Handwerker-Comedian HP zeigt Urlaubsalternativen auf
Schwarzer Humor im tiefen Trollbühnen-Keller: Handwerker-Comedian auf Burg Layen
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Im tiefen Keller der Trollbühne in der über 900 Jahre alten Burg Layen spielte Handwerker Peters (Kai Kramosta) den Handwerker auf Urlaub. Hausherr Dr. Thomas Höfer (rechts) und Bühnenbetreiber Frank Reinhardt (links) assistierten dem schlagfertigen Eifelaner für ein Foto. In der Tat hatte die Umwandlung des Weinkellers in eine Kleinkunstbühne viel Handwerksgeschick verlangt. Fotos: Armin Seibert
Armin Seibert

Lauthals lachen mit einem guten Glas Wein in der Hand – wo kann man das noch in dieser gefährlich-jammervollen Epoche? Vielleicht im bald 1000-jährigen Trollbühnen-Keller. Im früheren Weinkeller von Thomas und Liane Höfer macht sich seit 18 Jahren pechschwarzer Humor breit.

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Schwarze Wände, erfrischend kühle Temperaturen, sechs Dutzend Polsterstühle, Heizung und Wolldecken und vorn eine schnuckelige Bühne, professionell beleuchtet und beschallt. Da kann man abtauchen, die Trumps, Bidens, Putins und Unkenrufer vergessen. Vielleicht sogar die abgesagten Handwerkertermine oder noch nicht bezahlten Rechnungen. Da gibt’s Lebensfreude pur, nach dem Motto des seit über 200 Jahre auf der Burg residierenden Winzerhofs.

Der Handwerker, kurz HP, der im Keller bei Höfer gastiert, hat Urlaub – sprichwörtlich. So heißt sein Programm. Er gönnt seinen Werkzeugen und den Lehrlingen eine Auszeit. HP ist zum elften Mal hier zu Gast. Der Eifelaner aus Nickenich reist vom Laacher See an, über die Autobahn und die Rheinböller Dauerbaustelle, die bald volljährig ist. Schade, dass bei seiner zünftigen „Urlaubsreise“ einige Stühle im Keller leer bleiben. Es ist halt Urlaubszeit. Wer nicht dabei war, hat was verpasst.

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Handwerker „HP“ im tiefen Trollkeller beim Bericht über die Urlaubsreise nach Rom mit der Baustelle Colosseum.
Armin Seibert

Hautnah, frech und doch entspannt

Viel zu selten gibt’s so hautnah, frech und doch entspannt was auf die Lachmuskeln. Das ist das Grundmuster der Trollbühne, die Schauspieler Frank Reinhardt aus Münster-Sarmsheim seit 18 Jahren als Trollkeller-Pächter mit abwechslungsreichem und anspruchsvollem Programm betreibt. Im Garten ums Burgweingut, wo am zweiten August-Wochenende die rauschende italienische Open-Air-Tanznacht in vierter Auflage steigen wird und sich tags zuvor fünf Comedians tummeln, erzählen Reinhardt und Höfers die Geschichte der Trollbühne. Trolle sind heimliche Wesen, die sich sogar vor Einheimischen verbergen, die den Kunstkeller noch nicht kennen. Liane Höfer-Engelmann hatte damals die Anzeige von Schauspieler Frank Reinhardt gelesen, der nach jahrelangem Engagement in einem Oppenheimer Keller mit „Dinner for one“ eine neue Kelleradresse suchte. Er fand eine neue Heimat im Burgkeller der Höfers, zog von Oppenheim nach Münster-Sarmsheim.

Die kleine Burg Layen wurde 1125 erstmals urkundlich erwähnt, als Besitz des Mainzer Erzbischofs. Da stand der Bau als Schutz der Handelsstraße von Mainz nach Trier längst. In der Zeit vor Erfindung des Schießpulvers gab es vermutlich wie heute wenig zu lachen. „Meine Mutter hat sich im Krieg in den Keller zurückgezogen, als Bingerbrück bombardiert wurde“, erinnert Thomas Höfer an die Schutzwirkung der meterdicken Mauern. Heute schützen sie vor Trübsalbläsern und die Lachmuskeln vor Austrocknung.

