Jetzt gibt es einen Stichtag: Zum 1. Januar 2026 sollen die Naheland-Touristik GmbH und die Hunsrück-Touristik GmbH offiziell zur Hunsrück-Nahe Tourismus GmbH fusionieren. Der Zusammenschluss soll die Region künftig wettbewerbsfähiger machen, um nicht mehr „nur die Kleinen von der Nahe“ zu sein, wie Katja Hilt, Geschäftsführerin der Naheland-Touristik, am Mittwoch vor dem Bad Kreuznacher Kreisausschuss für Kultur und Tourismus formulierte. Die Pläne für die Symbiose liegen bereits seit Jahren auf dem Tisch. Jetzt stellte Hilt weitere Details zur Architektur der neuen GmbH vor – dabei greift man auf Altes zurück und wagt Neues. Und: Es kostet den Kreis mehr.
„Weder Naheland- noch Hunsrück-Touristik sind alleine wettbewerbsfähig.“
Katja Hilt, Geschäftsführerin der Naheland-Touristik
Zunächst zum Hintergrund: Das Land Rheinland-Pfalz hat seine Tourismusstrategie überarbeitet und in diesem Jahr ein Punktesystem für die einzelnen Regionen eingeführt. Jedes Gebiet erhält eine eigene Kennziffer, die sich unter anderem nach der Anzahl der Übernachtungsmöglichkeiten, dem Marketingbudget und der Besucherbewertung richtet. Das Problem: Liegt eine Tourismusregion unter zehn Punkten, fällt die finanzielle Unterstützung des Landes in Zukunft flach, erstrebenswert wären mindestens 20 Punkte, wie Hilt erläutert. Derzeit schafft es das Naheland allerdings auf nur acht bis neun Punkte, der Hunsrück landet gar nur bei vier bis fünf Punkten.
„Weder Naheland- noch Hunsrück-Touristik sind alleine wettbewerbsfähig“, bilanzierte Hilt daher und ist überzeugt: „Von einer gemeinsamen Lösung profitieren alle.“ Jedoch gehe es dabei nicht darum, „irgendwelche“ Kriterien zu erfüllen, sondern darum, heutige und künftige Aufgaben bestmöglich zu erfüllen – davon sollen beide Regionen, die Wirtschaftspartner, die Gäste und nicht zuletzt die Einwohner profitieren. Und: Auch für den Fusionsprozess selbst stellt das Land Fördermittel in Aussicht.
Zusammenarbeit ist bereits erprobt
Wie eine Zusammenarbeit zwischen Naheland- und Hunsrück-Touristik funktionieren kann, zeigen demnach bereits bestehende, gemeinsame Projekte, darunter etwa die Bike-Region Hunsrück-Nahe und der Nationalpark Hunsrück–Hochwald. Später sollen weitere hinzukommen, beispielsweise die gebietsübergreifende Genuss-Region Hunsrück-Nahe. „Es ist erprobt“, resümierte Hilt.
Die neue Hunsrück-Nahe-Tourismus GmbH soll übergreifend beraten und Fördermittel akquirieren. Rund 2 Millionen Euro haben beide Regionen zusammen seit 2020 bereits erfolgreich beantragt. Und: Die Mitarbeiter könnten in zentralen Weiterbildungsangeboten schulen, wie Hilt ausführte. Zu den weiteren Aufgaben der fusionierten GmbH zählen unter anderem Qualitätsmanagement, Kommunikation und Vertrieb sowie Impulse für Infrastrukturprojekte.
„Ich habe Bedenken, dass die Arbeit in der GmbH dadurch schwerer wird.“
Michael Schaller (SPD) über den neu zu gründenden Tourismusverein
Und wie ist die geplante Organisation strukturiert? Bei der Verschmelzung nimmt die Naheland-Tourisik GmbH die Hunsrück-Touristik GmbH auf. Die Gesellschafterstruktur der Naheland-Touristik soll erhalten bleiben, die Gesellschafter sind die Kreise Bad Kreuznach und Birkenfeld (jeweils ganz) sowie anteilig die Kreise Mainz-Bingen, Bernkastel-Wittlich, Cochem-Zell sowie der Rhein-Hunsrück-Kreis.
Neu ist jedoch: Ein noch zu gründender Tourismusverein Hunsrück-Nahe soll die Interessen der Kommunen, sprich der Verbandsgemeinden (VGs), an Nahe und im Hunsrück sowie das Management vielversprechender Produkteinheiten bündeln. Eine Produkteinheit ist eine Beratung und fachliche Unterstützung von Angeboten. Der Verein wird ebenfalls Gesellschafter der neuen GmbH. An dem Punkt meldete Michael Schaller (SPD) Kritik an: „Ich habe Bedenken, dass die Arbeit in der GmbH dadurch schwerer wird.“ Schließlich hatte sich die Naheland-Touristik bereits vor Jahren von einigen Gesellschaftern, darunter die VGs, getrennt. „Das hat sich als ein guter Schritt herausgestellt“, sagt Schaller.
Mehrkosten für den Kreis
„Ich musste auch schlucken, als der Vorschlag auf den Tisch kam“, räumte Hilt ein. „Wir haben die Kommunen ein Stück weit aus der GmbH entlassen, jetzt holen wir sie im Verein zurück.“ Allerdings erhofft sie sich mit dem Verein eine „höhere Verbindlichkeit mit den Kommunen“ und ist überzeugt: „Wir kriegen das hin.“
Für die gemeinsame Touristik-GmbH müsste der Kreis Bad Kreuznach künftig allerdings tiefer in die Tasche greifen. Denn die finanzielle Beteiligung der Kreise in beiden GmbHs ist derzeit noch unterschiedlich, es bedarf also einer Angleichung. Der neue Beitrag liegt bei 2,22 EUR pro Einwohner. Für die Kreise an der Nahe bedeutet dies ein Anstieg von 46 Cent pro Einwohner. Umgerechnet auf die gut 160.000 Einwohner bedeutet das für den Kreis Bad Kreuznach einen Zuschuss von knapp 360.000 Euro (ein Plus von rund 74.000 Euro). Die VGs beteiligen sich mit ihrer Mitgliedschaft an der Grundfinanzierung des Tourismusvereins. Empfohlen wird eine jährliche Beitragshöhe von 6000 EUR pro Kommune. Zudem beteiligen sich die VGs an den Tourismusprojekten in ihrer unmittelbaren Nähe.
„Von einer gemeinsamen Lösung profitieren alle.“
Katja Hilt, Geschäftsführerin der Naheland-Touristik
Die beiden bisherigen Standorte in Kirn und am Flughafen Hahn sollen erhalten bleiben, der offizielle Firmensitz wird allerdings der im Kreis Bad Kreuznach werden, erklärte Hilt auf Nachfrage von Lars Medinger (Grüne). Auch im Digitalen zeigte sie sich vorbereitet: „Wir haben Webseiten und Domains reserviert, sodass wir zeitnah rausgehen können.“
Bleibt noch die Frage: Wer übernimmt die Geschäftsführung der neuen GmbH? Ende Mai scheidet Jörn Winkhaus als Geschäftsführer der Hunsrück-Touristik aus. „Sofern wir die Fusion machen, werden wir die Stelle ausschreiben“, verspricht Landrätin Bettina Dickes und fügt hinzu: „Für den Fall, dass sich Katja Hilt bewirbt, würde ich mich sehr freuen.“