Bad Kreuznach – Jeder im Gässje kennt ihn, den Sunnyboy, Schausteller, Rennfahrer und Kanalisationsexperte Philipp Wittlinger. Heute feiert er seinen 60. Aber nur im kleinen Kreis mit seinen drei Kindern.
„Wenn ich reinkam, ging das Licht an“, sagt Philipp Wittlinger. Wer den früheren Schausteller, Gastronom, Rennfahrer und Kanalreinigungsspezialisten kennt, der weiß, dass er nicht übertreibt. Heute wird er 60, lebt zurückgezogen in einer Drei-Zimmer-Wohnung, plagt sich mit einer Lungenkrankheit, sagt: „Ich lebe nur noch für meine Kinder.“
Ja, ja, die Kinderzeit. Phil Wittlinger kam 1950 als Ältestes von zehn Geschwistern in Bad Kreuznach zur Welt, fuhr mit fünf schon Motorrad. „Ich sollte die Nahebrücke als Erster überqueren, aber dann waren zu viele Leute da und ich durfte nur auf dem Kornmarkt rumfahren“, erinnert er sich. Mit neun arbeitete er schon in der Schnellgaststätte in der Wilhelmstraße, machte Bratwurst und Pommes. Als Schausteller im elterlichen Betrieb bekam er kein Geld von Papa Friedel, aber schicke Autos. Er zählt sie locker auf. Triumph Spitfire, Mercedes 190 Heckflosse, Porsche SC, Alpha Spider, BMW GT. Und dann ging's richtig auf die Überholspur. Jaguar E-Type Zwölfzylinder und schließlich die erste Corvette. Ein Cabrio mit 7,4 Litern Hubraum („Da konntest Du im vierten Gang mit quietschenden Reifen losfahren“). Dann die zweite Corvette. Die schönste Europas mit Airbrush im Innenraum und Rolls-Royce-Leder. Als Sohn Patric geboren wurde, stieg er auf Maserati um, und als die Zwillinge Vanessa und Laura (heute 15) die Familie vergrößerten, gab's einen Pontiac Transport, später einen getunten Sharan. PS-strotzende Kleinwagen wie die R5-Turbos oder 65-Tonnen-Trucks, mit denen Riesenräder transportiert werden, chauffierte er ebenfalls.
Seine Leidenschaft war der Rennsport. Wittlingers Aufholjagd bei Kreuznacher Flugplatzrennen 1977 vor mehreren Tausend Zuschauern war legendär. Freitags platzte im Training der Motor, er musste mit neuer Maschine, die nachts in Koblenz eingebaut wurde, zweimal aus der letzten Reihe von 32 Teilnehmern starten, wurde Fünfter und Dritter. 170 fuhren die auf der Geraden des Flugfelds. Das Renncart transportierte er auf dem Gepäckträger des Jaguar. „Horst Stumpf war damals mein Schmiermaxe“, erinnert er an goldene Zeiten.
170 fuhr Wittlinger auch mit der Corvette in der Wilhelmstraße. „Das ist noch heute Rekord“, sagt er und lächelt. „Die Polizei ließ mich als stadtbekannten Antialkoholiker in Ruhe“ In der Salinenstraße war's wohl noch eine Ecke schneller, 200. Und dann mit 160 in die S-Kurve Richtung Salinenbrücke. Damals mit Fred Hoppe als Beifahrer. „Der hatte weiche Knie“, grinst Wittlinger, der sieben Jahre lang Vorsitzender des Corvette-Club war. Von 40 steigerte er die Mitgliederzahl auf 120, statt Sie sagten alle Du zueinander.
Auf Du und Du sind viele mit Sunnyboy Phil. In Kreuznach und landauf, landab. „Wir haben so einiges bewegt, auch in der Gastronomie“, sagt er und erinnert an manche Schönheit und viele VIPs, mit denen er zu tun hatte. Jürgen Drews ist ein Freund, den unvergessenen Porsche-Rennleiter Huschke von Hanstein traf er mehrmals. Heute geht's ruhig zu bei ihm. Den 60. feiert er nur mit den Kindern. Keine Riesenparty wie beim 50., als in Koblenz eine Disco gemietet wurde und Schausteller aus ganz Deutschland anreisten, dann drei Wochen Party in Florida folgten.
Die Karriere von Patric (20) verfolgt Philipp Wittlinger natürlich gespannt. Schon mit drei trug der Kleine Steppschuhe, gewann Nachwuchswettbewerbe, fuhr dann Cartrennen (Phil: „Das war auf Dauer zu teuer!“), spielte Tennis, Fußball, nahm eine CD auf, ging mit der RZ auf Summi-Tour. „2011 wird sein großes Jahr,“ hofft Philipp für Patric, der 2009 Aufnahmen mit Genevieve Jackson, der Schwester des King of Pop, machte, in Los Angelos zum Tänzer und Entertainer ausgebildet wurde.