Ob die Bananenschale, der Verpackungskarton oder die zerbrochene Schüssel: Um den Müll kümmern sich im Kreis die rund 100 Mitarbeiter des Abfallwirtschaftsbetriebs (AWB). Ab 1. Juli haben sie eine neue Chefin: Stephanie Eid wird den Posten von Jochen Franke nach 29 Jahren übernehmen. Kein leichtes Erbe. Doch auch die 37-Jährige ist im Kreishaus keine Unbekannte: Eid durchlief nach ihrem dualen Verwaltungsstudium in Mayen seit 2009 verschiedene Stationen in der hiesigen Verwaltung, ist seit 2018 stellvertretende Leiterin der Kreiskämmerei. Warum der Schritt zum AWB?
Hier möchte Eid ihre Kenntnisse aus dem BWL-Masterstudium einbringen, das sie vor wenigen Jahren abschloss. Und: In der Kämmerei seien die Aufstiegschancen geringer gewesen, sagt sie. Der Posten der AWB-Leitung stellt für Eid also wohl die nächste Sprosse auf der Karriereleiter dar.
Hilfreiche Gespräche mit Vorgänger
Der erste Schritt ist aber zunächst, sich einzuarbeiten. Denn statt den 16 Angestellten in der Kämmerei („da kenne ich jeden“) stehen für Eid bald rund 100 Mitarbeiter im Fokus. „Die ersten Begegnungen waren sehr offen, aber ich muss meine neue Rolle noch finden.“ Gespräche mit Vorgänger Franke hätten geholfen. „Ich habe mir vieles zeigen und erklären lasen. Aber das Wissen aus 29 Jahren kann man nicht in fünf Wochen transferieren“, ist ihr klar. „Bei dem Rest gilt ‚learning by doing’.“
Ich bin jemand, der Creme- und Zahnpastatuben aufschneidet und ganz leer macht.
Stephanie Eid auf die Frage, wie sie selbst versucht, Müll zu vermeiden
Unterstützung erfährt sie dabei auch von Beigeordnetem Oliver Kohl, zuständig für den AWB, der „sehr froh“ mit der Personalentscheidung sei. Etwa eine Handvoll Bewerber hätten um den Posten gebuhlt, erzählt er. Insgesamt steht der AWB gut da: Die Müllgebühren sollen dank ausgewogener Finanzen nicht steigen, auf dem vor Kurzem gekauften Grundstück in der Siemensstraße sollen Verwaltung und Fuhrpark zusammenkommen. „Das ist wichtig fürs gesamte Betriebsklima – ein Riesenprojekt“, sagt Eid, die in Obermoschel im Donnersbergkreis lebt.
Den Hang zu Bad Kreuznach habe es aber schon immer gegeben. Dennoch: „Wenn ich das in meinem eigenen Kreis machen würde, dann stände der halbe Ort vor meiner Tür und würde sagen: ‚Kannst du nicht mal ...?'“, sieht Eid den Abstand als einen Vorteil.
Digitalisierung ist das Zauberwort
Eines ihrer wichtigsten Ziele im AWB: Mehr Digitalisierung, „auch wenn es abgedroschen klingt“. Konkret strebt die 37-Jährige etwa an, Zahlungsmethoden für die Abfallentsorgung online zu vereinfachen. Auch soll man die Personenzahl eines Haushalts für die Müllentsorgung online ändern können. „Das kann ja so schwer nicht sein.“
Für Ausgleich vom mitunter schweren Arbeitsalltag sorgen Spaziergänge mit ihrem Labrador. Und wie versucht Eid selbst, Müll zu vermeiden? „Ich bin jemand, der Creme- und Zahnpastatuben aufschneidet und ganz leer macht“, nennt sie spontan ein Beispiel. Im Jahr 2022 landeten kreisweit rund 400 Kilo Müll pro Kopf in der Tonne – über zu wenig „Input“ kann sich Eid als neue AWB-Chefin also wohl kaum beklagen.