Eine der romantischsten Bänke an der Nahe findet sich versteckt am Norheimer Dellchen.
Es ließe sich ganz banal abhandeln: Norheimer „Dellchen“, Top-Weinlage, Dönnhoff, gluckerglucker – und ab dafür. Doch das Dellchen hat so viel mehr zu bieten als nur die klasse Tropfen eines der Parade-Weingüter an der Nahe. Witzigerweise bringt ausgerechnet Dönnhoff ein bauliches Relikt zum Vorschein, das vor ein, zwei Jahren noch hinter dichtem Gestrüpp versteckt war. Es handelt sich um den bogenförmig gemauerten, uralten Unterstand in einer der Furchen dieser Weinlage, die ihr den Namen „Dellchen“ beschert haben.
Weil Dönnhoff Abschnitte des Dellchens rekultiviert, die lange Jahre nicht gepflegt worden waren, ist dieser Schutzbau nun wieder ans Tageslicht geholt worden. Es ist wohl der seltsamste Unterstand, den es in den Weinlagen an der Nahe gibt.
Die steilen Rampen der Lage bieten aber noch weitere Überraschungen. Und eine davon ist durch die Bauarbeiten an der Straße Richtung Niederhausen wieder einfacher zu sehen als in den vergangenen Jahrzehnten.
Es handelt sich um die Höhle, die zwischen zwei Furchen des Dellchens am Fuß des Felsens liegt. Norheimer wissen Bescheid: Hier gab es schon Globetrotter, die einen Unterschlupf aus der vor Regen schützenden Höhle gemacht haben. Von einem Landstreicher wird sogar erzählt, dass er über mehrere Monate hier residierte. Davon zeugt möglicherweise noch das breite Holzbrett, das in der Höhle mit der zerknüllten Decke zu sehen ist. Vor der Höhle finden sich Reste von Decken, die mittlerweile vom Grün des Bodens überwuchert werden.
Witzig ist in der näher an Norheim liegenden „Delle“ des Dellchens die kleine Wingertshütte. Hier steht sogar noch ein alter, schwerer Ofen drin, Marke „Rheinböllerhütte“. Übrigens ist nicht nur dieser Ofen schwer, sondern auch die Pfanne, die draufsteht. Wir haben noch nie eine so schwere Pfanne in der Hand gehabt wie dieses „Silit“-Produkt. Ob hier oben gekocht wird, ist aber eher zweifelhaft. Zumindest haben wir dort noch nie Rückstände gesehen oder gerochen.
Nun aber zur zentralen Botschaft mit Blick auf den Titel dieser Serie. Wer in der glücklichen Lage (und solvent genug) ist, einen Granaten-Riesling aus dieser Lage ergattert zu haben, der sollte diesen Tropfen nicht plump zuhause am Kamin süffeln. Sondern einen geliebten Menschen zur wunderschönen, versteckten Bank am Paradies im „Dellchen“ führen, für die wir hier die GPS-Daten veröffentlichen.
Es gibt in den dortigen Lagen, ob Norheimer Dellchen oder Kirschheck, ja durchaus einige nette Sitzgelegenheiten zum Rasten, aber diese Bank ist die romantischste und sympathischste. Sie plustert sich nicht wichtigtuerisch auf, ist nicht gelackt und gewienert, sie hält sich zurück, steht nicht an einem der Premiumwege. Wer sie finden will, der muss den untersten Wingertsweg von Norheim in Richtung Niederhausen laufen. Bevor die Kerben des Dellchens beginnen, geht es an den Rebzeilen einen grasigen Weg hinunter. An einem alten Aussichtspunkt auf einem Felssporn, dessen stählerne Geländer schon ziemlich rappelig sind, steht die Bank samt Tisch. Im Sommer, wenn das Grün hier blüht, ist die Bank kaum mehr zu sehen.
Übrigens lassen sich die Kuriositäten des „Dellchens“ in einem witzigen Rundkurs erleben: Dazu nutzt man die von der Landstraße in die Kerben des Felsmassivs hinaufführenden Treppen. Eine hat sogar ganze 257 Stufen, das ist durchaus eine sportliche Herausforderung!
Die GPS-Daten zum Norheimer Dellchen: 49.8109239, 7.800560435