Was lange währt, soll 2027 endlich gut werden. Bereits 2020, also vor fünf Jahren, stellten Vertreter der Rheinischen Gesellschaft für Diakonie gGmbH, die Träger des evangelischen Altenheims ist, Pläne für einen Neubau an der Präses-Held-Straße in Nachbarschaft des Paul-Schneider-Gymnasiums vor. Seit Sommer 2022 liegt das Gelände nach dem Abbruch mehrerer Gebäude brach. Und manch einer befürchtete schon, dass sich dort überhaupt nichts mehr bewegt.
In der Stadtratssitzung am Mittwoch stellten Marc Schué, Geschäftsbereichsleiter Altenhilfe der Rheinischen Gesellschaft für Diakonie gGmbH, und Simon Heinrich, Einrichtungsleiter des evangelischen Altenzentrums Meisenheim nun ein neues Konzept vor, das Modellcharakter aufweist und möglichst viele Facetten der Altenpflege abdecken will. Das Interesse an der angekündigten Präsentation war derart groß, dass die Sitzgelegenheiten im Zuhörerraum nicht ausreichten. Da einzelne Ratsmitglieder erkrankt waren, konnten Stühle vom Ratstisch in den Besucherbereich verschoben werden. 21 Besucher verfolgten die Präsentation des Projektes „Vielfältiges Wohnen und flexible Dienstleistungen“, das Marc Schué und Simon Heinrich dem Rat und weiteren Zuhörern abwechselnd erläuterten.
Träger strebt innovative Lösungen in der Altenpflege an
Mit diesem Konzept, das laut Marc Schué in Zusammenarbeit mit dem Ministerium erarbeitet wurde und in das Förderprojekt „Sozialraum“ des Landes Rheinland-Pfalz passt, möchte die Rheinische Gesellschaft für Diakonie gGmbH mit Sitz in Leichlingen den Menschen ein differenziertes Unterstützungsangebot in Meisenheim unterbreiten mit dem Ziel, möglichst lange deren Eigenständigkeit zu erhalten. So soll künftig neben der vollstationären Pflege auch betreutes Wohnen, ambulante Pflege, Kurzzeitpflege, Tagespflege sowie Raum für Begegnung und Teilhabe gegeben sein. Auch können Dienstleistungen hinzu gebucht werden wie Hauswirtschaft, Haustechnik und mehr. Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen nehme immer mehr zu, während weniger Menschen in der Pflege arbeiten möchten. Daher sei der Träger der Einrichtung an innovativen Lösungen interessiert, betonte Marc Schué.
Simon Heinrich stellte die Ideen zur Ausgestaltung des Konzeptes vor, das in die Zukunft geplant ist. Vorgesehen ist im Modul Wohnen ein Wohnbereich mit 14 Plätzen vollstationäre Pflege, Schwerpunkt Menschen mit Demenz, und ein Wohnbereich mit 26 Plätzen vollstationäre Pflege, eine ambulant betreute Wohngemeinschaft mit zwölf Plätzen, 13 Kurzzeitpflegeplätze sowie 24 Appartements für betreutes Wohnen. Im Erdgeschoss wird eine weiträumige Begegnungsstätte geschaffen. Dort ist Tagespflege für 14 Gäste mit Überschneidung zur Begegnungsstätte, die auch von Menschen genutzt werden kann, die noch zu Hause leben, jedoch beispielsweise den Mittagstisch in Gesellschaft einnehmen oder sich zu Gesprächen treffen möchten, vorgesehen. Auch Vereine könnten diese Räumlichkeiten für Sitzungen und Angebote nutzen. Zudem werden Räume vorgehalten für Physio- und Ergotherapie und einiges mehr.
Zusammenarbeit mit örtlichen Pflegediensten geplant
Die Ratsmitglieder hatten einige Fragen zu dem Vorhaben, für das laut Schué Mitte März der Bauantrag eingereicht werden soll. Jannik Heyl gab zu bedenken, dass bereits drei Pflegedienstleister in Meisenheim ansässig sind. Auch wollte er wissen, was mit dem Altbau passiere. Es werde eine Zusammenarbeit mit den ansässigen Pflegediensten und weiteren Einrichtungen im Sozialraum angestrebt. Im Altbau könnte in Kooperation mit einem Investor barrierefreie Raum geschaffen werden, erklärte Marc Schué. Barbara Bickelmann fragte, ob ein flexibles Umgestalten möglich sei, falls dieses Konzept nicht funktioniere. Jermain Herz und Stadtbürgermeister Reinhold Rabung forderten mehr als die bisher vorgesehenen 30 Parkplätze, die vermutlich nicht mal für die Beschäftigten ausreichten. Darauf fragte Marc Schué: „Welches Unternehmen kann schon Parkplätze für alle Mitarbeiter anbieten?“ Dennoch versicherte er, die Forderung zu überdenken. Auch stehe er für weitere Fragen gern zur Verfügung.