Weil Maximilian, Rosa, Erna und Marta Mann rechtzeitig die Flucht aus Nazi-Deutschland gelang, haben sie den Holocaust überlebt. Für die vier jüdischen Bürger der Eichelberggemeinde Fürfeld setzte der Künstler Gunter Demnig vier Stolpersteine vor ihrem früheren Wohnhaus in der Kreuzstraße.Der in Montevideo lebende Investigativjournalist Dario Klein sowie dessen Ehefrau, Sohn und Tochter waren im vergangenen Sommer in Fürfeld. Kleins Großeltern waren Maximilian und Rosa Mann, geborene Grünewald. Sie lebten bis Anfang 1936 in der Kreuzstraße. Seit Oktober 1933 hatten sie in ihrem Haus zusätzlich den Sohn von Rosa Manns Bruder Julius Grünewald aus Frankfurt aufgenommen. Grünewalds Frau Selma war bereits im August 1931 verstorben.Zum Fluchthelfer wurde der sozialdemokratisch sozialisierte Philipp Stock, der bei Maximilian Mann als Fahrer eine feste Anstellung hatte. Mit einer der beiden Töchter (Hertha oder Erna Mann) war Philipp Stock eng befreundet. So konnte die Familie Mann gemeinsam mit dem dann 16-jährigen Edgar Josef Grünewald Anfang 1936 aus Deutschland fliehen. Über Amsterdam und Marseille gelangte die Familie auf dem Dampfer „Florida“ nach Uruguay.Edgars Schwester Inge Grünewald, die seit dem Tod der Mutter im Alter von nur drei Jahren im Frankfurter Kinderhaus der Weiblichen Fürsorge in der Hans-Thoma-Straße 24 ihr neues Zuhause gefunden hatte, gelang es gemeinsam mit ihrem Cousin Leo Grünewald gegen Ende des Jahres 1939, ihrem Bruder nach Montevideo zu folgen. Über Hamburg reisten das neunjährige Mädchen und der 16 Jahre alte Leo per Schiff nach Genua, um von dort am 28. Dezember auf dem Dampfer Conte Grande über Barcelona die Überfahrt nach Uruguay anzutreten.
Die Stolpersteine bringen Erinnerungen wieder zurück
Neben den Nachkommen, die zur Stolpersteinverlegung eigens aus Uruguay angereist waren, zeigten auch einige Fürfelder Interesse für die jüdische Vergangenheit. Nicht nur Ortsbürgermeister Klaus Zahn ist der Meinung, dass dank der Stolpersteine auch die Erinnerung an die Manns, die anerkannte Bürger Fürfelds waren, zurückgekehrt ist.Die Manns waren als Viehhändler im Dorf aktiv. Sie waren als Menschen jüdischen Glaubens voll integriert. Laut Jörg Lamers-Hanisch, der zur jüdischen Geschichte forscht, hatte die jüdische Gemeinde Fürfeld zu ihren Hochzeiten mehr als 100 Mitglieder und einen Anteil an der Gesamtbevölkerung von rund 12,5 Prozent. „Die jüdischen Mitbürger waren anerkannt, einer saß sogar im Gemeinderat“, weiß Lamers-Hanisch.Leider wurde die Synagoge nach dem Krieg abgerissen. Sie wurde in der Reichspogromnacht nicht zerstört, weil eine örtliche Nazigröße nebenan eine Scheune besaß und sich offenbar um deren Erhalt sorgte. Von der Größe der früheren jüdischen Gemeinde kündet heute noch der jüdische Friedhof – einer der größten in einer rheinhessischen Landgemeinde –, den die Nachkommen der Manns ebenfalls besuchten.