Auch wenn sich die überwiegende Mehrheit der rund 40 Zuhörer – viele davon Einzelhändler – während der Sitzung des Ausschusses für Wirtschaftsentwicklung am Mittwochabend den Mantelsonntag wieder zurückwünscht, dürfte es vorerst nur beim Wünschen bleiben. Die rechtlichen Hürden sind laut Rechtsamtsleiterin Marion Kruger derzeit zu hoch.
Da tröstete die Verfechter des Mantelsonntages wohl kaum der Einwurf des Landtagsabgeordneten Helmut Martin (CDU), dass seine Fraktion per Landesgesetz gerne einen verkaufsoffenen Sonntag pro Halbjahr verankert hätte. Martin verwies auf 2026 und dass dann mit möglicherweise anderen Landtagsmehrheiten ein solches Gesetz verankert werden könnte. „Wir hätten dann Rechtssicherheit", sagte er. Ein möglicher Rechtsstreit könnte dann vom Bundesverfassungsgericht entschieden werden, das möglicherweise anders als das Bundesverwaltungsgericht entscheidet, so die Hoffnung Martins. Das Bundesverwaltungsgericht hatte sein Urteil damit begründet, dass durch eine „Anlassveranstaltung“ wie beispielsweise ein Herbstmarkt mehr Besucher angelockt werden als durch die Öffnung der Geschäfte am Sonntag. Aus Sicht von Carsten Pörksen – wie Martin selbst Jurist – ist ein möglicher Entscheid des Verfassungsgerichts reine Spekulation.
Verkaufsoffene Sonntage in anderen Städten möglich
„Herr Martin, so machen Sie es sich zu einfach“, entgegnete Pörksen, der sich, obwohl Mitglied einer Kirche und Gewerkschafter, zum Mantelsonntag bekannte. Die meisten Zuhörer, die bei diesem Tagesordnungspunkt mitdiskutieren konnten, waren allerdings wie Martin der Meinung, dass es kaum nachvollziehbar ist, dass andere große kreisangehörige Städte durch Rechtsverordnung bis zu vier verkaufsoffene Sonntage anbieten können, in Bad Kreuznach hingegen die Ladentüren selbst am traditionsreichen Mantelsonntag verschlossen bleiben.
„Andere Städte haben Glück, dass die Gewerkschaft nicht gegen die verkaufsoffenen Sonntage geklagt hat“, ärgerte sich so mancher Einzelhändler. Glaubt man den anwesenden Einzelhändlern, waren die Mantelsonntage für sie und ihre Angestellten keine drögen Pflichtveranstaltungen, sondern Tage, an denen Arbeit Spaß machte.
„Was haben sie dagegen, dass Menschen einen Tag Spaß haben?“, fragte Michaela Fröhlich, Mitinhaberin der Modeboutique Princessa. Sie habe am verkaufsoffenen Sonntag nicht nur den Umsatz im Blick gehabt. Der Tag diene mehr der Kundenbindung. Mike Mattern, der in der Mannheimer Straße Damen- und Herrenkonfektion nach Maß anbietet, sprach davon, dass der Mantelsonntag der Schlüssel für die Einkaufsstadt Bad Kreuznach sei. „Eigentlich müsste der Mantelsonntag ein Feiertag sein, und wir alle feiern ein Mantelsonntagsfest“, warb er für die traditionsreiche Veranstaltung. Jörg Walloschek, seit vergangenem Jahr Leiter von Galeria Kaufhof, wusste, dass an allen Warenhausstandorten, an denen er tätig war, niemals Mitarbeiter gegen verkaufsoffene Sonntage waren. Die Argumente für den Mantelsonntag überzeugten Sansirai Lind (Die Linke) nicht, die für „jeden Menschen einen Tag der Ruhe“ forderte.
Kompromisslos gab sich auch Volker Metzroth, der aus Sicht der Gewerkschaft deutlich machte, dass sich Verdi nicht bewegen wird. „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es nicht bei einem verkaufsoffenen Sonntag bleibt“, erklärte er. An die Befürworter des Mantelsonntags gewandt, meinte Metzroth, dass es nicht darum geht, dass die Menschen Spaß hätten, sondern, dass die Geschäfte zu sind. „Die Idee beruht darauf, dass sie anderen Städten Kunden abwerben, sie erhöhen doch damit nicht die Kaufkraft“, erklärte der Gewerkschafter.
„Damit ist die Möglichkeit, dass wir mit der Gewerkschaft einen Kompromiss schließen können, vom Tisch.“
Wirtschaftsdezernent Markus Schlosser
„Damit ist die Möglichkeit, dass wir mit der Gewerkschaft einen Kompromiss schließen können, vom Tisch“, zog Wirtschaftsdezernent Markus Schlosser ein nüchternes Fazit. Aus seiner Sicht wird auch eine Anlassveranstaltung kaum zu einem Erfolg führen. Die müsse im ersten Jahr ohne einen verkaufsoffenen Sonntag laufen, um festzustellen, wie hoch der Besucherstrom ist. Ob dadurch Massen wie beim Mantelsonntag angezogen werden, bleibt offen.