Kreuznacher Sportausschuss
Schwimmvereinen steht das Wasser bis zum Hals
Die Bahnmiete im Salinenbad macht dem SFC Nahetal zu schaffen: Ab September sind im Hallenbad 40 Euro pro Bahn und Stunde fällig. Immerhin: Die Bahnnutzung im Freibad ist für die Vereine kostenlos.
Christopher Arnoldi

Vielen Schwimmvereinen steht das Wasser bis zum Hals. Sie können die gestiegenen Kosten nicht mehr tragen, kämpfen um ihre Existenz. Der Sport- und Fitnessclub Nahetal 2005 schlug jetzt im Sportausschuss Alarm.

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Schwimmen hält nicht nur bis ins hohe Alter fit und gesund, es leistet auch einen wichtigen Beitrag zur Prävention von Badeunfällen. Schwimmen zu können, kann Leben retten. Doch immer weniger Kinder lernen es heute. Die Aufgabe des Schwimmunterrichts übernehmen sehr häufig Schwimmvereine wie der Sport- und Fitnessclubs (SFC) Nahetal 2005. Doch vielen Schwimmvereinen steht inzwischen selbst das Wasser sprichwörtlich bis zum Hals.

Ein Grund sind die stark gestiegenen Kosten für die Nutzung der Bahnen, ein anderer ist das rheinland-pfälzische Sportfördergesetz. Nach der aktuellen Regelung haben alle Sportorganisationen das Recht, Sportstätten für Übungs- und Wettkampfzwecke kostenfrei zu nutzen – mit Ausnahme von Schwimmvereinen. Im städtischen Sportausschuss machte Stefan Nerbas, Vorsitzender des SFC Nahetal, auf die Problematik aufmerksam. Er fordert, dass das Gesetz geändert wird. Die Schwimmsport treibenden Verbände haben dazu beim Bürgerbeauftragten des Landes eine Petition eingereicht. Die Chancen, damit etwas zu erreichen, schätzt Nerbas allerdings als sehr gering ein, fordert aber: „Das Land muss aktiv werden.“

Mitgliedsbeiträge schon massiv erhöht

Das Problem hat sich durch die stark gestiegenen Mietkosten für die Schwimmbahnen verschärft. Dadurch sieht sich der Verein „mit finanziellen Existenzkosten konfrontiert“. Gerade im Hallenbad im Salinenbad sind die aktuellen Preise im Vergleich zu anderen rheinland-pfälzischen Kommunen mit derzeit 35 und ab September 40 Euro pro Bahn und Stunde extrem hoch – teils doppelt oder dreimal so teuer wie andernorts. Zum Vergleich: In Simmern sind es 0 Euro, in Idar-Oberstein waren es vor der Sanierung 30 Euro, nun sind es 15 Euro. Der Verein betont, dass solche Kostensteigerungen insbesondere den Kinder- und Jugendsport sowie die Schwimmausbildung gefährdeten. Man habe auch bereits eine Beitragserhöhung von 45 Prozent beschließen müssen, was viele Mitglieder stark belaste. „Ohne eine baldige Verbesserung der finanziellen Rahmenbedingungen droht ein Rückgang der Angebote – mit negativen Folgen für Gesundheit, Sicherheit und gesellschaftliche Teilhabe.“

2400 Euro im Monat allein für Badmiete

„Wir stehen mit dem Verein mit dem Rücken zur Wand“, verdeutlichte Nerbas den Ausschussmitgliedern. 45 Prozent des Schwimmunterrichts bei Kindern im Grundschulalter deckten die Vereine ab. So gehen im Monat laut Nerbas für den SFC allein 2500 Euro an Badmiete drauf. Wegen der gestiegenen Kosten habe man bei der letzten Mitgliederversammlung eine Beitragserhöhung beschlossen, um der Situation entgegenzuwirken. Doch auch hier sei das Ende der Fahnenstange erreicht, den meisten Mitglieder bürde dies eine große finanzielle Belastung auf. Wenn sich die Situation nicht schnellstmöglich ändere, stünde man spätestens in eineinhalb bis zwei Jahren vor erheblichen Problemen und man könnte dann möglicherweise Angebote nicht mehr aufrechterhalten, sondern müsse die Betriebskosten von 20.000 Euro um 12.000 Euro reduzieren.

Der städtische Spoartausschuss tagte im Moiebus-Stadion, rechts Sportdezernent Markus Schlosser, daneben Stefan Nerbas.
Harald Gebhardt

Vereine könnten auf die gestiegenen Kosten nicht so schnell reagieren wie Privatleute, betonte Nerbas. Man sei dabei auf das Wohlwollen der Kommunen angewiesen, erklärte er und hofft, dass die Stadt dem Verein finanziell unter die Arme greift. Er machte ebenso klar: „Wir bilden die Kundschaft der Bäder aus und schaffen soziale Bindungen.“ Er wisse, dass sich auch die Vereine umstellen müssen. Dafür brauche es aber Zeit. „Doch es kann nicht sein, dass Schwimmen ein Luxusgut wird.“ Da müsse sich auch die Stadt fragen, wie wichtig es ihr sei, dass Kinder schwimmen lernen. Schwimmen sei die nachhaltigste Sportart, die man bis zum letzten Tag machen könne.

Theo Suess spendet spontan 10.000 Euro

Bei den Ausschussmitgliedern stieß Nerbas mit seinem Anliegen auf offene Ohren und Verständnis. Doch die Möglichkeiten der finanziell klammen Stadt, zu helfen, sind begrenzt. Mirko Helmut Kohl (CDU) regte an, eine Möglichkeit zu finden, um 10.000 Euro im Stadthaushalt 2026 dafür einzustellen. Laut Nerbas würde das schon sehr helfen. Eine direkte, konkrete Hilfe kam dann unerwartet von anderer Seite: Theos Suess, der an der Sitzung wegen seines finanziellen Engagements am Moebus-Stadion teilnahm, erklärte sich spontan bereit, 10.000 Euro zu spenden, und meinte: „Ich bin für den ganzen Sport da.“ Das sei der Sinn seiner Stiftung. „Damit haben wir jetzt die Möglichkeit, den Schwimmsport treibenden Vereinen in Bad Kreuznach 2026 direkt zu helfen“, bedankte sich Sportdezernent Markus Schlosser und versprach, man werde einen fairen Schlüssel erarbeiten, um das Geld zu verteilen.

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