Ende Februar sind bei dem Kreuznacher Künstler Gernot-Meyer Grönhof, Vorsitzender der Cauer-Gesellschaft, endlich die sieben Gipse von Robert und Walter Cauer eingetroffen und stehen jetzt in seinem Atelier in der Schuhgasse. Etwa vier Jahre hat er verhandelt und darum gekämpft, die Werke für die Cauer-Gesellschaft zu bekommen. Im Dezember 2024 hat man sich geeinigt. Gegen eine Spendenquittung sind sie nun hierher gekommen. Sie sollen dauerhaft im Kreuznacher Cauer-Haus gezeigt werden. „Das ist eine unglaubliche Aufwertung für die Ausstellung“, ist Meyer-Grönhof überzeugt. „Weil wir bislang von Robert Cauer keine Skulptur in der ständigen Ausstellung haben und es auch insgesamt nur wenig Büsten von ihm gibt“, verspricht er sich davon, die Ausstellung „um einen bedeutsamen Blickwinkel zu erweitern“.
„Es ist ein Hammer, dass die Frau so gehandelt hat.“
Gernot Meyer-Grönhof über Marjam Schellhaas
Dass es überhaupt dazu kommt, ist dem Zufall, einer gehörigen Portion Glück und dem geistesgegenwärtigen Handeln einer Spaziergängerin zu verdanken. Denn um ein Haar wären die Cauer-Gipse für immer verloren gegangen. Nur der prompten Reaktion von Marjam Schellhaas, die die Artefakte zufällig bei einem Spaziergang mit ihrem Hund im Müll des Mendelssohn-Cauer-Hauses in Darmstadt samt eines Briefes in Sütterlinschrift, in dem der Name Cauer erwähnt wurde, entdeckte, ist es zu verdanken, dass sie gerettet wurden.
Der neue Eigentümer, der das Anwesen 2016 erworben hatte, hatte das Haus schon für den Abriss geräumt und alles auf einen riesigen Müllberg geworfen. Schellhaas nahm mit ihm und zu den Erben Kontakt auf, bat darum, die Artefakte zu retten und das Areal betreten zu dürfen. So entdeckte sie in einem Gartenhaus auch die Plastiken. Sie informierte die Denkmalschutzbehörde und ebenso die Cauer-Gesellschaft. „Es ist ein Hammer, dass die Frau so gehandelt hat“, lobt Meyer-Grönhof.
Werke in den 1920er- bis 40er-Jahren enstanden
Es sind sechs Gipse von Robert Cauer aus der dritten Generation der weltbekannten Kreuznacher Künstlerfamilie, die wohl überwiegend in den 20er-Jahren des 20. Jahrhunderts entstanden sind: drei Porträtplastiken, eine Statuette „Trauernder Jüngling“ und zwei Reliefs mit den Themen „Sankt Georg“ und „Kinder mit Weinranken“, außerdem die Porträtbüste von Robert Cauer, die sein Sohn Walter (1905–1995) geschaffen hat. Sie könnte um 1940 entstanden sein, schätzte Meyer Grönhof. Robert Cauer ließ sich 1906 in Darmstadt nieder, kauft sich dort ein Haus neben dem, in dem seine Schwester, die Graphikerin Maria Helene Louise Cauer (1861–1928), seit 1891 lebte. 1885 hatte sie in Bad Kreuznach den Komponisten und Musikpädagogen Arnold Mendelssohn (1855–1933) geheiratet.
Die Statuette „Trauernder Jüngling“

Gips lässt sich leichter bearbeiten als andere Materialien, wie Stein, Bronze oder Marmor. Die Gipsskulpturen dienten daher als Vorlage, als Modelle für Bildhauer. Von der etwa ein Meter hohen Cauer’schen Gipsstatuette „Trauernder Jüngling“ oder „Jüngling, einer besseren Zukunft harrend“, die jetzt gerettet wurde, gab es zum Beispiel eine Statue in Muschelkalk auf Postament, etwa in Dreiviertel-Lebensgröße, die im Chorpfeiler der Darmstädter Johanniskirche stand, aber im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. In ihrem Buch „Die Bildhauerfamilie Cauer im 19. und 20. Jahrhundert“ beschreibt Elke Masa diese so: „Ein athletischer Jüngling in andachtsvoller Pose war wiedergegeben. Durch seine Fellbekleidung gemahnt er an die Gestalt Johannes des Täufers. Da diese Statue von antikem Körperideal geprägt war, wurde sie kirchlichem Gebot und vaterländischer Aussage zugleich gerecht und fand so als Kriegerdenkmal eine Aufstellung.“
Aufenthalte in Rom und den USA
Zur Person: Robert Cauer, der Jüngere (1863–1947), machte nach dem Besuch des Gymnasiums in Bad Kreuznach bei seinem Vater Karl Ludwig Cauer eine Ausbildung zum Bildhauer, von 1880 bis 1883 hielt er sich in Italien auf und kehrte 1883 nach Bad Kreuznach zurück. Nach seiner Militärpflicht in Berlin war er von 1887 bis 1889 als Bildhauer im Atelier der Familie Cauer in Rom tätig. Zwischen 1889 und 1906 hielt er sich mehrfach länger in den USA, in Saint Louis (Missouri) auf, wo er in erster Linie Porträtbüsten schuf, aber auch das lebensgroße Franz-Sigel-Reiterdenkmal. Ab 1906 lebte er als freischaffender Bildhauer in Darmstadt, wo er 1947 starb.
Schöpfer des Michel-Mort-Denkmals
In seinen Arbeiten konzentrierte er sich auf Reliefarbeiten für öffentliche und private Auftraggeber, häufig mit religiösem Inhalt. Er schuf außerdem Büsten, Porträtstatuetten, Grabmäler und Ehrenmäler. 1916 ernannte ihn der hessische Großherzog Ernst Ludwig zum Professor, ein Jahr später wurde ihm die hessische Staatsbürgerschaft zuerkannt. Sein Grab befindet sich auf dem alten Darmstädter Friedhof. Den Kreuznachern ist er vor allem durch das von ihm 1902 geschaffene Denkmal „Michel Mort und die Schlacht von Sprendlingen 1279“ bekannt, von dem eine Kopie auf dem Eiermarkt steht.
Leider sind die Figuren in einem sehr schlechten Zustand. Die Cauer-Gesellschaft bittet deshalb um Spenden für die Restaurierung. Spendenkonto: Cauer-Gesellschaft Bad Kreuznach e.V. IBAN: DE 19 5605 0180 0010 0288 01