Die vorweihnachtliche Spannung steigt, im Internet geht das Thema längst rauf und runter: „Blockbustert“ auch die Fortsetzung weltweit wie die Premiere des James-Cameron-Werks – Avatar 1 – Aufbruch nach Pandora – vor 13 Jahren?
Johannes Sawatzki (36), seit vier Jahren Co-Geschäftsführer der beiden Cineplex-Kinos in Bad Kreuznach mit neun Sälen und 1200 Plätzen und Limburg mit acht Sälen und 1400 Plätzen und jeweils rund 350.000 Gästen jährlich, hofft auf die Sogwirkung des galaktisch-romantischen (Nachhaltigkeits-)Märchens mit einer Laufzeit von 3,10 Stunden – und damit rekordverdächtiger Überlänge, die an einem Stück „abgespult“ wird: „Regisseur und Verleih untersagen eine Pause“, erklärt Film-Enthusiast Johannes Sawatzki, „Avatar 2 darf nicht unterbrochen werden.“ Wer mal raus muss, verpasst also einige Szenen.
Die Kinojahre 2022 und 2023
Die Knaller der Kino-Saison 2022 waren im Kreuznacher Cineplex bislang die Minions, Top Gun 2, Fantastische Tierwesen 3, Schule der magischen Tierwesen (2 Teile), Jurassic World, Uncharted und Dr. Strange 2. Avatar 2 dürfte sie alle toppen; schon Teil 1 spielte 2,92 Milliarden Dollar ein und gilt als erfolgreichster Film aller Zeiten mit 11,28 Millionen Zuschauern allein in Deutschland. Bis 2028 sollen drei weitere Avatar-Filme erscheinen. Für 2023 angekündigt: Super Mario, Guardians of the Galaxy 3, Ariel, Oppenheimer, Mission Impossible 7, Dune 2, Magic Mike und Indiana Jones. Im Cineplex sind ferner acht Live-Opern der New Yorker MET und wöchentlich Arthouse-Produktionen zu sehen. mz
Auch die Sawatzkis und ihr knapp 60 Mitarbeiter starkes Team atmen auf: Nicht, dass sie in den Corona-Jahren die totale Flaute erlebt hätten, aber 2020 und 2021 mussten sie pandemiebedingt jeweils sechs Monate schließen. Mit der Folge eines rund 20-prozentigen Rückgangs bei Umsatz und Gästezahl 2022. Avatar 2 lässt den Himmel über den Leinwänden wieder deutlich aufklaren. Bis Februar/März und damit recht lange wird die Cameron-Produktion wohl im Cineplex laufen – vor allem als 3D-Version, für die der Kinogast einen Aufschlag zahlt; ebenso für die Relax-Premiumsessel.
Die Preisspanne für die Avatar-Kinokarte bewegt sich zwischen 10,50 und 21 Euro, so der Geschäftsführer. Die 3D-Brille ist im Paket enthalten; rund 50.000 der Sehhilfen mit Polarisationsfilter lagern bei den Sawatzkis. Die Brillen werden von einem Dienstleister gereinigt und in den Kinosälen wiederverwendet. Kaputte Brillen werden recycelt.
Vor dem Filmstart in Bad Kreuznach steht ein aufwendiges Übertragungsprozedere. Nicht per Kurier wie in Analog-Filmrollen-Zeiten kommt der Blockbuster an die Nahe. Nein, unbemerkt findet er nachts den Weg auf den dann unbelasteten Server der Sawatzkis. Über Stunden hinweg muss die mehrere Terabyte große Avatar-2-Datei überspielt werden. Und wenn sie vollständig implantiert ist, braucht es noch einen geheimen und kopiersicheren Schlüssel, der den Sawatzkis, wie allen anderen Kinobetreibern auch, erst kurz vorm Filmstart übermittelt wird.
Wenn ein solcher Blockbuster startet, wollen viele dabei sein und mitreden können, statt sich auf zwei-, dreiminütige Trailer etwa auf YouTube zu verlassen. Abwarten, bis ein Streamingdienst, in diesem Falle Disney+, den Film endlich zeigt? Vielen dauert das zu lange, was den Kinobetreibern in die Karten spielt. „Wer streamt, sitzt alleine zu Hause“, gibt Johannes Sawatzki zu bedenken, „das Gemeinschaftsgefühl, mit 300 Menschen in einem großen Filmsaal Emotionen zu erleben, geht dabei verloren.“ Genau wie das optische Erlebnis eines Films auf einer riesigen Leinwand.
Die viel gestellte Frage, ob das heimische Streaming den Tod der Kinos bedeutet, beantwortet er versichernd mit einem „Nein“. Eher könnte sich der junge Cineplex-Chef eine Kooperation der Lichtspielhäuser mit den Streamingkonzernen vorstellen. Doch das steht noch in den Sternen, denn vorher, das sagen nicht nur die Sawatzkis, „wird sich die Zahl der aktuellen Streamingdienste deutlich reduzieren“.