Upper Flak, Lower Flak, Barney, Popeye, Ringelnatter und Steep Hills – während Mountainbiker sofort wissen, worum es geht, müssen Wanderer und Spaziergänger doch erst mal Google bemühen. Dabei handelt es sich um von Mountainbikefahrern gern genutzte Strecken im Bad Kreuznacher Stadtwald, die eigentlich reguläre Wege im Forst sind und die nun auch mal von Wanderern genutzt werden.
Ob jemals Probleme gab, ist nicht mal sicher
Eine Klassifikation der Pfade im Wald soll dafür sorgen, dass Mountainbiker und Wanderer störungsfrei miteinander klarkommen. Ob es denn tatsächlich jemals Probleme im Begegnungsverkehr gegeben hat, ist dabei gar nicht mal sicher. Im vergangenen Jahr gab es vereinzelt Schilderungen von wild rasenden Mountainbikern im Wald, aber die Zahl der der GuT (Gesundheit und Tourismus GmbH), für die Wanderwege zuständig, gemeldeten Vorfälle zwischen Radlern und Spaziergängern beläuft sich für 2022 auf exakt null. Das bekräftigte GuT-Chef Dr. Michael Vesper in der Sitzung des Grundstücksausschuss Mitte November.
Die Liste mit 24 bestehenden Strecken durch den Wald (sie tragen inoffizielle Bezeichnungen wie zum Beispiel Ringelnatter oder World Cup) wurde von einer Arbeitsgemeinschaft aus Stadtverwaltung, GuT, Forstamt, Vertretern der Mountainbike-Szene sowie Stadtpolitikern (unter anderem Annette Thiergarten von den Grünen) erarbeitet. Die Wege wurden anschließend von der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) kommentiert.
Deren Grundsatz: „Die UNB hat keine Bedenken bei einer parallelen Wegenutzung von Mountainbikern und Wanderern, solange die Strecke nicht durch Biotope führt oder sie tangiert.“ Von den 24 Wegen sind fünf aus Sicht der UNB von Mountainbikefahrern nicht zu benutzen. Drei weitere sind mit erhöhten Bedenken versehen (rot markiert), einer mit geringen Bedenken und bei den restlichen 14 (einer wurde nicht bewertet) hegt die Behörde überhaupt keine Einwände. Zur Klarstellung: Dabei handelt es sich aber nicht um eine Verbotsliste, sondern lediglich um eine naturschutzbehördliche Abwägung und Einschätzung.
Erst später, nach einem finalen Treffen, könnten diese Wege dann mit Schildern versehen werden, die die Nutzung der Wege vorgeben. Fest steht aber: Diese Wege werden nicht ausschließlich zu Mountainbikestrecken erklärt und auch wohl nicht zu exklusiven Wanderwegen ausschließlich für Fußgänger.
Die Devise lautet: gegenseitige Rücksichtsnahme und Respekt. „Das liegt uns genauso am Herzen. Wir sind ebenfalls Freunde des Waldes, und Naturschutz spielt für uns eine entscheidende Rolle“, sagt Adrian Wolf, der Vorsitzende des Vereins Mountainbike Bad Kreuznach, der sich aus dem runden Tisch (Arbeitsgruppe) als Interessenvertretung der fahrenden Zunft gegründet hat und inzwischen 62 Mitglieder hat. Die Gespräche in der Arbeitsgruppe, vor allem mit Forstamt und Stadtverwaltung, seien sehr konstruktiv gewesen, betont Wolf.
Empfehlungen der Naturschutzbehörde sind Trumpf
Für ihn und seine Mitstreiter ist klar, dass man sich an die Empfehlungen und Einschätzungen der Naturschutzbehörde hält. „Wir meiden diese Wege“, sagt Wolf zu den rot markierten Wegen in der Liste. Und zwar aus Überzeugung. Denn ein Verbot wird nun mal nicht ausgesprochen. „Es muss einen respektvollen Umgang miteinander geben“, wünscht sich Wolf, der auch in der Sitzung des Grundstücksausschuss zu Wort kam.
Für die „Jungen Wilden“ des Vereins versuche man derzeit, im Bereich Hardt (sozusagen der Rücken des Rotenfels') die „Hardtline“ zu installieren, eine Flowtrail, explizit nur für Räder. „Das wird alles naturnah umgesetzt“, so Adrian Wolf dazu. Man sei momentan in guten Gesprächen mit der Stadtverwaltung. Und generell zum Thema: „Mountainbike-Fahren ist keine Randsportart mehr. Das kann für Bad Kreuznach zu einem Tourismusfaktor werden“, erklärt er. Ein Vorbild dafür sei Koblenz.