Als sich die Formation am 4. März aus Altersgründen auflöste, blieb die Frage: „Was wird aus unserem Klavier?“ Wochen später dann der Beschluss: „Wir spenden es an die Seniorenresidenz.“
Gestern Morgen „übergaben“ drei der einstigen Klostersänger – Kurt Müller (Staudernheim) sowie Klaus Lange und Walter Zink (beide Bad Sobernheim) – das etwa 100 Jahre alte Instrument im dritten Stock des Heims. Dort hinauf hatten es die Hausmeister der Residenz aus dem alten Klostersänger-Probenraum im Erdgeschoss des Staudernheimer Rathauses geschafft. Und das will etwas heißen: Denn ein solches Klavier ist kein Leichtgewicht, verursacht durch eine schwingungsdämpfende Graugussplatte, in der die 250 Seiten befestigt sind. Straff gespannt hat jede der Seiten eine Zugkraft von 75 Kilo. Daher die Graugussplatte, denn eine leichtere Holzplatte würde derlei Kräften kaum standhalten.
Der Gießener Klavierbauer August Förster hat das Instrument um 1915 produziert – noch heute befinde es sich in einem guten Zustand, wie Gregor Dieter betont. Der 48-Jährige weiß, wovon er spricht: Als Klavierbauer, der im Meddersheimer Wiesengrund einen Musik- und Instrumentenhandel betreibt, hat er Erfahrung auch mit älteren Instrumenten. Er singt im Tenor von Gerhard Wöllsteins „mannOmann“-Chor und bei den Meddersheimer Apollo-Gemischten, denen Dieters Frau Susanne vorsitzt. Und: Gregor Dieter leitet die 30 Messdiener der katholischen Pfarreiengemeinschaft.
Dieter stimmte das Klavier nach seiner Ankunft in der Residenz – auf 438 Hertz und damit zwei Hertz unter der Stimmung neuerer Klaviere (440) – und nahm es dabei unter die Lupe. Sein Urteil: „Alles okay, damit kann man die Senioren bei ihren Singstunden gut begleiten.“ Die alten Menschen um Heimleiterin Petra Majowski hören das gern. Ihr bisheriges Klavier hatte längst ausgedient, wurde aber mangels Alternative immer wieder angeschlagen. Renate Becker singt einmal wöchentlich mit den Senioren und begleitet sie auf dem Klavier, genau wie Erika Stribrny bei den Gottesdiensten in der Residenz; bereits Ende 2014 hatte sie in einer Versammlung der evangelischen Kirchengemeinde nach einem neuen Klavier gefragt.
Schließlich war es Pfarrerin Ulrike Scholtheis-Wenzel, die Kurt Müller auf die Idee brachte, das Klavier der Residenz zu schenken. Ursprünglich wollten es die Klostersänger für den Jugendraum im Erdgeschoss des evangelischen Gemeindezentrums spenden, doch dort wird es nicht gebraucht.
Die Seniorenresidenz Felkebad an der Malteserstraße heißt zwar wie der Neubau an der Königsberger Straße, gehört aber nicht dazu; die Einrichtung an der Malteserstraße firmiert unter dem Dach einer gemeinnützigen GmbH und hat derzeit 52 Heimplätze, von denen 48 belegt sind; vier davon zur Kurzzeitpflege. Die Heimbewohner sind zwischen 60 und 102 Jahren alt; älteste Seniorin ist die Sobernheimerin Elisabeth Wilhelm. Stefan Munzlinger
Am Samstag, 18. Juli, feiern die 40 Mitarbeiter und 48 Bewohner mit allen Bürgern ab 11 Uhr den 30. Geburtstag der Residenz an der Malteserstraße; ab 14 Uhr spielt die junge und ab 15 Uhr die erwachsene Formation der rheinhessischen Musikgruppe „Alle für Alle“.