Wir werden älter, und damit kommen auch verstärkt gesundheitliche Einschränkungen und in vielen Fällen Pflegebedarf zum Tragen. In der Verbandsgemeinde Rüdesheim bietet der Pflegestützpunkt, der seit November in Rüdesheim angesiedelt ist, kostenfreie und neutrale Beratung für alle gesetzlich Versicherten rund um das Thema Pflege. „Es ist unser Anliegen, dass die Menschen in der Region bestmöglich versorgt sind“, sagt Anja Zimmer.

Team bietet Rundum-Sorglos-Infopaket
Anja Zimmer und ihre Kollegin Katja Wolf sind sehr gefragte Gesprächspartnerinnen. Die Diplom-Pädagogin und die Sozialversicherungsfachfrau bilden das Team des Pflegestützpunktes und ergänzen sich mit ihren Fachkenntnissen. Ende Oktober 2024 sind sie mit dem Pflegestützpunkt von Hargesheim nach Rüdesheim umgezogen. In dem Gebäude „Am Schlittweg 8“ haben sie helle, freundliche Büros mit barrierefreiem Zugang bezogen. Die beiden gehen auch in die Haushalte, um den individuellen Bedarf einzuschätzen, und in Einrichtungen, in denen Klienten leben. Es gibt im Einzelfall etliche Fragen zu klären, etwa ob ein Pflegedienst gebraucht wird, welche Aufgaben der Dienst übernehmen soll, ob man Unterstützung im Alltag benötigt und vieles mehr.
„Im Prinzip ist es ein sozialversicherungsrechtliches Rundum-Sorglos-Paket, das wir in der Beratung anbieten. Bis zu den Rentenpunkten, die man als pflegender Angehöriger bekommen kann, wenn man Arbeitszeit zugunsten der Versorgung reduziert“, erläutert Zimmer. 1131 Gesamtberatungen hat das Team 2024 durchgeführt. Der Bedarf ist deutlich steigend: 2023 waren es 1060 Beratungen. Und er ist inzwischen in allen Altersgruppen von Null bis 90 vorhanden. „Wir beraten beispielsweise auch Kinder mit Beeinträchtigungen oder mit ADHS“, sagt Anja Zimmer. Wer von einem Unfall betroffen ist, hat möglicherweise temporär Pflege- oder Hilfebedarf, das kann alle Altersgruppen betreffen.
Unterstützung bei Anträgen
Die Hilfebedarfe sind sehr unterschiedlich, je nach individueller Lebenssituation und Diagnose. Das Team unterstützt bei der Beantragung von Pflegestufen für Betroffene ebenso wie bei der Beantragung von Reha-Maßnahmen für pflegende Angehörige, die eine Auszeit brauchen. Ganz wichtig: Am besten wendet man sich vor dem Termin der Begutachtung an den Pflegestützpunkt. In der ländlich geprägten VG Rüdesheim ist die Versorgung von Senioren, die auf dem Dorf leben, ein Thema. Derzeit fehlt es beispielsweise an Angeboten für Anlieferung von warmen Mahlzeiten, wenn Einschränkungen vorliegen, die das eigenständige Aufwärmen von Tiefkühlmenüs ausschließen.
Eine häufige Situation in der Familie: Ein Senior wird aus dem Krankenhaus entlassen, und die Angehörigen, die mitunter weit weg leben, müssen sich darum kümmern, welche Hilfen der Vater zu Hause braucht. Der Pflegestützpunkt berät nicht nur, er koordiniert auch die erforderlichen Unterstützungsleistungen. „Man muss auch viele Dinge initiieren, zum Beispiel, dass die Krankenkassenkarte eingelesen wird, es muss geklärt werden, ob die Apotheke ausliefert, ob es jemand gibt, der den Senior mal zum Einkaufen oder zum Arzt fährt“, schildert Zimmer mögliche Szenarien. Vielen ist der gesetzlich verankerte Anspruch auf diese Beratung nicht bekannt, daher will das Team seine Öffentlichkeitsarbeit, etwa bei Seniorennachmittagen, fortsetzen.
Team informiert auch die Öffentlichkeit
Geplant ist für 2026 ein Demenzparcours. Zimmer und Wolf haben dieses Projekt schon einmal in der Sozialstation Nahe durchgeführt. „Damit wollen wir vermitteln, wie man an Demenz erkrankte Menschen besser versteht. Mit verschiedenen Stationen haben wir aufgezeigt, warum die Patienten länger brauchen, um sich fertigzumachen, oder beispielsweise warum sie lieber mit den Fingern statt mit Messer und Gabel essen möchten“, führt Anja Zimmer aus. Für dieses Jahr steht am 29. Oktober ein Vortrag zum Thema Vorsorgevollmacht in der Sozialstation Nahe in Hargesheim auf dem Programm.