Waldgrehweiler
September-Hochwasser: Vorgezogenes Weihnachtsgeschenk für betroffene Familie

Benjamin Urbanczyk legt kräftig mit Hand an, damit seine Familie kommende Weihnachtsfeste stets im eigenen Haus feiern kann.

Josef Nürnberg

Waldgrehweiler. Mit großer Zuversicht feiert Familie Urbanczyk aus Waldgrehweiler Weihnachten. Und das, obwohl die Familie vom berüchtigten September-Hochwasser in der Verbandsgemeinde Alsenz-Obermoschel mit am stärksten betroffen war.

Von unserem Mitarbeiter Josef Nürnberg

Doch zum Glück bekam die Familie schon am 21. September und damit einen Tag nach dem Hochwasser und gut drei Monate vor Heiligabend ihr Weihnachtsgeschenk – zugegebenermaßen mit 100 000 Euro ein recht großes „Geschenk“. Die Urbanczyks hatten nämlich eine Elementarversicherung, von der sie gar nichts wussten. „Da lässt es sich leicht verschmerzen, dass wir in diesem Jahr Weihnachten nicht im eigenen Haus verbringen können, sondern in einer Mietwohnung feiern müssen“, sagt Benjamin Urbanczyk.

Ansonsten feiern sie wie immer. Es gibt für die beiden Söhne Weihnachtsgeschenke, die bereits beim Christkind geordert wurden. Wie jedes Jahr waren der Vater und seine beiden Jungs auch den Christbaum schlagen. Der wird traditionell in einer Schonung im Nachbarort ausgesucht. Auch beim Schmücken helfen die beiden Jungs mit. Weihnachten selbst wird wie in jedem Jahr teils im kleinen Kreis der Familie, aber auch bei Verwandten verbracht.

Dennoch wird auch dann jener Nachmittag des 20. September, als die Fluten von Moschel- und Ranzenbach kamen, nicht aus den Köpfen verschwunden sein. Denn was gewesen wäre, wenn er nicht die Elementarversicherung gehabt hätte, will sich Benjamin Urbanczyk gar nicht ausmalen. Das Haus war nach sieben Jahren gerade fertig renoviert. Durch die Flut sackten die Teile des Hauses, die nicht unterkellert waren, plötzlich ab. Ein Schaden, den er und seine Familie wohl nicht hätten stemmen können. „Eine Nacht lang haben wir wirklich gedacht, wir wären nicht versichert“, betont Urbanczyk.

Man merkt dem jungen Mann an, wie viel Herzblut in dem Haus steckt. Obwohl das Hochwasser im Erdgeschoss alles zerstört hatte, was er in sieben Jahre renoviert hatte, legt er auch jetzt noch selbst mit Hand bei der Renovierung an. Und das, obwohl die Versicherung ja die Kosten übernimmt und die Eigenmotivation eigentlich nicht mehr sonderlich hoch sei, da das Hochwasser seine Arbeit in nur knapp 90 Minuten zerstört habe, erzählt er. Aber dennoch wird er seine freien Tage vor und nach Weihnachten dazu nutzen, am Haus zu arbeiten. Nur an Weihnachten selbst macht er frei. Dann rücken das Haus und die Arbeiten für einen Moment in den Hintergrund.

Insgesamt setzt Familie Urbanczyk alles daran, im Mai kommenden Jahres wieder in ihr Haus einziehen zu können. Angst vor einem erneuten Hochwasser dieser Größenordnung hat der Familienvater nicht. Anders die beiden Kinder. Sie trauten sich längere Zeit nicht zurück, der zweijährige Sohn geht erst jetzt wieder ins Haus.

Neben der Mitteilung, dass die Familie eine Elementarversicherung hat, war auch die Hilfsbereitschaft von Freunden und Bekannten eine Art vorgezogenes Weihnachtsgeschenk für die Urban-czyks. „Gleich am ersten Abend, als wir unser Haus verlassen mussten, fanden wir eine Unterkunft“, erinnert sich der Vater. Denn in dem unterspülten Gebäude mit seinen Setzungen konnte die Familie nicht bleiben.

Nun steht der nicht unterkellerte Teil des Hauses auf einer festen Platte, sodass mögliche Setzungen auch bei vergleichbaren Hochwassern nicht mehr vorkommen dürften. Weihnachten 2015 im eigenen Haus scheint also für die Urbanczyks gesichert – egal, wie launig die Natur und damit Moschel- und Ranzenbach im kommenden Jahr sind.

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