Zwischen Baklava und Bratwurst
Sobernheimer Schüler blicken tolerant über Tellerrand
Die Klasse 7a der Disibod-Realschule plus veranstaltet einen interkulturellen Morgen. Die Schüler wollen sich und die Kulturen ihrer Klassenkameraden besser kennenlernen. Die Idee dazu hatten sie selbst. Auf kleinen Polaroid-Fotos halten die Siebtklässler das gemeinsame Frühstück fest.
Jana Siegel

Ein Klassenzimmer, viele Kulturen: Die Siebtklässler der Disibod-Realschule plus lernen sich bei einem interkulturellen Morgen besser kennen – zwischen Sushi, Schawarma und Spundekäs. Warum sie von Vorurteilen und Diskriminierung nichts halten.

Der Duft von Kreuzkümmel liegt in der Luft, ein elektrischer Grill brutzelt leise, Sushi und Süßes stehen bereit: Das Buffet im Klassenzimmer der 7a ist eröffnet. Die Schüler der Disibod-Realschule plus haben Speisen aus ihren Heimatländern mitgebracht. Hier findet an diesem Morgen ein interkulturelles Frühstück statt – eine Einladung zum Gespräch und zu einem Miteinander, das nicht selbstverständlich ist.

„In politisch schwierigen Zeiten sollten wir den Schülerinnen und Schülern zeigen, dass Gemeinschaft wichtig ist. Das Miteinander muss gelebt werden“, sagt Schulleiterin Katja Hahn. Oft seien es die kleinen Dinge, die etwas Positives bewirkten – wie das interkulturelle Frühstück.

Schawarma, Sushi, Baklava und Bratwurst: Die Siebtklässler haben Gerichte aus ihren Heimatländern mitgebracht. Eine Woche lang haben die Schüler alles geplant und vorbereitet. Liebevoll gestaltete Plakate dienen zur Erklärung der einzelnen Speisen.
Jana Siegel

„Heute reden Schüler miteinander, die normalerweise nicht miteinander reden“, sagt Jana Siegel. Die 27-Jährige hat die Leitung der 24-köpfigen Klasse nach den Sommerferien im vergangenen Jahr übernommen. „Anfangs war es hier ziemlich wuselig, es gab viele kleine Streitigkeiten.“ Das habe sich mittlerweile geändert – Zoff gebe es unter den insgesamt 24 Schülern keinen mehr. Stattdessen ist das gegenseitige Interesse gewachsen.

Die Idee, gemeinsam zu essen und daraus einen interkulturellen Morgen zu machen, hatte Taim Kawsarah. „Durch das Buffet können wir uns besser kennenlernen. Es gibt viele unterschiedliche Gerichte.“ Er selbst möchte mehr über die Nationalitäten seiner Mitschüler erfahren.

Die Klasse 7a der Disibod-Realschule plus in Bad Sobernheim unter der Klassenleitung von Jana Siegel (hinten Mitte). Die Klassengemeinschaft hat sich seit Beginn des Schuljahres verändert: Zoff gibt es keinen mehr, stattdessen ist das gegenseitige Interesse füreinander gewachsen.
Hannah Klein

Der 13-Jährige hat gemeinsam mit seiner Mutter Schawarma zubereitet und mitgebracht. Das sei in seiner Heimat Syrien ein beliebtes Gericht – schon nach kurzer Zeit ist nichts mehr davon übrig. Die arabische Spezialität besteht aus mariniertem Lamm-, Rind- oder Hähnchenfleisch in Fladenbrot und Gewürzen wie Zimt, Kurkuma und Kreuzkümmel.

„Die Schawarma haben mir am besten geschmeckt“, sagt Moritz Sterlinko. Der 12-Jährige hat alle Hände voll zu tun: Auf einem kleinen elektrischen Grill, brät er Würstchen für seine Klassenkameraden. „Bratwürstchen gibt es überall, zum Beispiel jeden Sonntag auf dem Fußballplatz.“

„Die Kultur sagt nichts darüber aus, ob ein Mensch gut oder schlecht ist.“
Jasmin Walde, Schülerin der Disibod-Realschule plus in Bad Sobernheim

Neben den Bratwürstchen gibt es – typisch deutsch – Brezeln mit Spundekäs, außerdem italienische Tomaten Mozzarella, japanisches Sushi und die türkische Süßspeise Baklava sowie kurdische Teigröllchen, Schamburek, oder russische Pfannkuchen mit Quarkfüllung. Die Auswahl auf dem Buffet der Siebtklässler ist groß.

„Es ist vieles dabei, was ich vorher noch nie probiert habe“, sagt Jasmin Walde. Die 13-jährige Schülerin erlebt in ihrem Umfeld oft, dass andere Kulturen diskriminiert werden. „Die Kultur sagt nichts darüber aus, ob ein Mensch gut oder schlecht ist.“ Sie selbst sei Deutsche, das ändere nichts daran, wer sie sei. „Die Kultur ist egal, man sollte allen Menschen offen begegnen.“

"Schawarma ist ein beliebtes arabisches Gericht", steht auf dem Plakat des Siebtklässlers Taim Kawsarah geschrieben. Scheint zu stimmen, bereits nach kurzer Zeit sind die gefüllten Fladenbrote leer.
Hannah Klein

Eine solche Offenheit ist für Schulsozialarbeiterin Justine Ebert nicht selbstverständlich. In ihrer täglichen Arbeit erlebe sie viele Vorurteile gegenüber zugewanderten Menschen. „Mit der Aktion zeigen die Schüler, dass sie alle eins sind, nach dem Motto: Wir stehen da drüber.“

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