Mit einem Rekordergebnis von 1,5 Millionen Euro endete die Weinversteigerung der Winzer des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) Nahe im Museum Römerhalle. Im Fokus standen die Rieslinge des Jahrgangs 2023, allerdings sorgten die teilnehmenden Winzer, zu denen auch VDP-Betriebe von der Ahr, aus Pfalz und Rheinhessen gehören, für Abwechslungen.
Moderatorin Caro Maurer, Master of Wine, begrüßte mit Frank Schönleber, Vorsitzender des VDP Nahe, neben den Gästen in der gut besetzten Römerhalle insgesamt rund 1200 Weinfreunde, die rund um den Globus das genussreiche Auktionserlebnis verfolgten. Seit Beginn der Veranstaltung findet sie als nasse Versteigerung statt. Und das bedeutet: von (fast) allen Weinen, – und zur Auktion stellen die Winzer nur ihre besten Weine des Jahrgangs -, gibt es eine Kostprobe ins Glas. Sind es heutzutage die Spitzenweine und Raritäten, die unter den Original-Sotheby’s-Hammer von Michael Prinz zu Salm-Salm kommen, so waren es 1912 Fässer, oder wie Frank Schönleber erläuterte, ganze Keller, die zum Aufruf kamen.
Einst kamen ganze Keller zum Aufruf
Das Prinzip der nassen Versteigerung ist das schönste an der Auktion und es ist weltweit einzigartig, freute sich denn auch VDP-Vorsitzender Schönleber. Tatsächlich ist es ein besonderes Erlebnis, wenn man den kleinen Schluck, mit allem, was die Sinne hergeben, erprobt, und dabei mitbekommt, dass sich der Preis für das Tröpfchen gerade mal verdoppelt hat. Zum Einstieg war es ein Spätburgunder von der Ahr vom Jahrgang 2022, der sein Potenzial vielversprechend im Glas andeutete. Und sein Erzeuger, Winzer Ludwig Kreuzberg aus Dernau gab noch einmal Einblick, welchen Einschnitt die Jahrhundertflut für den Weinbau im Ahrtal bedeutete.

Gleich im Anschluss gab es zur Verkostung noch zwei wunderbare Schlenker vom Kodex Rieslingwein mit Caroline Diels Pinot Noir aus Burg Layen (einem echten Familienerzeugnis) und einem Rieslingsekt aus der Schloßböckelheimer Kupfergrube vom Gut Hermannsberg, der ehemaligen Weinbaudomäne. Ein unermüdlicher Motor dafür, dass die Arbeit in Weinberg und Keller die bestmögliche Entlohnung findet, ist der ehrenamtliche Auktionator des VDP Nahe. Prinz Salm hielt die Bietergefechte der Kommissionäre im Saal am Brodeln, dirigierte sie geschickt zum Siedepunkt und blieb dabei stets im Dialog mit dem Saal.
Das für die deutsche Geschichte so bedeutungsreiche Datum der diesjährigen Auktion, der 9. November, skizzierte er mit der Erinnerung an den von den Nationalsozialisten organisierten Novemberpogrom 1938. Den Winzern des VDP Nahe sei es Mitte der 1930er Jahre noch gelungen, bei einer Versteigerung die Nazischläger aus dem Saal zu werfen, die die jüdischen Weinkommissionäre vertreiben wollten. So habe es ihm Winzerkollege Egon Anheuser berichtet, erklärte Prinz Salm. Im darauffolgenden Jahr waren die jüdischen Mitbürger aufgrund des Berufsverbotes dann nicht mehr zugelassen. Der 9. November markiere aber nicht nur Tiefen, sondern auch Höhen der deutschen Geschichte, wie die legendäre Pressekonferenz 1989 von Günter Schabowski, die den Mauerfall einleitete, so Salm.
Weininteressierte in Hongkong, New York und Brisbane verfolgten die Auktion
Das Publikum in der Römerhalle erhielt per Live-Schaltung Impressionen von den Versteigerungspartys in Guatemala-City, Amsterdam und Düsseldorf. Außerdem verfolgten Weininteressierte in Hongkong, New York und Brisbane die Auktion. Den Statuten nach erfolgen die Gebote in aller Regel über die Kommissionäre. Es gab aber auch für das Publikum im Saal eine Gelegenheit, selbst ein Gebot abzugeben. Und das bei einer ausgesprochenen Rarität, einer Magnumflasche, gefüllt mit einer Riesling Trockenbeerenauslese aus dem Monzinger Halenberg. Winzer Frank Schönleber konnte sich beim Hammerschlag „zum Dritten“ über den stolzen Erlös von 7000 Euro freuen. Aufgerufen worden war die edelsüße Spezialität vom Jahrgang 2005 für 850 Euro.
Mit viel Erfolg konnten auch die beiden Charity-Pakete versteigert werden. Dabei hatte Landrätin Bettina Dickes einen Überraschungsauftritt – in Bezug auf ihr Outfit. Sie eilte nämlich von einem Funkerseminar für Feuerwehrleute in Montur herbei, um für ihr Projekt zu werben. Mit dem Erlös der Kiste mit flüssigen Schätzen wird die Anschaffung von Gewächshäusern für Schulen finanziert. Die 15 Flaschen, gefüllt mit Großen Gewächsen und einer Grand Réserve, erzielten 5000 Euro zugunsten des Nachhaltigkeitsprojektes. Ein weiterer Höhepunkt der Auktion war die Versteigerung eines Weinabends im Meisenheimer Hof. Die Gewinner des Abends dürfen Sternekoch Markus Pape in seiner Küche über die Schulter schauen und werden mit einem Vier-Gänge-Menü verwöhnt. Die passenden Weine dazu steuern die Winzer Philipp Kuhn und Frank Schönleber bei.