Bad Kreuznach
Schulentwicklung: Warum Landrat Diel besser unentschieden bleibt

Bad Kreuznach - Nichts Genaues weiß man nicht! So kann man die Schulentwicklung im Kreis der vergangenen Jahre überschreiben. Im Kreistag enthielt sich Landrat Franz-Josef Diel am Montag der Stimme, als es darum ging, den Kurs für die nächsten Jahre abzustecken. Richtig verstanden? Der Chef will nicht die Richtung vorgeben?

Bad Kreuznach – Nichts Genaues weiß man nicht! So kann man die Schulentwicklung im Kreis der vergangenen Jahre überschreiben. Im Kreistag enthielt sich Landrat Franz-Josef Diel am Montag der Stimme, als es darum ging, den Kurs für die nächsten Jahre abzustecken. Richtig verstanden? Der Chef will nicht die Richtung vorgeben?

Diel wird sich seine Entscheidung, die keine ist, genau überlegt haben. Sie passt genau in die seit Jahren von Parteigezänk und „Rumgeeiere“ von Kirchturm- bis Landesebene geprägte Situation. Stimmt: Diel war schon „unter Velten“ gegen das Durchpeitschen des Schulentwicklungsplans. In endlosen, nervigen Sitzungen hatte Schulplaner Krämer-Mandeaux seine Zahlen und Tabellen zelebriert, Entwicklungsszenarien aufgezeigt, Schülerströme kalkuliert. Dreizügiges Gymnasium in Ebernburg, IGS in Langenlonsheim... und wie die Modelle alle hießen.

Die Zahlen sind Schall und Rauch. Die Eltern stimmten mit den Füßen ab. Plan- und Istzahlen liegen weit auseinander. Das Land kippte IGS-Pläne in Langenlonsheim und Ebernburg, installierte die IGS in Kreuznach. „Ein Kuckucksei“ poltert die CDU. Das sei an ihr vorbei geschlenzt worden. Jetzt sitzt der Vogel im Nest, muss gefüttert werden.

Verlierer sind die Umlandschulen
Egal: Die Schule wird – wie die IGS Stromberg, die ADS Hargesheim und die Realschule plus in Bad Kreuznach hervorragend angenommen. Verlierer sind die mit Steuermitteln in zweistelliger Millionenhöhe installierten Realschulen plus in Langenlonsheim, Wallhausen und Waldböckelheim.

Dass nun deren frühere Chefs, die Bürgermeister Zimmer und Lüttger, für einen Oberstufenneubau kämpften, verwundert mich. Na ja, der Kreis hat ihnen ja ihre Gebäude und einen Teil der Sorgen abgenommen. Klar ist. Wenn die Kreuznacher Realschule plus nicht getauscht wird, wie es Verwaltung, Schulträger- und Kreisausschuss eigentlich wollten, dann hat das Auswirkungen auf die Schulen im Umland. Der Kreistag ist vor den Eltern und Schülern, die sicher mit Recht für ihre Meinung einstehen und für die Schule vor der Haustür statt auf der grünen Wiese gestritten haben, regelrecht eingeknickt. Es soll eine Oberstufe gebaut werden. Ich halte das für falsch, denn es sind insgesamt genügend „Dächer“ vorhanden. Und die Schülerzahlen werden in nächsten Jahren deutlich sinken.

Ein gewichtiges Wörtchen werden Land und ADD Trier sprechen. Es ist noch nicht durch, dass die Kreuznacher IGS an zwei Orten genehmigt wird: Mittelstufe an der Ringstraße, Oberstufe am Römerkastell? Bislang hatte sich das Land gegen die „Dislozierung“ gewehrt. Diese stand schon öfter zur Debatte. „Die Oberstufe ist der Kopf“, sagt SPD-Schulexperte Werner Bohn, und schlussfolgert drastisch: „Wenn man den verlagert, ist er ab.“ Vor drei Jahren gab es Vorschläge, die IGS-Oberstufe nach Ebernburg zu verlagern. Vor 15 Jahren sollte eine IGS-Oberstufe nach Langenlonsheim. Damals ging es um die IGS Stromberg-Langenlonsheim, die Langenlonsheims „Bürgerblock“ trotz vorherigem Kreistags-Okay ablehnte. Stromberg nahm das Gesamtpaket – der Kreis investierte zig Millionen an den Rand des Kreisgebiets.

Drei Millionen Euro wiegen schwer
Das schwerwiegendste Argument gegen die Kreistagsentscheidung ist finanzieller Natur. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Variante C genehmigt wird, die über drei Millionen Euro mehr kostet als der Schultausch. Das weckt Erinnerungen an eine Situation in den 90er Jahren. Damals ging es nach einem tödlichen Busunfall darum, allen Schülern einen Sitzplatz im Bus zu garantieren. Große Einigkeit im Kreistag! Die ADD blies das Vorhaben ab. Kein Geld! So wird es auch diesmal.
Landrat Diel ahnt das. Insofern war seine Enthaltung wohl die beste Entscheidung. Er steht als Landrat am Ruder, kann aber die Richtung kaum bestimmen. Zusammen mit den wirklichen Mit ADD und Landesregierung an einer Lösung zu arbeiten ist besser, als sich auf einer Sandbank festzufahren. Es ist ja noch Zeit: Die Schülerzahlen sinken, und die Anmeldungen werden dem Kreistag sehr bald wertvolle Hinweise geben, wie es bei der Schulentwicklung weitergeht.

Eine Betrachtung von unserem Redakteur Armin Seibert

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