Winterbacherin Andrea Klosova berichtet über ihren Versuch, ein Kunststoffteil im Wertstoffhof abzugeben
Rohrkrepierer im Soonwald: 40 Euro für Unrat zahlen?
Keine Chance beim Wertstoffhof in Bad Sobernheim: Andrea Klosova aus Winterbach musste ihr abgebrochenes Plastikrohr wieder mit nach Hause nehmen, es sei denn, sie zahlt 40 Euro. Was sagt der AWB dazu? Nichts. Foto: Reinhard Koch
khr

Winterbach/Bad Sobernheim. Wohin mit dem Rohr? Andrea Klosova, Frau des Winterbacher Ortsbürgermeisters Werner Rebenich, erzählt ein kleines Stück, das für Kopfschütteln sorgt. Nicht nur im Soonwald. Es geht um Ehrenamt, Bürokratie, Kundenservice...

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Müll im Dorf eingesammelt

Sie lebe im kleinen Winterbach inmitten der Natur, schreibt Frau Klosova an den „Oeffentlichen“. Täglich erfreue sie sich an ihrem schönen Dorf und an der Landschaft. Ihr Mann finde unter den Winterbachern dankenswerterweise immer wieder Mitstreiter und Unterstützer, die sich gerne und ehrenamtlich für ihr Dorf einsetzten, unter anderem bei einer kürzlichen Abfallsammelaktion in der Gemeinde. Dabei wurde auf einem öffentlichen Platz ein längeres und abgebrochenes Plastikrohr gefunden, das in keine Mülltonne passte. Im Bad Sobernheimer Wertstoffhof sollte es entsorgt werden. Alles gut? „Falsch gedacht“, wie sich am vergangenen Mittwoch herausstellte, berichtet Frau Klosova.

Sie buchte einen Onlinetermin für den späten Vormittag im 17 Kilometer entfernten Wertstoffhof. Vor Ort habe sie von einem Mitarbeiter erfahren, dass die Entsorgung des Rohrs 40 Euro kostet. „Das fand ich eindeutig zu viel, an Wucher grenzend.“ Auch ihre Erklärung, dass es sich hier nicht etwa um privaten Müll handele, sondern um den Rest der Reinigung eines öffentlichen Platzes, habe daran nichts geändert. Rat des Mitarbeiters: „Ich solle es zerschneiden und in die heimische graue Tonne entsorgen.“ Sie kehrte heim, ihr Mann rief bei der Hotline des Abfallwirtschaftsbetriebes an und erfuhr zunächst, dass der Mitarbeiter „richtig gehandelt hat“. Die private Abgabe eines solchen Plastikrohrs koste tatsächlich 40 Euro. Nach gut eineinhalbstündigen Telefonaten war aber ein möglicher Weg der Rohr-Entsorgung gefunden.

Klappt's beim zweiten Mal?

Die Behörde melde sie beim nächsten Besuch auf dem Wertstoffhof an, dann könne sie das Rohr abgeben. Vorausgesetzt, sie erreicht die Mitarbeiterin des AWB, die ihr das zugesagt habe. Nun schwant Frau Klosova, dass es wieder anders läuft und baut vor: Wenn sie es vor Ort erneut nicht los werde und noch immer 40 Euro zahlen solle, „nehme ich es mit zu meinen Eltern nach Tschechien“. Dort, im 1000 Kilometer entfernten Ostrava (290.000 Einwohner), stelle die Kommune zweimal im Jahr den Bürgern für solche Abfälle einen großen Baucontainer auf. Damit schütze man die Natur vor Müll. Da sie noch immer Bürgerin von Tschechien sei und hier einen zweiten Wohnsitz habe, „darf ich diesen Bürgerservice kostenlos nutzen“. khr/mz

Problem Plastikrohr: Am Montagabend baten wir den Kreis-Abfallwirtschaftsbetrieb um eine kur-ze Stellungnahme zum Versuch, das graue Abfallrohr im Wertstoffhof Bad Sobernheim abzugeben. Seither wartet der „Oeffentliche“ auf Antwort.

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