Edmund Bett hat das Haus an der Rathaustorstraße 1995 gekauft. 1997 begann er mit der Renovierung, da zwischen den Jahren noch ein Ehepaar mit vier Kindern im Gebäude gelebt hat, erzählt der Rentner. Sanierung und Umbau hat er 2008 abgeschlossen und ist eingezogen. Bevor er das gute Stück erworben hat, lebte er in seinem Elternhaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Gefallen hat ihm das Haus bereits in seiner Jugend: „Schon damals habe ich davon geträumt, es einmal zu kaufen.“
Selbst ist der Sanierer
Die Vorbesitzerin war erkrankt, und so kamen Angehörige schließlich auf ihn zu und fragten ihn, ob er an dem Gebäude interessiert sei. Damals war es kaum renoviert, sagt der 70-Jährige im Rückblick. Ein Mieter habe oben ein neues Bad eingebaut.
„Ich habe vieles selbst gemacht“, berichtet er über die Sanierungsphase. Bett ist handwerklich geschickt und hat jahrelang eine eigene Autowerkstatt in der Rathaustorstraße betrieben, die seit einigen Jahren sein Sohn leitet.
Angefangen hat er mit der Renovierung an der Fassade und auch im Garten. Erst einmal musste er alles trocken legen: „Vor allem beim Dach war es dringend notwendig“, erinnert er sich, „es war undicht.“ Die heutigen Dachziegel sind komplett neu.
Das Grundstück ist etwa 300 Quadratmeter groß. Das Haus wurde im Jahre 1903 von J. Neutzling, einem Schuhmacher aus Sponheim, gebaut, schildert Edmund Bett. Danach sei das Haus immer vermietet gewesen, bis er es gekauft habe.
Mit eigenen Ideen entstanden
Einen Planer für den Umbau hatte der Rentner nicht. Das Haus, wie es heute in der Rathaustorstraße zu sehen ist, ist mithilfe eigener Ideen so geworden, sagt er. „Ich habe versucht, alles zu erhalten“, betont Edmund Bett. Doch einige der Böden waren kaputt. Alleine im Esszimmer konnte er den originalen Boden erhalten. Der sei aus Fichten- oder Tannenholz. Im oberen Stockwerk hat er Eichendielen verlegt und in der Küche Fliesen. Im Obergeschoss ist das Bad – mit Holzboden. Das sei ein Wagnis, sagt er. „Man muss dranbleiben“, so Bett weiter. Den Boden schleife er regelmäßig ab und öle ihn.
Im Dachgeschoss war früher ein Speicher, heute sind dort neben dem Badezimmer ein Fernsehraum und das Schlafzimmer zu finden. Das Gebäude war „stark heruntergekommen“. In der Küche konnte man teilweise durch kleine Löcher von innen nach außen schauen.
Und dennoch: Es hat ihm immer gefallen. „Ein Haus erzählt etwas“, sagt er. Die Tür- und Fenstergewände hat er mit einem Sandstrahler bearbeitet. Das Mauerwerk wurde komplett ausgefugt: „Mit die größte Herausforderung“.
Die Haustür hat der Rentner auf dem Speicher eines damaligen Kunden gefunden und sie ihm abgekauft. Die Schränke hat er eigenhändig abgelaugt. Er hat sie nach und nach gesammelt, auch Erbstücke sind darunter. So stammt die Uhr im Esszimmer von seiner Großmutter. Aus dem Bestand des Hauses hat er damals nach dem Kauf keine Möbel übernommen.
„Das kleine Anwesen hat ein südländisches Flair“, findet er. In seinem Garten hat er Feigen- und Zitronenbäume, die zur mediterranen Atmosphäre beitragen. Von den Leuten im Dorf erhielt er ausschließlich positive Resonanz. Ein paar hätten ihm geraten, das Haus abzureißen und einen Parkplatz für seine Autowerkstatt anzulegen, erzählt er. Wenn man ein altes Haus umbauen möchte, müsse man Zeit haben, eigene Ideen einzubringen und das Ganze „mit viel Herzblut machen“, betont Edmund Bett.
Außerdem: „Fenster und Türen sind Visitenkarten des Hauses. Sie müssen harmonieren.“ Seinen Hof hat der 70-Jährige, ebenfalls in Eigenleistung, gepflastert. Für Arbeiten, die er nicht selbst machen konnte, wie in Bad oder Erdgeschoss, hat er sich Handwerker aus dem näheren Umfeld geholt, beispielsweise Schreiner aus Sponheim und aus Bockenau.
Den Stil auch der Fenster erhalten
Die Fenster waren in gutem Zustand, allerdings nur einfach verglast. Energetisch nicht gerade das Beste. Zunächst wollte er von innen Fenster einsetzen, um die Originale zu erhalten, entschied sich dann aber für neue Fenster einer Ingelheimer Firma, die im gleichen Stil wie die alten gestaltet sind.
Würde Edmund Bett heute alles noch mal genauso machen? Ein klares „Ja“ kommt über seine Lippen. Er hat sich seinen Traum vom Haus in der Bockenauer Rathaustorstraße erfüllt. Es sei so geworden, wie er es sich vorgestellt hat: „Es macht mich glücklich.“
Gesucht: Alte Häuser, die Teil unserer Serie werden könnten
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