Geschichten aus der „guten alten Zeit“ will unsere neue Kolumne „Stadtgeschichte(n)“ aufleben lassen. Wer könnte das besser tun als Stadthistoriker Martin Senner, der den Oeffentlichen Anzeiger künftig mit Episoden aus längst vergangenen Tagen bereichert. Den Auftakt bildet ein wieder aktuelles Thema. Die Unterhaltung der Brunnen wird 2025 diskutiert wie nie – weil das Geld fehlt. Man überlegte gar, den Brunnen am Salinenplatz abzubauen. So, nun aber: Ab geht’s in die neue Rubrik „Stadtgeschichte(n)“.
33 städtische Brunnen verzeichnet das Kreuznacher Adressbuch für das Jahr 1878. Zwölf Jahre später, als die Wasserleitung in Betrieb ging, wurden sie stillgelegt. Am 3. Oktober 1892 aber meldete der „General-Anzeiger“: „Ein Laufbrunnen ist auf eine Anregung des Tierschutzvereins hin gegenüber dem Droschkenhalteplatze in der Elisabethstraße (Badeallee) errichtet worden. Der Brunnen wird aus der städtischen Wasserleitung gespeist und ist hauptsächlich dazu bestimmt, ein regelmäßiges Tränken der Pferde der dortigen Wagenstation zu ermöglichen.“
Solche „Tränkebrunnen“ wurden im folgenden Jahr auch vor dem Mannheimer Tor (am Salinenplatz) und auf dem Holzmarkt geschaffen, letzterer „an der Stelle der seit einiger Zeit geschlossenen Pumpe“ des Lindenbrunnens. Ein weiterer, der 1914 „auf dem Bahnhofsvorplatz“ geplant war, blieb wegen des Kriegsausbruchs auf dem Papier. Im Juni 1895 hatte der Casino-Brunnen einen Nachfolger bekommen – es wurde nämlich „vor dem Gebäude der Kasino-Gesellschaft nach der Brückesstraße zu ein öffentlicher laufender Brunnen aufgestellt, um den durstigen Wanderer, der den Fuß in unsere Stadt setzen will, mit einem frischen Trunke aus der Wasserleitung zu erquicken!“ Genau diese menschenfreundliche Absicht, das hatte der eifrige Leserbriefschreiber Dr. Heinrich Prieger (Elisabethstraße 4) am Erstling der neuen Wasserspender ausgesetzt, sei leider verfehlt worden; man sehe immer wieder „durstige Leute darauf loseilen, aber, o Täuschung, sie können kaum trinken, da es an einem Becher fehlt, und die meisten wenden sich – wohl oft mit harten Worten – durstig wieder ab.“
Unter „Polizeibericht“ las man am 20. Mai 1895 im „General“: „Von dem auf dem Holzmarkt befindlichen Brunnen wurde der mittelst Kette befestigte Trinkbecher abgerissen und entwendet. Der Thäter, ein junger Bursche, wurde ermittelt.“
Dem Louisenbrunnen vor dem Mannheimer Tor hat unser Kunstmaler August Bechter mit dem Zeichenstift ein Denkmal gesetzt. Bloß eine Lokalnotiz bezeugt, so scheint es, den 1893 erbauten Springbrunnen „in den Anlagen neben der Pauluskirche“: „Bei den gestern (am 13. April) daselbst vorgenommenen Ausschachtungsarbeiten stieß man auf eine Menge menschlicher Knochenteile.“