Damit der Ziegenmelker, ein auf der roten Liste stehender heimischer Vogel, wieder ein Stück seines angestammten Lebensraums zurückbekommt, müssen im Bad Kreuznacher Stadtwald auf etwa einem Hektar die jungen Bäumchen weichen, die bis zum Frühherbst in natürlicher Verjüngung nachgewachsen waren. An der Aktion für den Bodenbrüter sind die Mädchen und Jungen der Umwelt-AG der IGS Sophie Sondhelm Bad Kreuznach mit Lehrer Matthias Jung an diesem Vormittag beteiligt.
Mit Unterstützung von Regionalförster Lasse Roth vom Forstamt Soonwald und Rainer Michalski sowie Wolfgang Brüning vom Naturschutzbund (Nabu) sammeln die Schüler der neunten und zehnten Jahrgangsstufe auf dem von der Organisation vor vier Wochen vorbereiteten Gelände die Äste und Kronen der kleinen Laub- und Nadelbäume ein und verbauen sie in der Benjeshecke (Totholzhecke), die am Rand des Grundstücks zur Durchfahrtstraße hin angelegt ist.
Markanter Gesang verstummt
„Es klingt paradox, dass wir dafür diese Vorstufe zu einem Wald zurückschneiden, aber der Ziegenmelker braucht weiträumiges, offenes Gelände wie Heide, um zu siedeln, wir fördern damit die Artenvielfalt“, erklärt Rainer Michalski. Ideale Bedingungen findet der Vogel, der sich von Fluginsekten ernährt, auch auf Truppenübungsplätzen. Mit seinem optimal angepassten Federkleid, das auch die Verwandtschaft von Vögeln und Reptilien nachvollziehbar macht, ist er passenderweise ein Meister des Tarnens und Täuschens.
Und er ist ein Meister darin, den Schnabel weit aufzureißen, so kann er seine Beute im Flug fangen. Der Ziegenmelker hat nach Berichten von Naturfreunden an dieser Stelle, die eine Ausgleichsfläche der Stadt ist, in den 1990er-Jahren noch gebrütet. Aber seit geraumer Zeit ist der nachtaktive Vogel, auch Nachtschwalbe genannt, mit dem markanten Gesang weitgehend aus dem Stadtwald und dem Kreis verschwunden.
„Er baut kein Nest, sondern brütet direkt auf dem Boden, dafür braucht er einen Mix aus Sonne und Schatten“, führt Rainer Michalski weiter aus. Auf der Ziegenmelkerwiese, auf der 2011 eine erste Aktion lief, waren die Pioniere wie Birken und andere Arten schon zu hoch geworden. „Es gab eine Meldung von Spaziergängern, die 2021 einen Ziegenmelker an dieser Stelle gehört haben, und wir wollen in nächster Zeit überprüfen, ob es noch einen Bestand gibt“, bemerkt Rainer Michalski. Die Birken-, Douglasien- und Kiefernäste, die die IGS-Schüler zwischen den Pfosten zu einer dichten Totholzhecke aufschichten, sind nicht nur Schutz, sondern auch Bestandteil des Plans, den Waldrand zu einem natürlich gestuften Übergang umzugestalten, erklärt Michalski.
Auch andere Arten bedacht
Revierförster Nico Plöger plane bereits, dafür weitere Arten anzupflanzen. Die Aktion ist auf mehrere Jahre angelegt. Sie soll nicht nur dem Ziegenmelker, sondern auch anderen Arten zugutekommen. Und die Benjeshecke soll mit der Zeit Lebensraum für Insekten und Kleintiere werden.
Mit ihrem Lehrer Jung haben die Schüler der Umwelt-AG im Winter in Zusammenarbeit mit dem Nabu bereits ein Projekt im Bürgerpark durchgeführt und eine Hecke gepflanzt. Nächstes Projekt ist der Bau einer Sammelbox für Pfandflaschen. „Die finden sich in und rund um die Schule in großer Zahl, wir wollen sie sammeln und der Pfanderlös soll für weitere Projekte eingesetzt werden“, erläutert Lehrer Jung den Plan. Die mit 12 Schülern besetzte AG wurde im Schuljahr 2021/2022 an der IGS ins Leben gerufen. Unter anderem wollen die AG-Mitglieder den vorhandenen Schulteich sanieren und neu bepflanzen.