Jüdische Gemeinde Kreuznach
Renovierung der Synagoge kostet fast eine Million
Valeryan Ryvlin zeigt auf eine Stelle, wo der Putz ab blättert, da in Folge kaputter Dachrinnen das Wasser zwischen Wand und Putz läuft.
Josef Nürnberg

Die Synagoge in der Alzeyer Straße war einst ein Zweckgebäude der US-Armee – und deshalb nicht für die Ewigkeit gebaut. Das bekommt die jüdische Kultusgemeinde Bad Kreuznach jetzt bitter zu spüren.

Die jüdische Kultusgemeinde Bad Kreuznach braucht Hilfe. Ihre 2002 eingeweihte Synagoge in der Alzeyer Straße, die zuvor jahrzehntelang die Kapelle der US-Armee war, muss dringend renoviert werden. Angesichts der geschätzten Kosten von rund 960.000 Euro wird es dem Vorsitzenden der Gemeinde, Valeryan Ryvlin, schwindelig.

Auf Hilfe hoffen Ryvlin und der Ehrenvorsitzende der Gemeinde, Nicolaus Blättermann, seitens des Landes. In einem Brief an Ministerpräsident Alexander Schweitzer beschreiben sie den Ist-Zustand des 70 Jahre alten Gebäudes und welche Sanierungsmaßnahmen anstehen. Auch Stadträtin und Ex-Bürgermeisterin Martina Hassel (SPD) hat als gute Freundin von Nicolaus Blättermann und der Kultusgemeinde schon mit Alexander Schweitzer gesprochen und ihm die Situation erläutert, als er im Kreis Bad Kreuznach einen Termin hatte.

Dringender Handlungsbedarf an den Dächern

Dass die Maßnahmen dringend nötig sind, wird beim Rundgang mit dem Vorsitzenden der Gemeinde durch den Gebäudekomplex deutlich. Dringender Handlungsbedarf besteht insbesondere an den Dächern, wobei die eigentliche Synagoge mit einem Satteldach und die hinteren Funktionsräume mit einem Flachdach gedeckt sind. Das große Problem des in die Jahre gekommenen Gebäudes, das in Leichtbauweise erstellt wurde, sind Feuchtigkeitsschäden. Als die Amerikaner die Kapelle in den 1950er-Jahren bauten, wollten sie keinen Bau für die Ewigkeit, da sie nicht mit einem langen Aufenthalt in Deutschland rechneten, sagte Ryvlin.

Valeryan Ryvlin ist froh, dass kleinere Maßnahmen wie der Umbau der Küche in Eigenleistung gemacht werden können. Für die eigentliche Sanierung der Synagoge braucht es aber Fachleute.
Josef Nürnberg

So war es dann auch in Folge der Wende 1989. Nur hatte beim Bau niemand mit einem zweiten Leben des Gebäudes als Synagoge rechnen können. Sowohl in den Funktionsräumen als auch in der Synagoge gibt es Feuchtigkeitsschäden.

Dinge, die die Gemeinde in Eigenleistung machen kann, wie die derzeit laufende Renovierung der Küche, sind nicht das große Problem. Neben der Reparatur der Dächer durch Verstärkung der Dachkonstruktion und neuer Ziegeldacheindeckung sowie der Entfernung und Entsorgung der Asbestwellplatten steht die vollständige Wärmeisolierung an. Schon jetzt ist die Synagoge im Winter kaum zu heizen, sodass man zu den Gottesdiensten in einen kleineren Raum, die Wintersynagoge, ausweichen muss.

Auch die Toilettenanlagen sollen erneuert werden

Im Zuge der Sanierung ist zudem geplant, die aus der Erbauungszeit stammenden Toilettenanlagen zu erneuern. Dringend erneuert werden müssen auch die Be- und Entwässerungsleitungen, zudem soll ein Fettabscheider eingebaut werden. Obwohl die Gemeinde weiß, wo der Schuh drückt, kann sie nicht einfach loslegen, da sie auf Zuschüsse und Fördergelder angewiesen ist. Um die nötigen Anträge hierfür stellen zu können, braucht die Gemeinde jedoch ein Leistungsverzeichnis, in dem die Gewerke und deren Kosten aufgeführt sind. 12.000 Euro kostet alleine dieses Leistungsverzeichnis.

Die Sparkasse Rhein-Nahe hat 6000 Euro hierfür der Gemeinde gespendet. Die Hoffnung, dass die andere Hälfte die Kreissparkasse Birkenfeld spenden würde, hat sich, obwohl jüdische Menschen aus dem Landkreis Birkenfeld auch zur Bad Kreuznacher Gemeinde gehören, zerschlagen. Dafür hat die evangelische Kirche Bad Kreuznach eine Spende in Höhe von 2000 Euro zugesagt. Derzeit stehen allerdings noch 4000 Euro offen. „Ich hoffe, wir finden weitere Spender“, so der Wunsch von Ryvlin.

Immerhin spielen die Fördermöglichkeiten der Gemeinde in die Karten. Hassel hat sich bereits informiert. „War es bis vor Kurzem so, dass das Land nur Synagogenneubauten bezuschusste, gibt es jetzt auch bei Renovierungen einen Landeszuschuss“, weiß Hassel. Zudem kann man mit einem Zuschuss für die energetische Sanierung von bis zu 35 Prozent aus dem Gebäudeenergiegesetz rechnen. Das Leistungsverzeichnis ist auch wichtig, um eine Prioritätenliste aufzustellen. Ryvlin und seine 160 Gemeindemitglieder setzen auf Solidarität der Bürger und hoffen, dass sie spenden. Die IBAN lautet DE89560501800010188464.

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