Die eingeschränkten Möglichkeiten angesichts der Kontaktbeschränkungen hätten dies aber leider nur unzulänglich erlaubt. Zudem werde offensichtlich auch der folgende Wahlkampf selbst im Zeichen der Einschränkungen der Pandemie stehen. Das sei wohl der falsche Zeitpunkt für einen vielen Genossen und vor allem auch Wählern noch vielerorts unbekannten Bewerber. Seine Entscheidung sei ganz den Umständen geschuldet, betont Vesper. Er werfe der Partei keine mangelnde Unterstützung vor, „und es gibt kein Zerwürfnis“. Er habe bei seiner Bewerbung im November schon gedacht, dass eine Tour durch die Ortsvereine im ersten Quartal 2021 möglich sei. Mit Videokonferenzen erreiche man die Leute so nicht. Etwas enttäuscht ist er zwar schon, doch: „Es gab keine Option für mich.“ Er habe nicht die Chance gehabt, sich einem großen Kreis vorzustellen. Das habe er sich bei seiner Bewerbung natürlich anders vorgestellt.
In der SPD bekommt er dafür Verständnis: Als Vesper ihm seinen Schritt mitgeteilt habe, habe er zwar zunächst „ein bisschen störrisch“ reagiert, erklärte der Kreuznacher SPD-Chef Günter Meurer, könne es aber nun nachvollziehen. „Ich finde es schade, aber der Schritt war richtig. Man habe zwar von Anfang an gewusst, dass es nicht einfach sein werde, gegen einen amtierenden Bundestagsabgeordneten zu kandidieren. Aber man wollte den Delegierten eine Wahlmöglichkeit geben, und habe das Ganze eher sportlich gesehen. Doch Michael Vesper sei vergangene Woche auf ihn zugekommen und habe ihm deutlich gemacht, dass er die Chancen für seinen Wahlsieg als äußerst gering einschätzt. Denn: Vesper ist in Bad Kreuznach zwar als Geschäftsführer der Gesundheit und Tourismus für Bad Kreuznach (GuT) bekannt, doch im restlichen Wahlkreis 201, vor allem im Kreis Birkenfeld, kennt den Historiker kaum jemand. „Wir wollten Vesper bei den einzelnen Orts- und Stadtverbänden vorstellen“, sagt Meurer. „Das war vielleicht blauäugig.“ Man habe zwar einige Videokonferenzen abgehalten, „aber die Resonanz darauf war nicht so riesig“. „Wir haben uns nun dafür entschieden, unsere Kräfte zu bündeln, denn letztendlich zählt nur, dass die SPD ein gutes Ergebnis hat.“ Man stehe hinter Weingarten. So sieht es auch der SPD-Kreisverbandsvorsitzende Denis Alt (MdL). Er danke Vesper für seine Bereitschaft zur Kandidatur, habe aber Verständnis für seine Entscheidung.
Wenig bis gar keine Emotionen löst Vespers Schritt bei seinem Konkurrenten um den Parteispitzenplatz, Joe Weingarten, aus: „Mein Ziel ist eine breite Unterstützung meiner Politik innerhalb der SPD und darüber hinaus, ganz unabhängig davon, wer innerparteilich oder in politischer Konkurrenz dazu andere Ziele hat.“