Dabei wollte er nur das tun, wozu er gesetzlich angehalten ist, nämlich seine Neuerwerbung umzuschreiben. Auch hatten er und der Vorbesitzer im Kaufvertrag eine Umschreibefrist von einer Woche vereinbart. Als der gute Mann am Dienstag den Termin am 1. Juli bekam, hielt er es für einen Witz und versuchte, die zuständige Abteilungsleiterin Claudia Langhals zu sprechen. Die war allerdings an diesem Tag nicht erreichbar. So wendete er sich an Ordnungsdezernent Markus Schlosser, der ihn aber an Amtsleiterin Heiderose Häußermann verwies.
Nachdem er seine Position dargelegt hatte, flatterte ihm kurz darauf eine E-Mail ins Haus mit dem Vorschlag, schon Mitte Juni sein Fahrzeug ummelden zu können. Diesen Termin hat er abgelehnt und stattdessen ein Unternehmen mit der Zulassung beauftragt. Die Dienstleistung kostet 57 Euro. Dafür hat der Mann am Mittwoch die nötigen Unterlagen abgegeben und bereits am Donnerstagmittag die Ummeldung seines Fahrzeugs. Auch wenn er sich nun nicht mehr mit der Zulassungsstelle der Stadt auseinandersetzen muss, ärgert ihn das Verhalten der Behörde.
„Wer Geld hat, kann ein Unternehmen mit der Umschreibung beauftragen. Wer kein Geld hat, muss einen Monat warten“, kritisiert er eine Zweiklassengesellschaft. Wie viele andere, die sich über lange Fristen bei der Zulassungsstelle seit der Corona-Krise beschweren, fordert er ein deutlich höheres Engagement der Behörde. Beispielhaft nennt er Kassiererinnen im Einzelhandel oder auch Menschen, die zurzeit Zwölf-Stunden-Schichten in der Pflege absolvieren. „Die machen das für viel weniger Geld. Und obwohl die Stadt hoheitliche Aufgaben wahrnimmt, bewegt sich das Amt nicht“, lautet ein häufig zu hörender Kritikpunkt. Abteilungsleiterin Claudia Langhals weiß um die Kritik. Aus ihrer Sicht lassen sich die Öffnungszeiten nicht einfach ausweiten. Sie verweist darauf, dass in der Zulassungsstelle viele Teilzeitkräfte beschäftigt sind. Sie erläuterte aber nicht, warum nicht auch Teilzeitkräfte in Zeiten der Corona-Krise ihren Stundenumfang erhöhen könnten, sodass die Zulassungsstelle zusätzlich an Nachmittagen öffnen könnte.
Klar ist, dass aufgrund der räumlichen Enge nur jeweils zwei Kunden die Büros betreten können. In Vor-Corona-Zeiten waren es vier. Weitere Räumlichkeiten stehen laut Langhals nicht ohne Weiteres zur Verfügung. Auch könne man fachfremde Mitarbeiter der Stadt dort nicht einsetzen. „Wer bei uns arbeitet, braucht eine Einarbeitungszeit von mehreren Wochen bis hin zu einigen Monaten“, sagt sie.
Langhals verweist zudem auf weitere Aufgaben ihrer Abteilung, die unter anderem auch gefordert ist, wenn TÜV-Termine exorbitant überschritten werden. Auch die Kritik, dass es bei der Zulassungsstelle des Kreises Bad Kreuznach viel schneller geht, lässt Langhals nicht so stehen. Sie verweist darauf, dass dort doppelt so viele Mitarbeiter beschäftigt und deren Arbeitsplätze anders angeordnet sind.
Darüber dürften Einwohner aus dem Landkreis glücklich sein. Denn wer sich Donnerstag einen Termin zur Ummeldung seines Fahrzeuges bei der Kreisverwaltung geholt hat, kann Montagmorgen, 8. Juni, bereits sein Fahrzeug ummelden. Eine Abmeldung wäre sogar noch am Donnerstag, also am gleichen Tag, möglich gewesen. Mit ihrem Bearbeitungstempo hält die Kfz-Zulassungsstelle der Stadt Bad Kreuznach übrigens einen einsamen Rekord in der Region. Bei der Zulassungsstelle in Bingen müssen Kunden zurzeit knapp 14 Tage bis Mitte Juni warten, während Bewohner des Rhein-Hunsrück-Kreises sogar zu den üblichen Öffnungszeiten die Zulassungsstelle in Simmern aufsuchen können.