Bad Kreuznach - Die Realschule plus in Bad Münster-Ebernburg wurde zwar mit deutlicher Mehrheit abgesegnet, doch im Kreistag gab es hitzige Debatten um die Perspektiven der Schulentwicklung in der Region.
Der Schulentwicklungsplan des Kreises bleibt ein Zankapfel zwischen SPD und CDU. Die Sozialdemokraten hatten bei Landrat Diel einen Bericht über die aktuelle Entwicklung angemahnt und hätten gerne Planer Wolf Krämer-Mandeau dabeigehabt. Wie so oft in den vergangenen Kreistagssitzungen gab es dabei einen Disput zwischen SPD-Schulexperte Werner Bohn (Bad Sobernheim) und Landrat Franz-Josef Diel. Bohn kritisierte die Entscheidung für eine Realschule in Ebernburg: Bei künftig 35 Kindern sei eine kooperative Realschule eine schulpolitische Sackgasse. Diel konterte: Die Schule stehe dank großer Neubaugebiete und Zuwanderung aus der VG Alsenz-Obermoschel (Schließung der dortigen Schule) auf sicheren Beinen. Linke und Grüne stellten indes die Frage, ob nicht besser eine integrative Realschule angeboten werden solle – das entspreche wohl eher dem Elternwillen.
CDU-Fraktionssprecher Ralf Hippert erinnert daran, dass die CDU den von der SPD unter Landrat Velten durchgepeitschten Schulentwicklungsplan nur mit großen Bauchschmerzen mitgetragen habe. Damals hätten Berufsschule, Lernbehindertenschule, IGS Sprendlingen in der Betrachtung gefehlt. Daher sei eine ständige Fortentwicklung nötig. Diel bestätigte das mit seiner Aufstellung über die Schülerneuzugänge der Klassenstufen 5 an den weiterführenden Schulen im Kreis. In vielen Bereichen seien die Prognosen von den Ist-Zahlen abgewichen. Zum Beispiel gingen die Anmeldezahlen an den drei Bad Kreuznaher Gymnasien von 444 (200() auf 355 (2010) zurück. Es wurden zwei bis drei Klassen weniger eingerichtet als prognostiziert, dabei aber die Schulen ausgebaut. Da brauche es nun kein zusätzliches Gymnasium mehr in Ebernburg. Dieses hätte mindestens drei Millionen Euro Investitionskosten verursacht.
Stabil seien hingegen die Zahlen bei der Alfred-Delp-Schule in Hargesheim und der Integrierten Gesamtschule in Stromberg. Überraschend hoch seien die Anmeldezahlen bei der Haut- und Realschule in Ebernburg gewesen – mit 65 lag die Schülerzahl um 14 über der Prognose.
Werner Bohn sieht dennoch die Schullandschaft vor schwerwiegenden Problemen und deshalb sei auch ein Experte wie Krämer-Mandeau nötig. Sehr bald gebe es nur noch 1200 statt 1650 Schüler pro Jahrgang im Kreis. Und dann müsse über Schulschließungen geredet werden. Schon jetzt gebe es 300 Kinder weniger als noch vor zwei Jahren sagte Bohn mit Hinweise auf die Schülerzahlen an den Förderschulene, die von 455 (2005) auf 294 (2010) sanken. Bohn hofft vor allem auch eine schnelle Entscheidung in Kirn. Dort sei völlig unklar, wo die Eltern ihre Kinder im Frühjahr anmelden sollten. Bei der Hauptschule oder der Realschule? Anders als in Kirn oder auch in Meisenheim, wo die Geburtenzahlen rapide sinken, gibt es in Bad Kreuznach einen gegenläufigen Trend. Bürgermeisterin Martine Hassel: 80 Kinder mehr als prognostiziert. Hassel findet die Idee, in Ebernburg bei einem möglichen Schülermangel in einigen Jahren die Oberstufe der Bad Kreuznacher IGS anzusiedeln, gar nicht gut. Auch sie möchte, dass Schulplaner Krämer-Mandeau in alle Gespräche mit eingebunden wird. Den Vorwurf von Werner Bohn, der Schulexperte sei nicht eingeladen worden, entkräftete der Landrat: „Er hatte keine Zeit.“ (as)
Hintergrund zum Thema Schule:
Schulbuchausleihe stark verbesserungsbedürfig
Schlechte Noten gab es im Kreistag für die erste Runde im Schulbuchverleih. Zwar wurden die Mitarbeiter von Kreisverwaltung und Schulsekretariaten für den Kraftakt gelobt, doch das System sei stark verbesserungsbedürftig, meinte Landrat Diel. Mit den prognostizierten 9 Euro Verwaltungskosten komme man wohl nicht aus – das werde allein an den zahlreichen Überstunden deutlich. Bad Sobernheims Bürgermeister Rolf Kehl: Mit neun Euro sind vielleicht zwei Drittel der Kosten erfasst. Porto und Fahrtkosten schlagen auch enorm zu Buche. Immerhin: Mit 62 Prozent von 5971 berechtigten Schülern liege die Beteiligung in Stadt und Kreis über dem Landesdurchschnitt, rechnet Diel vor. 1666 Schüler erhielten die Bücher unentgeltlich, 2036 gegen Leihgebühr. Es wurden Bücher für 520 000 Euro angeschafft. Diel: „Jeder hatte zum ersten Schultag sein Paket!“ Bei Schülern, die ihre Klasse wiederholen mussten, gab es aber offenbar massive Probleme. Und jetzt bereitet man sich allmählich auf die zweite Runde vor. Wie die Rücknahme und Kontrolle der Bücher laufen soll ist noch offen