kann frei erfunden sein oder Fakten aus ihrem Leben aufgreifen. Nur eines gilt: Die Geschichte darf nicht länger als zwei Seiten sein. Einsendeschluss ist der 17. April. Und am 10. Mai heißt es: Bühne frei für den Vorausscheid beim Fontane-Song-Contest. „Wir rufen alle Kinder und Jugendlichen auf, die Spaß an Musik haben, in Fontanes Gedichten und Balladen, in seinen Romanen oder Zitaten nach einer Song-Idee zu kramen und sie musikalisch umzusetzen. Auch in Fontanes Leben und Liebe kann nach Belieben gestöbert werden. Alles ist erlaubt: Rock oder Pop, Jazz oder Country, Blues oder Reggae, Shanty oder Rap – Solo oder Band, Chor oder Ensemble“, so Bartsch. Bis zum 24. April können die Songs eingereicht werden. Mehr Infos zu beiden Wettbewerben gibt es auf der Internetseite www.fontane-kosmos.de
Dorfcafé spendet Baum
Noch ein Nachtrag zum letzte „Schwätzchen“. Darin ging es um den Aufruf von Werner Lorenz zu Baumspenden, damit entlang der B428 zwischen Bosenheim und Hackenheim eine Allee entsteht. Bei der Mandelbaumaktion war auch Annegret Euler dabei. Sie war aber lediglich die Organisatorin. Gespendet hat den Baum das Dorfcafé Bosenheim. Treffpunkt ist jeden dritten Mittwoch im Monat im TuS-Häuschen. Jeder ist eingeladen, jeder gibt, was er möchte – statt Bezahlung. „Unter anderem haben wir von dem Geld dann einen Mandelbaum gestiftet“, schreibt Euler.