Autozulieferer muss abbauen
So sicher soll das Musashi-Werke an der Nahe sein
Mit hohem Druck werden im Bockenauer Musashi-Werk die glühenden Stahlrohlinge zu Kupplungsrädern und anderen Automobilteilen gepresst.
Christine Jäckel

Der Automobilmarkt ist weiterhin angespannt, die Krise bewegt auch die Zulieferer wie Musashi Europe. Jetzt will das Unternehmen den 2022 geschlossenen Tarifvertrag wegen anhaltend schwieriger Geschäftslage nachverhandeln.

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Der Markt für Automobilzulieferer durchlebt einen dramatischen Umbruch, das trifft auch einzelne deutsche Standorte des Zulieferers Musashi. Das Unternehmen teilt nun mit, dass die Krise an einzelnen Standorten zu Restrukturierungen zwingt, die zur Schließung von Werken führen kann. Die gute Nachricht: Die Standorte an der Nahe in Bockenau, Bad Sobernheim und Grolsheim sind davon nicht betroffen.

Automobilmarkt anhaltend schwierig

Geschäftsführer David Beckers sagt: „Die Gründe für den Restrukturierungsbedarf haben wir sorgfältig abgewogen und ausführlich dargelegt. Dies ist ein schmerzhafter, aber notwendiger Schritt für einzelne Standorte, um das Musashi-Produktionsnetzwerk langfristig an die deutlich gesunkene Nachfrage anzupassen und eine langfristige, nachhaltige Strategie umzusetzen.“ Die Nachfrage nach Autos ist in Europa deutlich zurückgegangen und hat sich entgegen Expertenprognosen nach der Corona-Pandemie nicht erholt. Dazu kommt, dass Elektromobilität Zuwächse verzeichnet.

Obwohl Musashi Europe schon seit längerem Teile für Elektrofahrzeuge herstellt und dabei in allen Sparten gut aufgestellt ist, lässt sich der Ausfall nicht kompensieren. Denn für batteriebetriebene Autos oder Zweiräder wird im Vergleich zu Verbrennerfahrzeugen nur ein Bruchteil an geschmiedeten Teilen benötigt. Weitere Faktoren sind die wachsende Konkurrenz aus Asien bei hohen Energie- und Stahlpreisen in Deutschland. Über das Marktumfeld und dessen Auswirkungen auf Musashi in Deutschland hat das Unternehmen bereits bei mehreren Betriebsversammlungen berichtet.

Die Geschäftsführungen der Musashi-Tochtergesellschaften hätten enorme Anstrengungen unternommen, um einen Turnaround an jedem einzelnen Standort zu schaffen, um aus eigener Kraft und unterstützt durch den Gesellschafter wieder schwarze Zahlen zu schreiben. 2022 wurde ein Transformations-, Zukunfts- und Sozialtarifvertrag (TZS-TV) gemeinsam von Musashi Europe und der Gewerkschaft für alle deutschen Standorte beschlossen. Dieser Tarifvertrag enthält eine „Schlechtwetterklausel“, die bei anhaltend schwieriger Geschäftslage Nachverhandlungen ermöglicht. Diese Karte zieht die Geschäftsleitung nun. „Wir haben gemeinsam versucht, das Ruder herumzureißen. Aber wir können uns nicht dem Markt widersetzen. Unsere Kapazitäten müssen wir daher an das Marktumfeld und die Auftragslage anpassen, um dem Unternehmen eine langfristige, nachhaltige Perspektive zu geben“, so das Fazit von Geschäftsführer David Beckers.

Musashi-Arbeitsplätze in Naheregion sicher

Am Montag haben die Geschäftsführungen mehrerer Musashi-Tochtergesellschaften die IG Metall und die jeweiligen lokalen Betriebsräte aufgefordert, Verhandlungen über umfangreiche Restrukturierungsmaßnahmen aufzunehmen. Diese sind für die Standorte in Hannoversch Münden, Leinefelde und Lüchow beabsichtigt. Die Standorte in der Naheregion in Bad Sobernheim, Bockenau und Grolsheim sind davon nicht betroffen. Das Werk in Bockenau feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Bürgermeister Markus Lüttger (CDU) und der Bockenauer Ortsbürgermeister Jürgen Klotz (SPD) sind erleichtert, dass die Arbeitsplätze in den Musashi-Werken an der Nahe sicher sind.

„Musashi, beziehungsweise früher die Firma Hay, war immer ein wichtiger Arbeitgeber für die Verbandsgemeinde, es ist wichtig, dass dieser Standort bleibt“, sagt Bürgermeister Lüttger. Es gebe viele Verknüpfungspunkte, so habe man beispielsweise in Sachen Energieplanung mit der Geschäftsleitung Gespräche geführt. Das Werk benötigt viel Strom, könnte andererseits auch mit seinem großen Potenzial an Abwärme Energie für das Dorf liefern. „So schlimm es für die anderen Standorte ist, wir freuen uns, dass es hier nicht so schwarz aussieht“, sagt Ortsbürgermeister Klotz. Die 1925 gegründete Dorfschmiede Hay, heute Musashi, war und ist ein Bestandteil des Dorfes. „Wir werden als Gemeinde alles tun, um das Unternehmen zu unterstützen“, so Klotz.

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