Bad Kreuznach braucht Geld
Retten höhere Parkgebühren in Bad Kreuznach die Bäder?
Ein Blick in das Bäderhaus: Die Zukunft der Bäderlandschaft in Bad Kreuznach steht derzeit auf dem Spiel. Eigentlich wollte man um die 90.000 Besucher pro Jahr dort begrüßen können, heute sind es gerade mal 35.000.
Heidrun Braun

Ein Wettlauf mit der Zeit, der nicht ganz überraschend kommt: Bis Ende Mai muss klar sein, inwieweit die Stadt Bad Kreuznach der finanziell angeschlagenen BGK entgegenkommt, um die Bäder der Stadt zu retten. Dafür sollen die Parkgebühren steigen.

Mehr als vier Stunden hat der Stadtrat getagt und in Sachen Zukunft der Bäderlandschaft nichts entschieden. Dass es zu keiner Entscheidung kommen würde, war aber bereits vor der Sitzung klar. Die Sondersitzung am Donnerstagabend diente der Meinungsbildung. Im Zentrum stand die Betriebsanalyse der Gesellschaft für Entwicklung und Management von Freizeitsystemen, kurz GMF, einem in München ansässigen Betreiber von Bädern und Wellnesseinrichtungen, der aber auch Beratungsdienstleistungen anbietet. Eine solche hat die Stadt Bad Kreuznach eingekauft, um endlich Gewissheit zu erlangen: Wie geht es mit den Bädern der Stadt weiter?

Der grundsätzliche Plan – ob er eine politische Mehrheit findet, ist sowieso offen – sieht so aus: Die BGK (Gesellschaft für Beteiligungen und Parken Bad Kreuznach mbH), der die städtische Bad-Gesellschaft (kurz Bad) zu 100 Prozent gehört, erhöht die Preise fürs Parken auf den von ihr bewirtschafteten 24 Parkarealen und erzielt so per anno 1,5 Millionen Euro mehr. Das bleibt aber nicht die einzige Erhöhung, auch die Eintrittspreise in den Einrichtungen der Bad sollen steigen. So will man 300.000 Euro mehr erzielen. Dazu hofft man dauerhaft auf einen Zuschuss von 1 Million Euro seitens der Stadt. Das ergibt 2,8 Millionen Euro, die man zukünftig benötige, so die Einlassungen von BGK-Chef Christoph Nath und Chefrechner Alexander Smuda, um allein (!) die Crucenia Thermen zu betreiben.

Der Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Kreuznacher Stadtwerke Christoph Nath wurde im August 2022 für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt. Bereits Ende Juli 2022 beschloss der Stadtrat in einer nicht-öffentlichen Sitzung mit 21 Ja-Stimmen diese Entscheidung. Auf dem Foto von damals Oberbürgermeister Emanuel Letz (von links), Geschäftsführer Christoph Nath und Bürgermeister Thomas Blechschmidt.
Chantal Rubroeder/Stadtwerke

Den Zeitplan, den Nath in der Sitzung vorgab, war bekannt: Für die BGK entscheidend, so bereits Anfang des Jahres kundgetan, ist der 27. Mai. Dann braucht der Geschäftsführer nämlich eine verbindliche Zusage seitens der Stadt, ob Geld fließen wird. Ohne dieses Geld wackelt der Wirtschaftsplan, der noch nicht beschlossen ist. Ohne Wirtschaftsplan, keine Erteilung des Testats durch einen Wirtschaftsprüfer, und ohne jenes droht die Insolvenz – wovon dann auch die Stadtwerke betroffen wären. Eine politische Entscheidung in Richtung Bäder gab es aber bislang nicht. Auch am Donnerstag gab es keine, es wurde aber spürbar: Es scheint einen festen Glauben daran zu geben, dass beide Einrichtungen – Bäderhaus und Crucenia Thermen – weiterbetrieben werden müssen.

Wie man nun genau vorgehen wollte, blieb am späten Donnerstagabend unklar. Am Freitagmorgen bestätigte Bürgermeister und Kämmerer Thomas Blechschmidt (CDU) auf Anfrage dieser Zeitung, dass man die notwendigen Finanzierungsbeschlüsse am 6. Mai im Finanzausschuss treffen will. Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Trier (ADD) hat der Stadt nämlich mitgeteilt, dass es ohne eine Erhöhung der Grundsteuer keine Haushaltsgenehmigung geben werde. Außerdem muss die Politik Folgendes beschließen: die Einführung einer Bettensteuer sowie die Anhebung der Parkgebühren (möglich, dass die 30-Minuten-Taktung komplett verschwindet). Die notwendigen Beschlussvorlagen dazu werden gerade von der Kämmerei erarbeitet.

Im April 2023 nahm die Bad Kreuznacher Stadtpolitik die Bädereinrichtungen unter die Lupe, wie hier die Außenterrasse des Bäderhauses.
Marian Ristow

Ob die Politik dann alles schnell genug abstimmen und von der ADD freigegeben lassen kann, steht in den Sternen. Auch ist nicht klar, ob, falls das alles nicht gelingt, ein Grundsatzbeschluss des Stadtrates genügt.

Vom Bäderhaus war natürlich auch die Rede. Das Problem: Durch die reduzierten Öffnungszeiten, die jährlich fälligen Zinsen von 450.000 Euro, die notwendigen Instandhaltungskosten (auch bei einer Schließung) und die schwierige Nachnutzung macht es derzeit praktisch keinen Unterschied, ob man es schließt oder offen lässt. Wird das Bäderhaus geschlossen, zerbricht der steuerliche Querverbund für die Crucenia Thermen, der eigentlich eine Ersparnis von 380.000 Euro bringt.

Die Salzgrotten in den Crucenia Thermen sind, was die Besucherzahlen betrifft, am schwächeln. Zwar haben dort 2023 rund 10.500 Menschen entspannt, damit 3300 mehr als im Noch-Corona-Jahr 2022, 2009 waren es aber mal mehr als 15.000 Besucher.
Marian Ristow

Wie lässt sich diese Sitzung inklusive der Analyse über Crucenia Thermen (Defizit von rund 1,4 Millionen Euro) und Bäderhaus (Defizit von rund 700.000) zusammenfassen? Nun ja: Laut GMF holt die Bad-Gesellschaft unter den gegebenen Umständen das Bestmögliche aus beiden Ausrichtungen heraus – auch wenn es Optimierungsbedarf gibt. Ziel könne es nur sein, so GMF-Geschäftsführer Thomas Meier, dafür zu sorgen, dass die Defizite nicht weiter anwachsen. Es dürfte auch dem letzten an diesem Donnerstag aufgegangen sein, dass beide Einrichtungen nicht wirtschaftlich zu betreiben sind.

Die Crucenia Thermen sind zu klein, um großartig die Zahlen zu steigern, das Fehlen einer Gastronomie macht sich bemerkt. Ein durchschnittlicher GMF-Betrieb mache allein mit der Gastronomie so viel Umsatz wie die Crucenia Thermen insgesamt, so GMF-Mann Meier. Beim Bäderhaus sei er erschrocken gewesen, über den drastischen Besucherschwund, der das Vor-Corona-Niveau nie mehr erreicht hat – anders als üblich in der Branche. 2023 zählte man 35.000 Besucher, 2004 waren es mal 90.000. Durch die beschränkten Öffnungszeiten ist man aber limitiert. Will man diese Zahlen wieder erreichen, was dringend geboten ist, muss man mehr Personal einstellen.

Mehr Details zu den Befunden aus der GMF-Studie gibt in einer der nächsten Ausgaben zu lesen.

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