Bühnentechnik statt Weinfässer

Höfers und Reinhardts wurden sich 2004 handelseinig. Die alten Weinfässer kamen raus und schmücken seither den großen Garten. Mit viel Mühe wurden Elektrik, Heizung und all das eingebaut, was für ein kleines Theater nötig ist. „Ich habe damals 18 Steinbohrer verschlissen“, erzählt Hausherr Thomas Höfer. Da kann Handwerker Peters alias Kai Kramosta nur lachen. Als „Stift“, den er in seiner Theaterrolle als HP oft persifliert, hat er in Vaters Stuckateurgeschäft gelernt, was eine Harke ist. Später hat er auf Lehramt studiert, seine Examensarbeit über Karl May geschrieben. Dann hat er als Hobbyfastnachter mit losem Mundwerk auf Comedy umgeschult und nimmt heute Papa Karl (72) gut 60 Mal im Jahr mit auf Theatertour.

Papa Karl kennt sich aus und hilft bei Auf- und Abbau. Senior Kramosta erzählt uns, dass es mit HPs Handwerkskünsten so eine Sache gewesen sei. Umso herzlicher kann man über seine Urlaubsreisen lachen – zum Beispiel zur „Sextischen Kapelle in Rom“, wo sie als Handwerker die „Deckenschmierereien“ mit Teleskopfarbrollen beseitigt haben und sich über den unfertigen Colosseum-Rohbau in der ewigen Stadt gewundert haben.

Klein, aber fein

Zum herrlichen Klamauk gehört ein guter Tropfen Wein aus Höfers „Troll-Serie“. Weiß, rot oder rosé. Wichtig: Lieblich und fruchtig muss er sein. „Ich will nichts anderes“, sagt Trollbühnenchef Frank Reinhardt und freut sich mit den Gästen über den gelungenen Abend mit HP in familiärer Atmosphäre. Kleinkunst vom Feinsten, klein, aber fein – irgendwie passend zum kleinen Weinbaugebiet Nahe, apart und ein Geheimtipp, gern noch zu entdecken, fernab der Mainstream-TV-Unterhaltung und doch ganz nah an der Autobahn.

Früher, das heißt vor Corona, war das Programm vielfältiger. Reinhardt erinnert an die dann folgenden kargen Zeiten fürs Showgeschäft während der Pandemie. Allmählich kommt alles wieder in Gang. In den nächsten Wochen ist zwar die Konkurrenz riesig groß mit Weinfesten, Kirmesveranstaltungen oder dem Jahrmarkt. Im Trollkeller muss man sich dafür nicht „durchkämpfen“ – da gibt’s nur 72 Plätze – fertig. Etwa für Alice Hofmann alias Hilde Becker am 31. August. Beim Open-Air am zweiten Augustwochenende können es ein paar Hundert Gäste werden – am Freitag, 9. August, mit fünf Comedians, und am Samstag, 10. August, bei Bella Italia Musica und Tanz.

Zwölfter Trollbühnenauftritt

Übrigens hat HP Peters schon seinen zwölften Trollbühnenauftritt gebucht. Am Nikolaustag. Motto: „Drauß von der Baustell komm ich her“. Passt wie Rotkohl zur Gans oder Rotwein zu schwarzem Humor. Wer nicht aufpasst, bekommt im Troll-Theater humoristisch eins übergezogen in Bühnennähe. „Wenn Du Sinn für Humor hast, der so schwarz ist wie die Seele eines Raben, bist du richtig. Wenn du ein Sensibelchen bist, solltest du vielleicht woanders suchen“, warnt Reinhardt. Humor ist, wenn man trotzdem lacht in dieser kritischen Zeit von Haushalts- und Schlaglöchern, Hochwasserfolgen und Handwerkermangel. Im Trollkeller lässt sich alles gut ertragen.

Infos und Karten (nur online) für die zwölf Veranstaltungen bis Jahresende gibt es bei der Trollbühne auf Burg Layen, Weingut Dr. Höfer, Naheweinstraße 2, Tel. 06721/ 490 09 77, 0174/540 43 69, E-Mail re-promotion@t-online.de

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