Von unserer Reporterin Silke Bauer
Dieses Problems nahmen sich Dr. Schiffer und ihre missionsärztlichen Schwestern bereits vor Jahren an, indem sie den Kindern ihrer Angestellten eine Ausbildung ermöglichten. „Bei uns in der Verwaltung arbeitet ein Mann, der hat sechs Kinder, die alle studiert haben“, sagt „Dr. Rita“, wie Schiffer von ihren Patienten oft liebevoll genannt wird.
„Ich erlebe es oft, dass Menschen, denen man eine Chance gibt, durchstarten wie eine Rakete.“ Doch ohne weitere finanzielle Unterstützung wäre das Projekt, das immer größere Ausmaße annahm, nicht umsetzbar. So erschien es wie ein Geschenk des Himmels, dass Dr. Schiffer über gemeinsame Bekannte vor Jahren Hans-Karl Mertes kennenlernte, der als Vorstandsmitglied der Rotarier aktiv ist. Mertes war begeistert von der Idee, jungen Frauen zu einem eigenständigen Leben zu verhelfen, und rief das Projekt „Ausbildungspatenschaften“ ins Leben. Die jungen Frauen werden zu Hebammen, Krankenschwestern, medizinisch-technischen Assistentinnen, Küchenhilfen oder Friseurinnen ausgebildet. Seit Projektbeginn haben die Mitglieder des Klubs bereits rund 80 000 Euro gespendet. Dr. Schiffer kümmert sich neben ihrer eigentlichen Arbeit um das Projekt. Sie entscheidet, welches der Mädchen in das Programm aufgenommen wird und sorgt dafür, dass das Geld nicht in falsche Hände gerät. Dafür dankten ihr die Rotarier.
„Bis heute haben wir bereits 80 Ausbildungszusagen geben können“, freut sich Mertes. Knapp die Hälfte der Mädchen habe bisher das Ausbildungsziel erreicht, sei berufstätig und damit in der Lage für sich selbst, Kinder, Eltern und Geschwister zu sorgen. „Das ist ein ganz toller Erfolg“, sagt Mertes. „Wenn einer aus der Familie arbeitet, wertet das die ganze Familie auf. Es ist uns wichtig, in der Dritten Welt Perspektiven zu schaffen, damit die Menschen dort bleiben können. Die Kosten für eine dreijährige medizinische Ausbildung betragen pro Jahr 1000 Euro, das sind am Tag 2,74 Euro“, erzählt Mertes weiter. „Die Familien müssen sich aber teilweise selbst an der Ausbildung beteiligen, deshalb kalkulieren wir mit nur 600 Euro pro Jahr.“
Unter den Gästen befand sich auch Dr. André Borsche, Leiter der Interplast-Sektion Bad Kreuznach. „Wir werden uns zukünftig über E-Mail austauschen, und ich werde Sie für ein paar Tage in Äthiopien besuchen, um mir selbst ein Bild von der Situation zu machen“, versprach Borsche der Ordensschwester. Eine wichtige Hilfe für Schiffer, leiden doch viele Menschen in Äthiopien an Entstellungen durch schwere Verbrennungen. Dr. Schiffer ist froh, in den Rotariern Unterstützer gefunden zu haben. „Wir können nicht die ganze Welt verändern“, sagt sie. „Aber Einzelschicksale schon.“
Wer spenden möchte, kann seinen Wunschbetrag auf folgendes Spendenkonto überweisen: Verein der Freunde Rotary Bad Kreuznach Nahetal e.V., Deutsche Bank IBAN DE 37 560 700 24 009 949 9600, Stichwort Attat