Das wurde in der ersten Gemeindeversammlung deutlich, zu der die neu gegründete Gemeinde ihre Mitglieder aus Staudernheim, Abtweiler, Lauschied und Sobernheim eingeladen hatte. Das wurde in der ersten Gemeindeversammlung deutlich, zu der die neu gegründete Gemeinde ihre Mitglieder aus Staudernheim, Abtweiler, Lauschied und Sobernheim eingeladen hatte.
„Flüchtlingsghetto geht gar nicht“
„Ein Flüchtlingsghetto jenseits des künftigen Wertstoffhofs in Bad Sobernheim zu errichten, geht gar nicht“, betonte Pfarrerin Ulrike Scholtheis-Wenzel in ihrer Predigt im Gottesdienst vor der Gemeindeversammlung: „Das wäre strukturelle Gewalt gegen Menschen, die aus Krieg und bitterster Armut hierherkommen.“ Man gehe davon aus, dass bald wieder mehr Geflüchtete unterschiedlicher Kulturen in Sobernheim eintreffen, fügte sie vor 25 Gemeindemitgliedern hinzu: „Wir müssen überlegen, was wir zusammen mit der Stadt bewegen können, um ihnen menschlich zu begegnen.“
Vier Kilometer vom Stadtkern
Die Kritik richtet sich nicht gegen die erwartete höhere Flüchtlingszahl, sondern gegen den möglichen Standort des Containerdorfs. Vier Kilometer vom Stadtkern entfernt, werde für die Menschen kaum eine Chance zu Begegnungen mit Einheimischen, geschweige denn zur Integration gesehen. „Sollte es zum Containerdorf kommen, wäre dies nur mit einer intensiven Begleitung und Betreuung des Kreises möglich“, meinte Andreas Jacob, Vorsitzender des Diakonie-Ausschusses der Kirchengemeinde, und er regte Sprach- und Integrationskurse vor Ort an.
Alle Container an einem Standort?
Ob alle Container an einem Ort aufgestellt werden müssten?, wurde ferner gefragt. Eine Verteilung auf mehrere Plätze in der Stadt würde einer Gettoisierung doch entgegenwirken. Engagement für Geflüchtete gehöre zum diakonischen Profil der Paul-Schneider-Gemeinde, wurde betont: Das nach einer Corona-Pause wiederbelebte Café International hatte Zulauf von Ukrainern, zusätzlich wurde der Sprachkurs ausgeweitet, ein Mama-lernt-Deutsch-Kurs installiert und die Jugendleiterstelle erweitert. Seit Kurzem gebe es ein Beratungsangebot für Geflüchtete; einige Projekte werden vom Programm „Demokratie leben“ unterstützt.
In einem Rückblick erinnerte Pfarrerin Ulrike Scholtheis-Wenzel an das erste Jahr der neuen Gemeinde. Danach moderierte Pfarrer Ralf Anacker die Aussprache zu Themen der künftigen pfarramtlichen Versorgung, Bauunterhaltung und Klimaneutralität. Paul Schneider sei mehr als ein Name: Bei der Feier des 125. Geburtstag des Namensgebers mit einigen Events sei das deutlich geworden: „Auch künftig soll Paul Schneider als aktuelle Herausforderung mit allen Generationen geteilt werden.“
Gebäudeunterhaltung endet nie
Pflege und Erhalt der Gebäude bedeutet für den Bevollmächtigtenausschuss, der die Gemeinde leitet, bis 2024 ein neues Presbyterium gewählt wird, eine nie endende Aufgabe. Während die Außenrenovierung der Kirche Staudernheim abgeschlossen und die Instandsetzung der Fassade der Kirche Abtweiler eingeleitet ist, wurde nach sechs Jahren der Planung die Innenrenovierung der Matthiaskirche auf Eis gelegt.
Kirchensanierung verschoben
Für ein ehrgeiziges Projekt, einer Schönheitsreparatur mit Kosten von 1,4 Millionen Euro, sei jetzt nicht der geeignete Zeitpunkt, befand der Ausschuss. Ein Arbeitskreis will die finanzielle Realisierbarkeit mittelfristig allerdings weiter bedenken. Vorerst hat die energetische Sanierung der Gebäude, vor allem des Paul-Schneider-Hauses im Leinenborn, Vorrang, wurde bekräftigt. Eine weitere Hürde bildet die Vorgabe der Landeskirche, bis zum Jahr 2035 klimaneutral werden zu wollen.
Nach der Entscheidung des Kreises: Standort-Kritik auch im Verbandsgemeinderat Nahe-Glan
Auch Mitglieder des Verbandsgemeinderats Nahe-Glan haben in ihrer aktuellen Sitzung den vom Kreis ausgewählten Standort für das Containerdorf in Bad Sobernheim an der Breitlerstraße 104 als „unzumutbar“ kritisiert (wir berichteten bereits). Die Lage fernab jeder Infrastruktur am Ende des Industriegebiets sei eine „menschenverachtende Entscheidung“, hatte Jörg Maschtowski (CDU) unter dem Applaus des VG-Rats gesagt. Der Kreistag hatte vor gut zwei Wochen der Vergabe den Pachtverträgen für die beiden geplanten Containerdörfer mit großer Mehrheit zugestimmt – und damit monatelange Diskussionen über mögliche Standorte der Dörfer beendet. Sie sollen in Bad Kreuznach an der Riegelgrube und in Bad Sobernheim entstehen.
In Sobernheim sollen bis zu 150 Flüchtlinge einziehen, an der Kreuz-nacher Riegelgrube bis zu 200. Doch vor allem in und um Sobernheim wird die Kritik an der Standortwahl des Kreises immer lauter. Es hätte bessere Möglichkeiten in der Stadt gegeben, hieß es im VG-Rat. Zumal die Containerdörfer auf Selbstversorgung ausgelegt würden und dafür Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe wichtig seien. sjs