50 Jahre Rheinland-Pfälzisches Freilichtmuseum Bad Sobernheim und 20 Jahre Naturpark Soonwald Nahe: als enge Verbündete feierten sie ihre Jubiläen gemeinsam in zahlreicher Präsenz mit Ständen im Museum.
Das mit Leben zu füllen war die Aufgabe der ehrenamtlichen Mitarbeiter des Museums, sind doch die Häuser und Werkstätten mit so viel meist handwerklichem vergangenem Können und Wissen verbunden, das gezeigt werden muss: Schmieden, Töpfern, Drechseln, Schiefer zurichten, Backen im Hasselbacher Back- und Rathaus, die zahlreichen häuslichen Tätigkeiten wie Weben, Waschen, Kochen, Nähen, aber auch wie man früher Seile gedreht, Wurfringe aus Weiden hergestellt hat, wie die Post damals aussah, oder die Arbeit in der erst vor wenigen Wochen eingerichteten Spenglerwerkstatt. Ohne die Ehrenamtlichen, das konnte schließlich auch keiner der Festredner im Winterburger Tanzsaal ungesagt lassen, gebe es das Rheinland-Pfälzische Freilichtmuseum in dieser Form kaum.

Hinzu kamen am Festtag noch zahlreiche mit dem Museum verbundene Akteure, allen voran die Schulen. Die Bad Sobernheimer an erster Stelle, nicht weniger selbstverständlich mit spannenden Ständen die Naturparkschulen, zum Teil weit über das Gelände gestreut. So war die Friedrich Karl Ströher Realschule Plus Simmern sowohl in Mosel-Eifel als auch in Pfalz-Rheinhessen vertreten. Oder, hatte man den Chor der ersten Klassen der Bad Sobernheimer Grundschule gerade noch vor dem Winterburger Tanzsaal hören können, traf und hörte man ihn wenig später auf dem Platz vor dem Geräteschuppen ganz am vorderen Ende des Rundgangs. Der übrigens gehörte fast zur Gänze den Schulen und war eine erste dicht gedrängte Station. Man konnte vor allem, wie fast überall, selbst aktiv werden. Da gab es Fühlkisten, Sigel zum selbst gestalten, Papierschöpfen und Informationen. Die dritten Klassen der Bad Sobernheimer Grundschulen konnten ihren Kartoffelacker präsentieren und rundum zeigen, wie mit einfachen Mitteln wunderbare Spiele zu betreiben sind. Was liegt bei Kartoffeln etwa näher als Sackhüpfen?
Wie will man ein ganzes Museum durchforsten, wenn man schon am Anfang vor lauter spannenden Angeboten kaum vorwärtskommt? Im Kelterhaus Bruttig hatte sich das Emanuel-Felke-Gymnasium eingerichtet. Mit seinem Projekt „Spurensuche“ ist es seit Jahrzehnten aufs Engste mit dem Museum verbunden. Das ist Produktionsstätte und Präsentationsort der Projekte zugleich gewesen. Eine Geschichte in der Geschichte.

Auch befreundete Museen waren präsent, so das Simmersche Hunsrück Museum mit seiner Ausstellung „Anderland, 200 Jahre deutsche Auswanderung nach Brasilien“. Im Haus Ürzig war die im Museum bestens bekannte Living History Gruppe „Lon und Solt“ um 1760 zu finden. Auch im 18. Jahrhundert schätzte man es, wenn die Arbeit es zuließ, sich vor kälteren Tagen ins Haus zu begeben. Als eine Richtlinie des Museums für die gesamte Präsentation hatte die Museumspädagogik die Nachhaltigkeit mit ihren 17 Zielen der Agenda 2030 der Bundesrepublik in den Vordergrund gestellt.
Gut tat man am Sonntag daran, den Waldweg von Ürzig nach Pfalz-Rheinhessen zu nehmen. Spannend nämlich war besonders, was das Institut für Geschichtliche Landeskunde Rheinland Pfalz über die Wassermühlen im Hunsrück zu berichten hatte. 19 Mühlen etwa hatte der Kellenbach ins Simmertal aufzuweisen. Als Ort mit je eigener Geschichte von Grundnahrungsmittelerzeugung und Energiegewinnung ist deren Geschichte höchst aktuell. Aktuell ist auch das kleine Epizentrum des Zeitreisetags, der Napoleonsplatz. Zu den „Omas for Future“, die alle 17 Nachhaltigkeitsziele zu einem Spiel vereint hatten, kamen nicht weniger zukunftsgerichtete Aktionen, etwa vom Nabu oder dem Regionalbündnis. Das Dienstleistungszentrum ländlicher Raum hatte sich wie die Naturstation Lebendige Nahe dem Wasser gewidmet.

Die Geschichte des Freilichtmuseums selbst war schließlich ganz das Thema des Empfangs im Winterburger Tanzsaal. Die nämlich stand im Mittelpunkt der offiziellen Feierstunde. Begleitet wurde sie von einer kleinen musikalischen Geschichte, die Ully und Alex Mathias boten. Dass auch von der Politik das Freilichtmuseum keineswegs als unbedeutendes Nebenbei gesehen wird, machte die Reihe der Ehrengäste und Gratulanten deutlich genug. Uwe Engelmann, Verbandsgemeindebürgermeister und derzeit der Vorsitzende des Stiftungsrats des Museums, hatte als erster Redner die Freude alle begrüßen zu dürfen. So etwa Bundestagspräsidentin Julia Klöckner und die rheinland-pfälzische Kulturministerin Katharina Binz. Mit dem Museum am intensivsten verbunden ist Rolf Kehl. Vom Kreisbeigeordneten bis zum Verbandsgemeindebürgermeister hat er das Museum in verschiedenen Ämtern begleitet, vor allem jedoch ist er seit mehr als 15 Jahren Vorsitzender des 950 Mitglieder starken Freundeskreis. Humorig ließ er auch einen Blick in die Mittelbeschaffung des Freundeskreises zu, so etwa beim wöchentlichen Stammtisch in der kleinen Kneipe im Haus Bickenbach.

Froh zeigten sich alle, dass mit einer in diesem Jahr aufgebesserten finanziellen Ausstattung, vor allem durch das Land, eine weitere fatale Verschuldung gebremst werden konnte. Deutlich machte aber vor allem Fritz Schellack vom Hunsrück-Museum Simmern und im wissenschaftlichen Beirat des Museums, dass es immer zu wenig war und auch heute deutlich mehr sein müsste. Ideen sind da, gemacht werden könnte Wichtiges, das Geld ist es, was fehle.
Mit einem „Rückblick in zehn Minuten“ beendete Museumschefin Sabrina Hirsch den offiziellen Teil. Kuchen gab es selbstverständlich aus der Museumsbäckerei.