Kauzenburg wurde verkauft
Stiftung liquidiert: Bad Kreuznach bekommt 463.000 Euro
Die Kauzenburg hat Ende 2023 den Besitzer gewechselt. Die nun liquidierte Kauzenburg-Stiftung hat ihr Vermögen der Stadt geschenkt. Dabei kommt fast eine halbe Million Euro rum.
Marian Ristow

Über fast eine halbe Million Euro darf sich die Stadt Bad Kreuznach freuen. Wie diese Summe im Zusammenhang mit dem Verkauf eines Wahrzeichens, nämlich der Kauzenburg, steht, erfährt man hier.

Über einen unerwarteten Geldsegen kann sich die Stadt Bad Kreuznach demnächst freuen. Aus dem Vermögen der aufgelösten Kauzenberg-Stiftung erhält die dauerklamme Stadt nun stolze 463.000 Euro. Das hat Kämmerer und Bürgermeister Thomas Blechschmidt (CDU) in der Sitzung des städtischen Finanzausschusses am Dienstag bekannt gegeben.

Dass die Kauzenberg-Stiftung, die jahrzehntelange die Geschicke der rund 750 Jahre alten Burg bestimmt hat, sich auflöst, war keine Überraschung mehr. Der Oeffentliche Anzeiger hatte mehrfach über die Pläne des Stiftungsvorstandes um den bekannten Bad Kreuznacher Notar Uwe Closhen, der der Sitzung des Ausschusses im Zuschauerbereich bewohnte, berichtet. Nach dem Verkauf der Burg an zwei Investoren, Zahnarzt Stefan Kessler, der unmittelbar neben der Burg wohnt, und Winzer und FDP-Stadtpolitiker Werner Lorenz, war klar, dass die Stiftung mehr oder weniger beschäftigungslos sein würde. Zudem plagten die überalterte Stiftung akute Nachwuchsprobleme.

ADD musste Auflösung zustimmen

Wie man heute weiß: Der Verkaufspreis der Burg betrug 463.000 Euro. Und dieses Geld soll nun an die Stadt fließen – aber erst nach Ablauf des in der Satzung verankerten Sperrjahres, also dann im September. Nach dem Stiftungsbeschluss zur Auflösung vom 3. Juli 2024 stimmte am 1. August dann die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier als Stiftungsbehörde des Landes Rheinland-Pfalz der Liquidation zu. Nach Paragraf 11 der Stiftungssatzung fällt ihr Vermögen der Stadt zu.

Eine Schenkung ist eigentlich unbedenklich, dennoch sorgte ein Passus in der Zuwendungsvereinbarung für Diskussionen. „Um den bisherigen Stiftungszweck zu erfüllen, verpflichtet sich die Stadt Bad Kreuznach in der als Anlage beigefügten Vereinbarung, das erhaltene Kapitalvermögen in voller Höhe für die Sanierung von baulichen Kulturdenkmälern in der Stadt Bad Kreuznach, insbesondere für den Innenausbau des Casinogebäudes und die Wiederherstellung des ehemaligen Casinogartens, zu verwenden“, ist darin zu lesen.

Irritationen um Verwendungszweck

Manfred Rapp, Fraktionschef der CDU, sah den formulierten Verwendungszweck, den er als rechtlich nicht bindend einordnete und als Wunsch des ehemaligen Sitzungsvorstandes wertete, kritisch. „Man weiß nicht, wie es mit dem Casinogebäude weitergeht, der Innenausbau könnte zwischen 4 und 5 Millionen Euro kosten“, wies er hin. Thomas Blechschmidt ging damit d’accord und erinnerte an die Überlegungen, die man im Kielwasser des Kaufes des Sparkassen-Gebäudes äußerte: Alle anderen städtischen Verwaltungsgebäude zu „verwerten“. Sprich: Ob das Casinogebäude, Sitz des eigentlichen Stadtratssaales, jemals wieder als Verwaltungsgebäude hergerichtet wird, sei mehr als offen. Das Geld für den Casinogarten zu verwenden, sei ein Vorschlag. Was man damit mache, müsse man sowieso mit der ADD abstimmen.

„Wir sollten da nicht päpstlicher als der Papst sein.“
Bürgermeister Thomas Blechschmidt (CDU)

Ein Antrag von CDU-Mann Michael Dal Magro, das Wort „insbesondere“ durch „beispielsweise“ zu ersetzen, um Klarheit zu schaffen, fand keine Mehrheit (viermal Ja, elfmal Nein und zwei Enthaltungen). „Wir sollten da nicht päpstlicher als der Papst sein“, war Thomas Blechschmidts Meinung dazu. Jürgen Eitel (Freie Wähler) und Jürgen Locher (Die Linke) plädierten ebenso dafür, die alte Formulierung zu behalten. Juliane Rohrbacher (Die Grünen) merkte an, dass „insbesondere“ nicht „ausschließlich“ bedeute. Martina Hassel (SPD) meinte, dass der Finanzausschuss nur über die Annahme der Schenkung befinde, nicht aber darüber, was man mit den Mitteln mache. Blechschmidt stellte klar: Der Beschluss gehe nur über die Annahme der Schenkung. Am Ende votierten alle für die Annahme, nur Norbert Welschbach (CDU) stimmte mit Nein. Er war der Ansicht, dass die Schenkung unter eine Bedingung stattfinde.

Die Kauzenburg: ein echtes Wahrzeichen

Zur Kauzenburg: Das langjährige Restaurant auf der Mitte der 1970er-Jahre aufwendig vom berühmten Betonarchitekten Gottfried Böhm umgebauten Burg, deren Grundfesten aus dem 13. Jahrhundert stammen, wird schon länger nicht mehr betrieben. Verpachtet sind die Räumlichkeiten an einen Caterer „Mike’s Catering“, der zeitweise den Außenbereich gastronomisch bewirtschaftet hat und die Burg als erfolgreich Eventlocation nutzt und vermarktet.

Bis 1881 war die Kauzenburg im Besitz der Familie van Recum, ging dann an die Familien Puricelli und Gräff über. Der Politiker und Weinhändler Elmar Pieroth (1934–2018) erwarb 1969 das Areal. Dann wurde neu gebaut. Kauzenburg-Stiftung (gegründet 1969) und Kauzenburg-Betriebs-Aktiengesellschaft (1970, später Kauzenburg Gaststätten GmbH), übernahmen das Anwesen.

1983 schloss die Firma Ferdinand Pieroth, die einen Teil der Aktien hielt, einen Pachtvertrag über die Räume der Kauzenburg zum Betrieb eines Restaurants. In diesen Pachtvertrag ist dann Gunnar Wagner aus Kiel 1986 eingetreten, seit 2020 ist der neue Pächter am Werk.

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