Ein seit Jahren am Naheufer gegenüber der Roseninsel brütendes Schwanen-Paar wurde erneut bestohlen, ihr Nest über Ostern ausgeräumt. Die Naturschutzgruppe Nahe, die sämtliche Nester an der Nahe im Blick hat, geht von einem menschlichen Dieb aus. Anja Steppat, die sich um den betroffenen Abschnitt kümmert, war mit einem Kollegen vor Ort, und es gab Trittspuren aus dem Wasser hinauf zum Nest. Es ist nicht das erste Mal, dass dieses Nest ausgeräumt wird, erklärt sie. Schon im vergangenen Jahr wurden die Eier hier entnommen, und vor ein paar Jahren gab es den Vorfall auch schon einmal.
Die Naturschützer haben den Schwanenpaaren an der Nahe Namen gegeben – aber nicht, weil man die Tiere romantisieren möchte, sondern einfach weil man mit Namen eine nachvollziehbare räumliche Zuordnung erzielt. Das betroffene Paar, das seit Jahren am Nachtigallenweg-Ufer gegenüber des Springbrunnens auf der Roseninsel brütet, heißt Laura und Leon. Schwäne sind sehr ortsgebunden, so Anja Steppat. Aber ob die beiden nun, nachdem sie mehrfach ihres Nachwuchses beraubt wurden, im nächsten Jahr wieder dieses Nest nutzen werden, bleibe abzuwarten.

Worauf die Naturschützer nun hoffen, das sind Zeugen. Insbesondere ein Angler, der am Ostersamstag abends vor Ort gesehen wurde und der ein dunkelblaues Auto geparkt hatte, könnte möglicherweise Hinweise geben, ob er etwas gesehen hat. Oder andere Leute, die etwa mit ihrem Hund spazieren waren. Wann das Nest ausgeräumt wurde, kann Anja Steppat relativ genau eingrenzen: Ihr Naturschutz-Kollege sei am Samstagabend gegen 20.50 Uhr vor Ort gewesen, sie selbst am Ostersonntag gegen 17 Uhr. Also muss der „Raub“ in diesen Stunden erfolgt sein.

Übrigens war das Nest am Nachtigallenweg mit einem Bauzaun geschützt, der von der Naturschutzbehörde veranlasst und vom städtischen Bauhof installiert worden war. Wer oder was das Nest ausgeräumt hat, muss also vom Wasser gekommen sein. Es gibt noch ein weiteres, so geschütztes Nest, nämlich in Höhe des Freibads. Die Idee, solche auf amtliche Anordnung hin eingezäunten Nester mit einer Wildkamera zu sichern, ist den Naturschützern nicht neu – und sie haben auch eine solche Kamera. Doch die sei aktuell beschädigt, so Steppat. Das entsprechende Warnschild am Sperrzaun („videoüberwacht“) ist also ein „Fake“. Man bräuchte eine neue Kamera, Kostenpunkt 300 bis 400 Euro. Wer sich hier finanziell helfend einbringen will, kann sich bei Anja Steppat melden, ihre Telefonnummer ist: 0176/ 96103076.

Was den Naturschützern sehr am Herzen liegt, das wäre ein wenig mehr Sensibilität im Umgang mit den Wildtieren. Denn viele Menschen neigten dazu, die Distanz nicht zu wahren. Und damit könnten die Schwäne eben nichts anfangen, es belaste sie in der Brutzeit. Am besten sei es, wenn Spaziergänger, Stand-up-Paddler oder Kanufahrer einfach Abstand halten würden. Denn sonst würde es für die Schwäne immer schwieriger, geeignete Plätze zum Brüten zu finden. Ein Schwanenpaar braucht einen Hektar, um in Ruhe Nachwuchs aufziehen zu können – je mehr Remmidemmi auf dem Wasser oder in direkter Nähe zum Nest am Land sei, desto kniffliger werde es. Und dann gebe es noch die Angler ohne Fischereizulassung, die mittlerweile zunehmend an versteckten Orten auf manchmal nicht ganz saubere Weise Fische jagten – auch sie störten die Schwäne.
Immer wieder werde zwar gemunkelt, es könne doch auch ein Tier sein, das die Nester ausräumt. Ob Fischotter, Fuchs oder großer Uhu – sie wären durchaus an leckeren Schwaneneiern interessiert. Doch im vorliegenden Fall sprächen die Trittspuren um Ufer dagegen. Stellt sich die Frage, warum Menschen die Nester ausräumen. Und auch hier kann spekuliert werden. Denn es gibt zwar Personen, für die Schwanen-Eier eine Delikatesse darstellen, sie werden sogar über Internet-Kanäle verkauft. Es gibt aber auch Leute, denen die Population der Schwäne zu groß erscheint, und natürlich gibt es auch Randalebrüder, die einfach Spaß an der Zerstörung haben.