Im Moment ist die Pension „Zum Stausee“, die von der Verbandsgemeinde Rüdesheim als Unterkunft für Flüchtlinge angekauft wurde, voll belegt. Beim Besuch der CDU-Fraktion des Verbandsgemeinderates treffen zudem zwei Bad Kreuznacher ein, die nach dem Brand eines Mehrfamilienhauses in der Alzeyer Straße vorübergehend ein Dach über dem Kopf brauchen.
Insgesamt sieben Hausbewohner sollen in den nächsten Tagen vorläufig in Niederhausen unterkommen. Einige Bewohner sind in Bad Kreuznacher Hotels untergebracht, andere mussten nach dem Brand im Krankenhaus versorgt werden. Fraktionsvorsitzender Rainer Link begrüßte neben der fast vollständigen Fraktion auch Landrätin Bettina Dickes (CDU).
Detlef Matthes, ehemaliger Pensionsinhaber führte die Besucher durch das Haus, das neben acht Zimmern auch über drei Wohnungen verfügt. Alle Räumlichkeiten sind hell und modern eingerichtet. Was nach einem Unglücksfall wie einem Feuer erfolgt, die Zuweisung von Personen, die dringend eine Unterkunft benötigen, müssen die Kommunen auch für Asylbewerber gewährleisten. In der Verbandsgemeinde Rüdesheim konnte man die vom Kreis zugewiesenen Flüchtlinge in der Vergangenheit in angemieteten Wohnungen unterbringen. Die Verteilung erfolgt nach Einwohnerzahl der Kommunen nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel.
Flüchtlingszahl steigt wohl weiter an
Für 2023 hatte der Kreis auf Grundlage von Hochrechnungen der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) der VG Rüdesheim eine deutlich höhere Zahl als in den Vorjahren prognostiziert: Voraussichtlich etwa 200 Personen könnten der Verwaltung in Rüdesheim zugewiesen werden. Daraufhin startete die Verbandsgemeinde mehrere Aufrufe an Wohnungseigentümer mit eher bescheidenem Ergebnis. Für Bürgermeister Markus Lüttger, Dezernent Heinz-Martin Schwerbel und Ordnungsamtsleiter Tim Weinsheimer war klar: sollten tatsächlich so viele Asylbewerber zugewiesen werden, reicht der zur Verfügung stehende Wohnraum nicht aus.
Parallel dazu stand die Pension „Zum Stausee“ zum Verkauf und ein Investor aus Frankfurt zeigte Interesse, das Gebäude zu erwerben und als Flüchtlingsunterkunft zu betreiben. Sein Nutzungskonzept sah vor, für etwa 35 bis 40 Einzelpersonen Zimmer zur Verfügung zu stellen. In der nur 570 Einwohner zählenden Gemeinde führte das zu großer Beunruhigung.
725.000 Euro für Erwerb der Immobilie
In einer Einwohnerversammlung wurden Bedenken vorgetragen, dass das Dorf mit der Aufgabe überfordert ist, die Flüchtlinge zu integrieren, zumal es an Infrastruktur mangelt. So entstand bei der Rüdesheimer Verwaltungsspitze, auch als Ergebnis von Erfahrungen mit Vermietern von Unterkünften, die Idee, das Gebäude selbst zu erwerben. Nachdem die Gremien grünes Licht für das Vorhaben gaben, wurden im Haushalt 725 000 Euro für den Erwerb der Immobilie eingestellt. Als Eigentümer hat es die VG in der Hand, die Unterkunft für Asylbewerber sozialverträglich für die Gemeinde zu betreiben, erläuterte Bürgermeister Markus Lüttger beim Besuch vor Ort noch einmal.
Das Haus soll maximal 20 Personen beherbergen, die Verwaltung wird eine Hausmeisterstelle dafür ausschreiben. Darüber hinaus wird Ehrenamtsbeauftragter Marcus Lendlein den Bewohnern zur Seite stehen. Für die neue Flüchtlingsunterkunft, die ab 1. September in Betrieb gehen soll, sind noch einige Umbauten erforderlich, um die aktuellen Brandschutzvorgaben zu erfüllen. Die Kostenschätzung dafür beläuft sich auf 20 000 bis 40 000 Euro, unter anderem muss ein Rettungsweg für die Wohnung im ersten Stock eingerichtet werden. Außerdem will die Verwaltung jede Wohneinheit mit einer Kochgelegenheit und einem Kühlschrank ausstatten, um die üblichen Konflikte, die sich beispielsweise durch eine gemeinsame Küchenbenutzung häufig ergeben, auszuschließen.